200901-Sorgearbeit-SocialMedia-schölper (2)Im September 2020 hat sich das zivilgesellschaftliche Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ gegründet. Das Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaften, Frauen-, Männer- und Sozialverbänden sowie aus Selbsthilfeorganisationen und Stiftungen setzt sich für eine geschlechtergerechte Verteilung unbezahlter Sorgearbeit ein.

Wir als Bundesforum Männer sind Mitglied im Bündnis, um Rahmenbedingungen und Anreizstrukturen dahingehend zu verändern, dass es Männern und Vätern leichter fällt, sich stärker in die Sorgearbeit einzubringen. Denn nach wie vor ist die unbezahlte Sorge- und Hausarbeit ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt. Die Erfahrungen in der Corona-Pandemie haben dies nochmals sehr deutlich gemacht.

Wir wissen, vor allem Frauen haben die Mehrbelastungen geschultert, das Homeschooling übernommen und beruflich zurück gesteckt.  Aber auch viele Männer haben sich in der Pandemie stärker in die Sorgearbeit eingebracht und sich zwischen Beruf und Familie aufgerieben. Begrenzt werden die Handlungsmöglichkeiten dabei durch weiterhin bestehende betriebliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, gelebte Arrangements in Partnerschaften, Lebensverlaufsstrukturen und nicht zuletzt durch tradierte Geschlechterbilder. Dies gilt für Männer wie für Frauen gleichermaßen, wenn auch jeweils auf unterschiedliche Weise.

So hat die Pandemie zu oft das verschärft, was – statistisch gesehen – noch immer vorherrschende Realität in Deutschland ist: Ein Paararrangement mit einem Vater als Haupternährer, der für die finanzielle Absicherung der Familie zuständig ist und der sich hier auch wie selbstverständlich in der Pflicht sieht. Und einer Mutter, die Teilzeit beschäftigt ist und sich überwiegend und ebenso selbstverständlich um Sorge- und Hausarbeit kümmert. Notwendig ist es, genau diese Selbstverständlichkeiten aufzubrechen und Veränderungen möglich zu machen.

Viele Frauen und Männer wollen heute unbezahlte Sorgearbeit und Erwerbsarbeit gleichberechtigter aufteilen und als Bundesforum Männer glauben wir, dass es für Männer auch gute Gründe gibt, berufliche Ansprüche zurück zu schrauben und mehr Verantwortung in der Familie für Kinder und Haushalt zu übernehmen. Es tut ihnen selbst und der Beziehung zu den Kindern gut. Es ergeben sich mehr zeitliche Spielräume jenseits von Erwerbsarbeit. Es entlastet die Partnerin und öffnet ihr mehr Möglichkeiten zur beruflichen Tätigkeit und finanziellen Unabhängigkeit. Es trägt zu einer ausgewogeneren Balance von Beruf und Familie, von Arbeit und Leben bei und reduziert den Gender Care Gap.

Gemeinsam mit dem Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ sind wir der Überzeugung: Es braucht einen neuen Aufbruch zu mehr Geschlechtergerechtigkeit! Es braucht geeignete staatliche Rahmenbedingungen und starke unterstützende Maßnahmen in Unternehmen: Um mehr Frauen und Männern echte Wahlfreiheit zu ermöglichen, eine partnerschaftliche Arbeitsteilung leben zu können. Um mehr Männer für Gleichstellung zu gewinnen und deutlich zu machen, dass auch sie von Gleichstellung profitieren. Um Männer zu ermutigen, mehr Fürsorglichkeit zu leben und damit zu einem neuen veränderten Männerbild fürsorglicher Männlichkeit (caring masculinities) beizutragen.