Wehrpflicht-Debatte: Gleichstellung ernst nehmen – Jungen und junge Männer nicht alleinlassen

Die Debatte über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht hat in Deutschland an Fahrt aufgenommen – verstärkt durch sicherheitspolitische Herausforderungen in Europa und entsprechende Vorschläge aus der Politik. Für das Bundesforum Männer ist klar: Eine Rückkehr zur alten Logik – Wehrpflicht nur für Männer – ist nicht akzeptabel.  

Wenn Wehrpflicht, dann geschlechtergerecht, demokratisch und zukunftsfähig 

Wenn Wehrpflicht oder ein verpflichtender Gesellschaftsdienst in Betracht gezogen werden müssen, dann nur geschlechtergerecht – für alle Bürger:innen, die in das entsprechende Alters- und Einsatzraster fallen. Im Fokus steht aktuell jedoch nur die junge Generation – und dabei insbesondere Jungen und junge Männer. 

Ein Blick auf die skandinavischen Nachbarn zeigt, dass Gleichberechtigung auch in Fragen von Sicherheit und Verteidigung möglich ist: In Norwegen (seit 2015), Schweden (seit 2017) und ab Juli 2025 auch in Dänemark gilt eine allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen. Diese Länder machen vor, dass Vielfalt und Gleichstellung nicht nur Werte sind, die es zu verteidigen gilt, sondern die auch für funktionierende und glaubwürdig demokratische Streitkräfte relevant sind. 

Junge Männer stärken – nicht zurück in alte Rollen 

Gerade für viele junge Männer bringt die Wehrpflichtdebatte Unsicherheit, Ängste und ein Gefühl von Überforderung mit sich. Sie spüren den Erwartungsdruck, „Verantwortung zu übernehmen“, ohne dass es gleichzeitig Räume für kritische Reflexion gibt. Jungen und junge Männer dürfen mit ihren Sorgen nicht allein gelassen werden – weder mit Ängsten vor einem möglichen Dienst, noch mit überkommenen Vorstellungen von Stärke, Pflicht oder Männlichkeit. 

Ein verpflichtender Dienst – ob militärisch oder zivil – darf nicht zur Reproduktion traditioneller Rollenbilder beitragen, sondern muss eingebettet sein in eine Bildungs- und Aufklärungsarbeit, die reflektiert, ermutigt und neue Männlichkeitsbilder fördert. Solche Bilder betonen demokratische Verantwortung, Solidarität und die Fähigkeit, auch in Ausnahmesituationen als reflektierte Bürger zu handeln. 

Gesellschaftliche Verantwortung braucht politische Unterstützung 

Schulen und andere zivilgesellschaftliche Akteure, nicht zuletzt die Jungenarbeit, spielen eine zentrale Rolle, um insbesondere junge Männer in dieser Debatte zu begleiten. Doch dafür brauchen sie politische Rückendeckung – durch Ressourcen, Qualifizierung und Raum für die Auseinandersetzung.  

Für eine Kultur der freiwilligen Beteiligung  

Die Debatte um Wehrpflicht ist auch eine Debatte über das Selbstverständnis unseres Gemeinwesens und von Demokratie. Statt auf Zwang zu setzen, plädieren wir für eine offene Diskussion über freiwillige Gesellschaftsdienste, die vielfältig sind – sozial, ökologisch, kulturell oder im Bereich des Zivil- und Katastrophenschutzes – und allen Geschlechtern offenstehen.  

Das Bundesforum Männer steht für eine gleichstellungsorientierte Gesellschafts- und damit auch Sicherheitspolitik. Wir setzen uns dafür ein, dass Jungen und Männer als Teil einer pluralen Demokratie Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen (können) – ganz im Sinn nachhaltiger Männlichkeit.  

Vatertag 2025: Ein Tag für Väter – und für mehr Gleichstellung

Am 29. Mai 2025 ist Vatertag. Ein Tag, der Anlass gibt, über Rollenbilder, Erwartungen und Rahmenbedingungen für aktive Vaterschaft nachzudenken. Aus Sicht des Bundesforum Männer ist der Vatertag eine Gelegenheit, den Blick auf moderne und aktive Vaterschaft zu lenken: auf Väter, die sich kümmern. Die begleiten. Die da sind. Die Verantwortung übernehmen. Für ihr soziales Umfeld und für die Haus- und Sorgearbeit, die in einer Familie anfällt.

Moderne Väter wollen präsent sein – im Alltag ihrer Kinder und in der Gestaltung des Familienlebens. Doch wollen allein reicht nicht. Sie müssen es auch tun. Dafür braucht es auch geeignete Rahmenbedingungen. Hier ist die Politik gefordert, ermöglichende Strukturen zu schaffen und weiterzuentwickeln. Ein zentrales Instrument hierfür ist das Elterngeld.

Dr. Dag Schölper, Geschäftsführer BFM

Das Elterngeld: Ein zentraler Baustein aktiver Vaterschaft

Seit seiner Einführung im Jahr 2007 hat sich das Elterngeld zu einer der bedeutendsten familienpolitischen Leistungen entwickelt. Anders als das frühere Erziehungsgeld ist es als Lohnersatzleistung konzipiert: Eltern erhalten in der Regel 65 % des wegfallenden Nettoeinkommens, bei Geringverdienenden bis zu 100 %. Der Mindestbetrag liegt bei 300 € und der Höchstbetrag bei 1.800 € monatlich.

Vorteile für Väter und Familien:

  • Ermöglicht einen Einkommensausgleich bei einer familienbedingten Auszeit aus dem Beruf oder bei einer Reduktion der Arbeitszeit.
  • Fördert mit den zusätzlichen Partnermonaten die partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit.
  • Macht väterliche Sorgearbeit sichtbarer – auch in der Arbeitswelt.
  • Schafft Anreize für Väter, sich von Anfang an in die Kindererziehung und -betreuung einzubringen und früh eine eigene Vater-Kind-Beziehung aufzubauen.

Über 46 % aller Väter nehmen mittlerweile Elterngeld. Noch immer beziehen Väter mehrheitlich aber nur zwei Monate. Damit bleibt das Potenzial zur Förderung gleichberechtigter Elternschaft weitgehend ungenutzt.

Mehr Infos zum Elterngeld

Basiselterngeld: bis zu 14 Monate, wenn sich beide Eltern beteiligen (12+2-Modell).
ElterngeldPlus: doppelt so lange, halber Betrag – ideal für Teilzeit.
Partnerschaftsbonus: 4 zusätzliche Monate, wenn beide Eltern parallel 25–32 Stunden in Teilzeit arbeiten.
Bezugsberechtigt: Eltern, die ihr Kind selbst betreuen und maximal 32 Stunden/Woche arbeiten.
Mehr Infos & Rechner: www.familienportal.de

Elterngeld-Reform durch Schwarz-Rote-Bundesregierung?

In ihrem Koalitionsvertrag haben CDU, CSU und SPD für diese Legislatur eine Reform des Elterngeldes angekündigt – und dabei auch gleichstellungspolitische Zielsetzungen im Blick. Konkret sollen Anreize für mehr Partnerschaftlichkeit gesetzt werden, insbesondere für mehr Väterbeteiligung in alleiniger Verantwortung. Als geeignete Maßnahmen werden benannt:

  • Erhöhung der Lohnersatzrate auf mehr als 65 % – ob insgesamt oder nur für einen Teil der Elterngeldmonate, das bleibt erst mal offen.
  • Anzahl und Aufteilung der Bezugsmonate soll geändert werden. Statt des bisherigen12+2-Modells wäre bspw. 8+3+3 oder 6+4+4 denkbar. Oder eben auch mehr als insg. 14 Monate.
  • Die Einkommensgrenze und der Mindest- und Höchstbetrag sollen spürbar angehoben werden. Genaue Zahlen werden nicht genannt, aber verschiedene Berechnungen zeigen, dass inflationsbereinigt die Untergrenze mindestens bei 400 Euro liegen und die Obergrenze auf ca. 2.400 Euro angehoben werden müsste
  • Eine lange überfällige Flexibilisierung der Berechnungsgrundlage bei Selbständigen soll eingeführt werden.

Als Bundesforum Männer halten wir diese geplanten Maßnahmen für dringend geboten, um das Elterngeld weiterzuentwickeln. Über die Reform des Elterngeldes hinaus bräuchte es allerdings noch weitere Maßnahmen, um Väter zu aktivieren und zu gewinnen, um Sorgearbeit gerechter zwischen den Geschlechtern zu verteilen und insgesamt dazu beizutragen, dass „Caring Masculinities“ zum selbstverständlichen Leitbild nachhaltiger Männlichkeit wird. Eine bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach Geburt, wie in der letzten Legislatur als Familienstartzeit geplant, wäre eine solche Maßnahme. Die neue Bundesregierung konnte sich darauf in ihrem Koalitionsvertrag allerdings nicht verständigen. Zudem gilt, dass alle Vorhaben des Koalitionsvertrags unter Finanzierungsvorbehalt stehen.

Elterngeld in der Diskussion: Warum es bleiben muss

In den letzten Monaten gab es auch Stimmen in der öffentlichen Debatte, die eine Einschränkung oder gar Abschaffung des Elterngeldes ins Spiel gebracht haben. Angesichts angespannter Haushaltslage auf Bundesebene wurden das Elterngeld in seiner heutigen Form infrage stellen.
Aus Sicht des Bundesforum Männer wäre eine solche Sparmaßnahme familien-, gleichstellungs- und gesellschaftspolitisch ein fatales Signal. Nicht zuletzt, weil Evaluierungen gezeigt haben: das Elterngeld wirkt! Das Elterngeld ist nicht nur eine finanzielle Unterstützung – es ist eine strukturverändernde Maßnahme, die Eltern eine finanziell abgesicherte Zeit für Sorgearbeit im ersten Lebensjahr des Kindes ermöglicht, die die Erwerbstätigkeitsquote von Müttern gesteigert, die die Väterbeteiligung an der Sorgearbeit erhöht und dies kulturell in Betrieben und insgesamt in der Gesellschaft sichtbarer gemacht hat.

Warum das Elterngeld unverzichtbar ist:

  • Es schafft zeitliche und finanzielle Freiräume für Väter, sich aktiv um ihre Kinder zu kümmern.
  • Es fördert partnerschaftliche Aufgabenteilung von Anfang an – eine Voraussetzung für echte Gleichstellung von Müttern und Vätern.
  • Es stabilisiert Familien in der sensiblen Phase nach der Geburt – weil es einen Rahmen schafft, gut und abgesichert in der neuen Lebensphase Familie anzukommen.
  • Es sendet ein wichtiges Signal: Sorgearbeit ist wertvoll und notwendig – dies wird gesellschaftlich, politisch und auch ökonomisch anerkannt.
  • Es wirkt auch langfristig, weil eine frühe Vater-Kind-Beziehung gestärkt wird und viele Väter, die Elterngeld genommen haben, auch danach mehr Verantwortung für Sorgearbeit übernehmen.

Gerade in einer Zeit, in der Familien vielfältiger und ökonomische Unsicherheiten größer werden, und in der Gleichstellung weiterhin nicht erreicht ist, braucht es nicht weniger, sondern mehr Investitionen in Infrastruktur und Rahmenbedingungen des Sorgens. Und Anreize dafür, Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern gerechter zu verteilen. Denn Sorgearbeit ist gesellschaftlich notwendige Arbeit. Und ohne, dass dafür jemand Sorge trägt und diese übernimmt, wären Erwerbsarbeit und wirtschaftliche Tätigkeit in der Form, wie sie für uns heute selbstverständlich ist, nicht möglich.

Fazit: Ein Vatertag für die Zukunft

Der Vatertag 2025 ist mehr als ein symbolischer Anlass – er ist ein Aufruf zur Veränderung und Weiterentwicklung. Damit mehr Väter Verantwortung übernehmen, braucht es Rahmenbedingungen, die nicht nur das Wollen ermöglichen, sondern auch das Können. Das Elterngeld bleibt hierbei ein zentrales Instrument – wenn es mutig weiterentwickelt und eine Elterngeldreform in dieser Legislatur tatsächlich umgesetzt wird.

Vielfalt verteidigen – Haltung zeigen am Diversity Tag 2025

Während reaktionäre Stimmen in Politik und Wirtschaft an Einfluss gewinnen, geraten Fortschritte in Sachen Vielfalt und Gleichstellung zunehmend unter Druck. Von Politik und Unternehmen fordern wir, sich weiterhin für Diversitäts-Programme und -Initiativen nachhaltig starkzumachen. Sonst wären die DEI-Kampagnen (Diversity, Equity, Inclusion) der letzten Jahre nicht mehr als das gewesen, was Kritiker:innen schon immer monierten: bloße Symbolpolitik.

Bedroht vom weltweiten Backlash: Diversität muss mehr als Image-Pflege sein

Während in den letzten Jahren immer mehr Firmen und Regierungen dazu übergegangen sind, Diversity-Programme einzuführen, können wir aktuell in vielen Ländern der westlichen Welt eine Kehrtwende beobachten. US-Präsident Donald Trump führt im Militär ein Berufsverbot für Trans*personen ein, Meta-CEO Mark Zuckerberg fordert mehr „maskuline Energie“ in Unternehmen sowie Gesellschaft und der deutsche Software-Riese SAP streicht seine Ziele zur Geschlechtervielfalt. 

Als Bundesforum Männer beobachten wir diese Entwicklungen mit großer Sorge. Denn auch in Deutschland gibt es laute Stimmen, die einer diversitätsoffenen Arbeitswelt und Gesellschaft unverholen eine Absage erteilen und die Zeit zurückdrehen wollen. Traditionelle Männlichkeitsbilder und die Diskriminierung von Minderheiten scheinen wieder salonfähig und Teil des (politischen) Mainstreams zu werden. Das dürfen wir nicht zulassen. 

Bundesforum Männer Geschäftsführer Dr. Dag Schölper kommentiert: „Diversität darf nicht nur ein Lippenbekenntnis von Politik und Unternehmen sein. Vielfaltsoffenheit und Diskriminierungsfreiheit müssen handlungsleitend werden, sein und bleiben. Gerade jetzt.“

Warum alle Männer von Vielfalt profitieren 

Vielfalt verstehen wir auch als Teil des Leitbilds einer „Caring Masculinity”, also einer (selbst-)fürsorglichen, empathischen und nachhaltigen Männlichkeit. Maskulinistische und diversitätsfeindliche Idealen schränken den Handlungs- und Entwicklungsraum von Jungen, Männer und Väter stark ein. Der Männerpsychologe Markus Theunert brachte es im September 2024 in einem Interview mit dem Magazin Brigitte auf den Punkt: „Männer, die sich an traditionellen Männlichkeitsnormen orientieren, sterben früher, einsamer und bitterer.”

Das Bundesforum Männer setzt sich für Vielfalt ein 

Als gleichstellungsorientierter Verband stehen wir seit unserer Gründung an der Seite derer, die sich tagtäglich für Diversität einsetzen, unter patriarchalen sowie diskriminierenden Strukturen leiden und deren hart erkämpfte Rechte bedroht sind. Mit der letztjährigen Unterzeichnung der Charta der Vielfalt wollten wir nicht nur ein Zeichen nach Außen senden, sondern verstehen dies weiterhin als konkreten Handlungsauftrag an das BFM, Vielfalt in unserem Verband noch stärker in den Blick zu nehmen. Auch als Co-Träger der Initiative Männer gegen Rechts fordern wir Männer aktiv dazu auf, sich für eine offene, vielfältige und freie Gesellschaft einzusetzen.

Was jetzt passieren muss – Unsere Forderungen an Politik und Wirtschaft 

Als Bundesforum Männer leisten wir unseren Beitrag für ein modernes, vielfältiges Männlichkeitsbild. Wir fordern Unternehmen dazu auf, an DEI-Programmen (Diversity, Equity, Inclusion) festzuhalten oder diese gar erst einzuführen. Davon profitieren auch die Unternehmen. Firmen mit einer hohen Geschlechtervielfalt in Führungsteams haben beispielsweise eine 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein, so die Ergebnisse einer 2020 veröffentlichten Studie der Wirtschaftsberatung McKinsey. Eine Analyse der Boston Consulting Group stellte fest, dass Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen Diversität im Management 45 Prozent ihres Umsatzes aus Innovationen zogen – bei Firmen mit unterdurchschnittlich diversem Management waren es nur 26 Prozent.  

Für die Regierung ergibt sich aus unserer Sicht der klare Auftrag, bestehende Gleichstellungsgesetze und Diversitätsprogramme zu stärken und zu schützen. Auch um diese resilienter gegen zersetzende Angriffe zu machen. Nur eine Politik, die auch marginalisierte und zunehmend unter Druck stehende Gruppen sieht und einbezieht, kann den Anspruch erheben, Politik für ganz Deutschland zu machen. Gerade in Zeiten, in denen andernorts Gleichstellung und Vielfalt in Frage gestellt werden, sollte Deutschland – gemeinsam mit anderen europäischen Demokratien – selbstbewusst für die Vorteile einer offenen und pluralen Gesellschaft einstehen.

Pflegegeld als Lohnersatz – ein Fortschritt für Gleichstellung und fürsorgliche Männlichkeit

Mit ihrem Vorstoß zur Einführung eines Pflegegelds als Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige hat Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) eine wichtige und überfällige Debatte aufgegriffen. Wie die ZEIT am 20. Mai 2025 berichtet, wird die Initiative von Sozialverbänden begrüßt. Auch aus Sicht des Bundesforum Männer wäre eine solche Leistung erfreulich, nicht zuletzt aus gleichstellungspolitischer Perspektive.

Wer pflegt, darf nicht verlieren – auch nicht finanziell

Pflege ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung. 5,7 Millionen Menschen gelten in Deutschland als pflegebedürftig – Tendenz steigend. Über 80 % der pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause versorgt, meist von Angehörigen. Diese leisten Tag für Tag wertvolle und unsichtbare Arbeit – oft unter enormer zeitlicher, psychischer und wirtschaftlicher Belastung.

Ein Familienpflegegeld, wie es der unabhängige Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf vorschlägt und das analog zum Elterngeld als Lohnersatzleistung ausgestaltet ist, wäre ein wichtiger Schritt, um die Pflege von Angehörigen und anderen nahestehenden Menschen zu erleichtern. Die Pflege von alten und kranken Menschen ist systemrelevant. Wer hier Verantwortung übernimmt, darf nicht in ein Armutsrisiko abrutschen.

Auch Männer profitieren

Für das Bundesforum Männer ist dabei zentral: Auch und gerade Männer würden von einer solchen Reform profitieren. Denn mit einem solchen Pflegegeld wird es für berufstätige Männer – die sich zunehmend als pflegende Angehörige engagieren wollen und müssen – strukturell leichter, Pflegeaufgaben zu übernehmen. Damit würde die Angehörigenpflege ohne Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz erleichtert und für die Wirtschaft bleiben die dringend nötigen Arbeitskräfte erhalten.

Ein Lohnersatzmodell erhöht die Zugänglichkeit zur Sorgearbeit für Männer in mehrfacher Hinsicht:

  • Es reduziert finanzielle Barrieren, insbesondere für Männer in prekären oder mittleren Einkommensverhältnissen.
  • Es signalisiert gesellschaftliche Anerkennung für Care-Arbeit – auch für Männer.
  • Es unterstützt das Leitbild der „Caring Masculinity“ – einer fürsorglichen, zugewandten und verantwortungsvollen Männlichkeit, für die sich das Bundesforum Männer seit vielen Jahren stark macht.
Caring Masculinity – was meint das?

Der Begriff Caring Masculinity beschreibt eine Form von Männlichkeit, die sich nicht über Dominanz, Abgrenzung oder Leistung, sondern über Fürsorge, Beziehung und Verantwortung definiert. Männer, die pflegen, erziehen, begleiten – das ist kein gesellschaftlicher Randbereich, sondern ein zentrales Zukunftsbild gelingender Geschlechterpolitik.

BFM im Bündnis Sorgearbeit fair teilen

Das zivilgesellschaftliche Bündnis Sorgearbeit fair teilen setzt sich für die geschlechtergerechte Verteilung unbezahlter Sorgearbeit im Lebensverlauf ein. Seine 32 Mitgliedsverbände haben sich zum Ziel gesetzt, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft für den Gender Care Gap und seine Auswirkungen zu sensibilisieren und sich für die Schließung der Sorgelücke einzusetzen. Das Bundesforum Männer engagiert sich seit 2020 im Bündnis.

Unsere Position: Sorgearbeit gerecht machen – für alle Geschlechter

Ein Lohnersatz-Pflegegeld ist mehr als eine Sozialleistung. Es ist ein Baustein für eine geschlechtergerechte Sorgeinfrastruktur, in der auch Männer Care-Verantwortung übernehmen können – ohne gesellschaftliche, kulturelle oder ökonomische Hürden.

Das Bundesforum Männer begrüßt den Vorschlag von Ministerin Prien ausdrücklich und fordert die Bundesregierung auf, diesen Impuls aufzugreifen und in den angekündigten Strukturreformen des Pflege- und Gesundheitsbereichs entschlossen umzusetzen.

Unser erster Eindruck: Koalitionsvertrag aus Sicht gleichstellungsorientierter Männerpolitik enttäuschend!

Damit die Gleichstellung der Geschlechter gelingt und nachhaltig vorangebracht wird, sind auch Jungen, Männer und Väter systematisch mit einzubeziehen. Als Unterstützer und Verbündete, als eigenständige Agenten des Wandels und in ihrer Vielfalt mit je eigenen Interessen und Bedarfen. 

Gleichstellung braucht alle – auch Männer

Der nun vorliegende Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD lässt diese Perspektive leider vermissen. Zwar wird in der Präambel als Ziel ausgegeben: „Die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft und deren Durchsetzung ist zentrales Anliegen unserer gesamten Regierungsarbeit.“ Gleichstellungsorientierte Männerpolitik als wichtiger Bestandteil auf dem Weg dahin wird aber mit keinem Wort erwähnt. Dies zeigt sich auch beim Blick in zentrale Themenfelder und Vorhaben.

Gewaltschutz braucht umfassende Perspektiven

Beim Thema Gewaltschutz ist es richtig und notwendig, dass auch stärker auf Prävention geschaut wird. Zugleich dürfen neben Frauen auch Männer und weitere Geschlechter als Betroffenengruppen nicht aus dem Blick geraten. Täterarbeit ist ein wichtiger Bestandteil von Gewaltprävention, aber diese muss sehr viel mehr auch Angebote der Primär- und Sekundärprävention einbeziehen.  

Jungen- und Männerarbeit als Baustein für Extremismusprävention und Demokratieförderung

Dazu wäre es zentral, geschlechterreflektierte Ansätze in Bildung, Beratung und psychosozialer Arbeit mit Jungen und Männern verstärkt auf- und auszubauen. Nicht nur zur Gewaltprävention und Förderung von Gleichstellung, sondern auch, um Antifeminismus und Extremismus zu begegnen und Demokratie zu stärken. 

Gesundheitsförderung für Männer mitdenken

Richtig ist das Vorhaben im Gesundheitsbereich, Vorsorge, Behandlung und Forschung geschlechts- und diversitätssensibel auszugestalten. Dabei müssen Jungen und Männer dann aber auch in ihrer Vielfalt explizit angesprochen und einbezogen werden. Gerade mit Blick auf Suchtprävention und mentale Gesundheit wäre dies wichtig. Denn sowohl in den Statistiken zu Alkohol- und Drogenmissbrauch als auch zu Suiziden sind Männer überrepräsentiert und nehmen zugleich Angebote der psychosozialen Beratung und Psychotherapie seltener wahr als Frauen.  

Aktive Vaterschaft braucht klare politische Signale

Die Förderung aktiver Vaterschaft und einer gerechteren Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit ist im Koalitionsvertrag immerhin mit konkreten Maßnahmen hinterlegt. Das ist aus unserer Sicht zentral, weil der Anfang hier den Unterschied macht! Das Elterngeld soll in wichtigen Punkten reformiert und Partnerschaftlichkeit und mehr Väterbeteiligung in alleiniger Verantwortung gestärkt werden. Hier wird abzuwarten sein, wie genau dies umgesetzt werden soll. Bedauerlich ist, dass eine bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach Geburt nicht mehr vorgesehen ist, so wie dies in der letzten Legislatur noch mit der Familienstartzeit geplant war. 

Finanzierung offen – Umsetzung fraglich

Grundsätzlich gilt: Alle vorgesehenen Vorhaben und Maßnahmen stehen bis auf weiteres erst mal unter Finanzierungsvorbehalt. Eine Ankündigungspolitik ohne substantielle Umsetzung hatten wir im Bereich der Gleichstellungspolitik allerdings schon in der letzten Legislatur.
So kommt die Gleichstellung der Geschlechter nicht voran! 

Boys’Day als Türöffner: Jungen für SAGE-Berufe und neue Männlichkeitsbilder gewinnen 

Am 3. April 2025 bietet der Jungen-Zukunftstag „Boys’Day“ Jungen die Möglichkeit, Berufe in sozialen, erzieherischen und pflegerischen Bereichen kennenzulernen – fernab von Geschlechterklischees. Der Aktionstag trägt dazu bei, Berufswahlmuster zu hinterfragen, vielfältige Teams zu fördern und langfristig Fachkräftelücken in diesen Bereichen zu verringern. 

Die Berufswahl ist immer noch geschlechterstereotypisch verteilt 

Traditionelle Geschlechterbilder prägen Vorstellungen junger Menschen maßgeblich bei ihrer eigenen Berufs- und Lebensplanung. Dies verdeutlichen nicht zuletzt die am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe im Jahr 2024: Bei den Frauen waren die beliebtesten Ausbildungsberufe Kauffrau für Büromanagement, Zahnmedizinische Fachangestellte, Medizinische Fachangestellte und Verkäuferin. Bei Männern waren die Top vier Kraftfahrzeugmechatroniker, Fachinformatiker, Elektroniker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (Bundesinstitut für Berufsbildung 2025).

Wagt man den umgekehrten Blick und betrachtet dezidiert den Anteil von Männern und Frauen in Berufen, die traditionell mit dem jeweils anderen Geschlecht in Verbindung gebracht werden, eröffnet sich ein ebenso ernüchterndes Bild. Der Frauenanteil in den sogenannten MINT-Ausbildungsberufen liegt über die letzten 15 Jahre nahezu unverändert bei um die 10 Prozent. Bei den Absolvent:innen des Studienfachs Lehramt im Primarbereich (Grundschulen) wiederum lag der Männeranteil im Jahr 2023 lediglich bei 13,8 Prozent (Statistisches Bundesamt 2025). Männer sind somit in „klassischen Frauenberufen“ weiter unterrepräsentiert – könnten aber gerade hier zum gesellschaftlichen Wandel sowohl dieser Berufsfelder als auch von Männlichkeitsbildern selbst beitragen

Auf welchen Beruf die Wahl schließlich fällt, dazu werden oft bereits in Kindheit und Jugend wichtige Spuren gelegt. Orientiert ist diese Wahl wesentlich auch an geschlechterstereotypen Verhaltenserwartungen und Anforderungen. Hier setzt der Boys’Day an, der Jungen ermutigt „Erfahrungen in Berufen und Studienfächern, in denen der Männeranteil bislang unter 40 Prozent liegt“ (Boys’Day 2025) zu machen, insbesondere in den Bereichen Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege sowie Erziehung und Bildung (sogenannte SAGE-Berufe). Ein höherer Anteil von Männern in diesen Berufen kann dazu beitragen, die Fachkräftelücke dort zu verringern. Zugleich könnten damit Teams und Kollegien vielfältiger aufgestellt, das Leitbild von caring masculinities kann gestärkt und Männern insgesamt der Zugang zu emotionalen, fürsorglichen Kompetenzen in privater, wie in beruflicher Arbeit erleichtert werden. 

Gleichzeitigkeit von traditionellen und modernen Geschlechterbildern 

Aber nicht nur durch die Teilnahme am Boys’Day und die dabei gemachten Erfahrungen entstehen neue Perspektiven. Mit Blick auf Geschlechterbilder und Rollenverständnisse sind auch positive langfristige Tendenzen unter Jugendlichen zu beobachten, wie Ergebnisse einer aktuellen Sinus-Jugendstudie (bpb 2024) zeigen. 

So wissen Mädchen wie Jungen um geschlechterstereotype Bilder und Zuweisungen; diese werden „von den meisten Befragten als antiquiert und unsinnig bewertet“ (bpb 2024: 222). Einige dieser Zuschreibungen beziehen sich auch auf Ungleichheiten in den Sphären Erwerbsarbeit und privater Sorgearbeit. Bei der Frage nach geschlechtsspezifischen Zuschreibungen nennen die Befragten mit Blick auf Frauen unter anderem „Mutterschaft“, „Kinderbetreuung“ und „Haushalt“, während in Bezug auf Männer „leistungsorientiert“, „verdienen Geld“ und „Pragmatiker“ aufgezählt werden (ebd.). Allerdings zeigt die Sinus-Studie zugleich auch die Wirkmacht dieser Stereotype, denn auch bei Jugendlichen, die sich selbst als progressiv einstufen, sind diese weiterhin stark „im Hinterkopf verankert“ (ebd.). 

Die von Jugendlichen wahrgenommenen Gruppen, die Rollenerwartungen an sie herantragen, sind vielfältig. Während einerseits oft vage die „Gesellschaft“ oder die „ältere Generation“ genannt werden, gelten andererseits auch Eltern, die Peer-Group und soziale Medien als prägende Einflüsse. Zudem unterscheidet sich der Umgang mit den Erwartungen bei Jugendlichen stark. Einige lehnen die Stereotype aktiv ab oder setzen sich bewusst mit ihrer eigenen Rolle auseinander. Andere hingegen gaben an, Stereotype zu übernehmen, sei es, weil sie diese nicht als einschränkend empfinden oder sie sich damit sogar identifizieren – allerdings ohne dabei zwingend bestimmten Rollenzuweisungen wie „Ernährer“ oder „Hausfrau“ zuzustimmen (bpb 2024: 224). Deutlich wird jedoch, dass die Vorstellung des „starken Mannes“ in einigen Jugendgruppen weiterhin tief verankert ist (ebd.). Unterschiede lassen sich hier sowohl zwischen den sozialen Milieus und Bildungsschichten als auch zwischen den Geschlechtern identifizieren. So sind es mehrheitlich Jungen mit „formal niedriger Bildung“, die „[f]estgefügte Geschlechtsidentitäten und Rollenbilder“ (ebd.: 223) unterstützen. Einher geht dies meist mit christlichen oder muslimischen Überzeugungen (ebd.).  

Gerade weil Rollenerwartungen von so vielen Seiten an Kinder herangetragen werden, und damit auch Ansichten zum Thema Berufswahl, sind Aktionstage wie der Boys’Day so wichtig (kompetenzz 2024: 4). Sowohl kurz- als auch langfristig kann der Boys’Day Anstöße geben, damit Jugendliche die von außen an sie herangetragenen, traditionellen stereotypen Rollenzuschreibungen als solche identifizieren können und diese in der Praxis weiter an Bedeutung verlieren. 

Männer, die in Teilzeit arbeiten, sind immer noch eine Minderheit  

Angesichts der Spannweite von traditionellen über indifferente bis hin zu progressiven Einstellungen in Bezug auf eigenes Verhalten, Berufswahl und Rollenbilder überrascht es umso mehr, wie wenig Arbeitswelt und Unternehmen auf diese Bandbreite vorbereitet sind und sich insbesondere im Hinblick auf Vaterschaft daran so wenig ausrichten. 

Im Jahr 2022 arbeiteten nach wie vor 87 Prozent der aktiv erwerbstätigen Väter in Vollzeit (Statistisches Bundesamt 2023), obwohl davon eigentlich 19 Prozent ihre Arbeitszeit reduzieren wollten. Von diesen 19 Prozent gab wiederum die Hälfte an, dass sie gerne mehr Zeit für die Familie hätte (IfD Allensbach 2022: 18 u. 23). Generell lässt sich beobachten, dass Vätern eine partnerschaftliche Aufteilung in Sachen Kinderbetreuung zusehends wichtiger wird (Prognos 2024: 36). Oft sind es jedoch finanzielle Zwänge bzw. die Anforderungen an den Mann, hauptverantwortlich Familienernährer zu sein, die dem nach wie vor entgegenstehen.  

Väter haben allerdings durchaus Lösungen im Blick, wie sich Vaterschaft und Erwerbsarbeit besser vereinbaren lassen: Von denjenigen Vätern, die gerne vollzeitnah in Teilzeit arbeiten wollen, geben 59 Prozent an, dass flexiblere Arbeitszeiten helfen würden, Kinderbetreuung und Beruf zu vereinbaren. 57 Prozent wünschen sich dafür kostenlose Kinderbetreuung (Statistisches Bundesamt 2023). Darüber hinaus sagen 83 Prozent der Väter mit Kindern im Vorschulalter, dass Unternehmen es genauso akzeptieren sollten, wenn sie ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Kinderversorgung reduzieren, wie diese es bei Müttern tun (Bundesforum Männer 2023: 18). 

Die Teilzeitquote von Männern ist allerdings nach wie vor gering und lag 2023 – unabhängig davon, ob sie selbst Vater sind oder nicht – bei 13,3 Prozent; bei Frauen waren es demgegenüber rund 50 Prozent (Statistisches Bundesamt 2025). Und trotz des bereits aufgeführten Wunsches vieler Väter nach mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie, geben von den in Teilzeit arbeitenden Vätern nicht mal ein Drittel (29 Prozent) an, dies wegen der Kinderbetreuung zu tun (Statistisches Bundesamt 2024). Der Wunsch nach Teilzeit bei Vätern wird größer, wenn die Kinder älter sind – also nach der Kleinkindphase, wenn Mütter wieder in den Beruf einsteigen oder ihre Arbeitszeit ausweiten wollen (BMFSFJ 2023: 52). 

Festgehalten werden kann: Männliche Erwerbstätigkeit ist nach wie vor geprägt von der Idee des Vollzeit-Familienernährers, der zu Lasten privater Sorgearbeit in Haushalt und Kinderbetreuung im Betrieb uneingeschränkt verfügbar ist. Karriere in Teilzeit ist weiterhin eine Ausnahme – und für Männer nochmals ungewöhnlicher als für Frauen. Das traditionelle, männliche Erwerbsarbeitsmodell setzt auf die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Männern – und schiebt die Verantwortung für unbezahlte Sorgearbeit in Haushalt, Kindererziehung und der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger den Frauen zu.  

Dabei leiden nicht nur viele erwerbstätige Väter (und auch Mütter) unter solchen veralteten Strukturen, auch für Unternehmen können sich familienbewusste und väterfreundliche Lösungen auszahlen. So geben in einer Studie zur Väterfreundlichkeit der Wirtschaft 450.000 Väter an, schon einmal den Beruf zugunsten besserer Vereinbarkeit von Job und Familie gewechselt zu haben. 1,7 Millionen Väter denken oder dachten aus diesem Grund bereits über einen Arbeitgeberwechsel nach (Prognos 2022: 13). Bieten Unternehmen väterfreundliche Modelle an, können sie nicht nur auf zufriedenere Mitarbeiter bauen, sondern auch die Fluktuation reduzieren und damit Kosten für Akquise, Wissensmanagement und neue Einarbeitung sparen.  

Es braucht Beiträge auf verschiedenen Ebenen 

Der Boys’Day ist ein wichtiger Baustein neben anderen, um Care-Berufe als mögliche Berufsfelder für Jungen aufzuzeigen und die Vereinbarkeit von privater Sorgearbeit und beruflicher Erwerbsarbeit als Thema für Jungen und Männer stärker ins Bewusstsein zu rufen. Gerade diesen zweiten Aspekt sollte der Boys’Day zukünftig noch viel deutlicher hervorheben. Unternehmen, die am Boys’Day teilnehmen, können hier positive Vorbilder sein, indem sie neben der Berufsorientierung zugleich zeigen, wie sie Vätern durch geeignete betriebliche Maßnahmen eine bessere Vereinbarkeit ermöglichen. Dies können bspw. flexible Arbeitszeitregelungen, Teilzeit oder insgesamt eine entsprechende väter- und familienbewusste Unternehmenskultur sein. Zugleich müssen von politischer Seite die nötigen Rahmenbedingungen verbessert werden. Dies umfasst den weiteren Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, steuerliche Anreize für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit und eine Stärkung bezahlter Freistellungsoptionen für Väter. Sowohl durch eine Weiterentwicklung des Elterngeldes, wie durch die Einführung einer Vaterschaftsfreistellung nach Geburt. Auch in der Schule sollten im Rahmen der Berufsorientierung differenzierte Angebote gemacht werden, die Berufskunde mit Bildungs- und Lerninhalten zum Thema Vereinbarkeit und den geschlechts- und lebenslaufbezogenen Folgen von biografischen Entscheidungen, wie der Berufswahl und der Familiengründung, verknüpfen. Schulen sollten nicht bei der Frage „Was ist dein Traumberuf?“ verharren, sondern darüber hinausgehen und weitergehende Perspektiven eröffnen.

Quellen
  • kompetenzz (2024): Zwischen Tradition und Emanzipation, Befragung zur Berufs- und Lebensplanung der Teilnehmer*innen 2023, PDF-Zugriff:  32846_a84daad8ab27775.pdf 
  • IfD Allensbach (2022): Weichenstellungen für die Aufgabenteilung in Familie und Beruf, Zweite Befragung – 2022, PDF-Zugriff: 9213_Weichenstellungen.pdf  

Gleichstellung ist kein Selbstläufer: BFM bei der 69. Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen

Seit dem 10. März ist das Bundesforum Männer mit Dr. Dag Schölper als Mitglied der deutschen Regierungsdelegation bei der 69. Sitzung der Frauenrechtskommission (CSW) der Vereinten Nationen in New York vertreten. Die erste Woche war geprägt von intensiven Debatten, internationalen Begegnungen und wichtigen Impulsen für die Gleichstellungsarbeit weltweit.

Auftakt: Politische Erklärung und eigenes Parallel-Event

Am Montag, den 10. März 2025, wurde die CSW wurde durch den saudischen Vorsitzenden Abdulaziz M. Alwasil eröffnet. UN-Generalsekretär António Guterres stellte in seiner Rede klar, dass die Gleichstellung der Geschlechter ein zentrales Ziel bleiben müsse. Sima Bahous, die Leiterin von UN Women, warnte, dass Frauenfeindlichkeit weltweit auf dem Vormarsch sei. Die Mitgliedsstaaten verabschiedeten eine gemeinsame Politische Erklärung. Diese Erklärung war in den Wochen vor der CSW von den Kommissionsmitgliedern in intensiven Verhandlungen erarbeitet worden. In Zeiten, in denen die Gleichstellung der Geschlechter weltweit unter erheblichem Druck steht, kann das Zustandekommen dieser gemeinsamen Erklärung bereits als große Leistung gesehen werden.

Parallel dazu organisierte das Bundesforum Männer gemeinsam mit dem Dachverband für Männer-, Burschen- und Väterarbeit Österreich (DMÖ) ein eigenes Event: Mit über 60 Teilnehmenden diskutierten wir die Rolle von Jungen und Männern bei der Prävention geschlechtsbasierter Gewalt.

Vernetzung im Kontext der MenEngageAlliance

Auch beim Netzwerktreffen der MenEngageAlliance wurde deutlich, wie wichtig die gleichstellungsorientierte Arbeit mit Jungen und Männern ist – und unter welchem politischen Druck diese Arbeit weltweit steht. Vertreter:innen aus Südafrika, Jemen, Kenia, Nepal, USA, Ruanda und Deutschland tauschten ihre Erfahrungen aus.

Austausch mit UN-Generalsekretär und Schwerpunkte künftiger Arbeit

Ein inspirierender Moment war das Townhall-Meeting, bei dem zivilgesellschaftliche Akteur:innen ihre Anliegen direkt an Generalsekretär Guterres richten konnten – von Mädchenrechten über Frauengesundheit bis hin zu Menschenhandel und moderner Sklaverei. Eine der letzten Fragen war, wann endlich eine Frau Generalsekretärin der UN würde. Guterres unterstrich, dass in Leitungsfunktionen der UN bereits heute viele hochkompetente Frauen tätig seien. Vor diesem Hintergrund gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass bei seiner Nachfolge eine weise Entscheidung getroffen werde.

Beim Delegationsbriefing mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Ekin Deligöz wurden zukünftige Schwerpunkte für die kommenden Kommissionssitzungen vorgestellt, darunter:

• Zugang zu Justiz (Access to Justice)
• Agenda 2030
• Humanitäre Notlagen (Humanitarian emergencies)
• Care- und Unterstützungssysteme (Care and support systems)

Digitalisierung und Gender Gaps: Erkenntnisse aus Estland

Ein Side Event thematisierte den Digital Gender Gap: Estland präsentierte seine digitale Vorreiterrolle, zeigte aber auch, dass Programme wie die e-Residency bislang vor allem von Männern genutzt werden. Die Verschränkungen mit anderen Gender Gaps, z.B. bei Care-Arbeit, blieben jedoch weitgehend unberücksichtigt.

Fokus auf Arbeitsmarkt, Solidarität und Männer als Verbündete

Im Rahmen eines Side Events des Deutschen Juristinnenbundes (DJB) und UN Women Germany diskutierten internationale Expertinnen über Geschlechterungleichheiten am Arbeitsmarkt. Einkommensunterschiede, unbezahlte Care-Arbeit und Rentenlücken blieben zentrale Themen. Verena Haisch, die Vizepräsidentin des DJB und Uta Hergenröther von UN Women National Committee Germany eröffneten die Veranstaltung. Dr. Petra Follmar-Otto, Leiterin der Abteilung Gleichstellung im BMFSFJ, gab in ihrem Vortrag einen Überblick zum aktuellen Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Sie betonte für den deutschen Kontext, dass trotz aller Fortschritte noch immer erhebliche Gaps zwischen den Geschlechtern bestünden, etwa beim Einkommen, bei der unbezahlten Care-Arbeit, bei den Pensionen.

Weitere Höhepunkte: MenEngageAlliance & Film-Screening

Ein weiteres Highlight war das Parallel-Event der MenEngageAlliance: „Bridging the Divide: Men and boys as allies and agents of change to feminism“. Den Tagesabschluss bildete die bewegende Filmvorführung von „To Kill a Tiger“, gefolgt von einer Diskussion mit den Mitwirkenden.

Männer als Akteure für Frieden und Gleichstellung

Ein wichtiges Thema war die Rolle von Männern in Friedensprozessen. Beim Event „Engaging Men Towards Feminist Peace and Demilitarization“ analysierten hochrangige Vertreter:innen die strukturellen Ursachen militarisierter Männlichkeit. Besonders eindrucksvoll: Der Kurzfilm „The Lullaby of Bombs and Sonic Booms“.

Im von Deutschland und der OSZE organisierten Side Event am 13. März diskutierte Dr. Dag Schölper vom Bundesforum Männer mit internationalen Gästen zum Thema zum Thema „Men Politicians as Transformative Actors for Gender Equality in Politics“ über Männer in politischen Führungsrollen als Akteure für Gleichstellung.

Beim abendlichen Vernetzungstreffen der Heinrich-Böll-Stiftung und Rosa-Luxemburg-Stiftung kamen Akteur:innen der internationalen Zivilgesellschaft zusammen.

Frauenorganisationen stärken, Männerarbeit fördern

Zum Abschluss der Woche stand die Unterstützung von Frauenorganisationen im Fokus. Beim Event „Amplifying voices and leadership of Women-led organisations in humanitarian GBV-response“ wurde deutlich, wie prekär die Finanzierung vieler engagierter Organisationen ist. Für die MenEngageAlliance sprach Festus Kisa Ibanda (Kenia) in der Generalaussprache der CSW: Er betonte die Notwendigkeit, Jungen und Männer stärker in Gleichstellungsarbeit einzubeziehen.

Zwischenfazit: Gleichstellung braucht Engagement

Gleichstellung ist kein Selbstläufer. Sie muss weltweit täglich verteidigt und aktiv gestaltet werden. Das Bundesforum Männer trägt dazu bei, indem es die Perspektiven von Jungen und Männern in die internationale Gleichstellungsdebatte einbringt.

Genau deshalb sind wir hier – um zuzuhören, voneinander zu lernen und um Perspektiven von Jungen und Männern in die globale Gleichstellungsdebatte einzubringen.

Dr. Dag Schölper

Forderungen des BFM zu den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD

Die Gleichstellung der Geschlechter ist Verfassungsauftrag und gelingt am besten, wenn sie alle Menschen einbezieht. Um Gleichstellung nachhaltig zu erreichen, müssen daher auch Jungen, Männer und Väter in den Blick genommen werden. Als Unterstützer und Verbündete, als eigenständige Agenten des Wandels und in ihrer Vielfalt mit je eigenen Interessen und Bedarfen. Insofern muss eine gleichstellungsorientierte Männerpolitik Teil einer modernen und zukunftsweisenden Gleichstellungspolitik sein und im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD verankert werden. 

Im Sondierungspapier zwischen Union und SPD wird als Ziel eine Gesellschaft formuliert, „in der Frauen und Männer gleichberechtigt und respektvoll miteinander leben – im Beruf, in der Familie und in der Politik“. Zudem, so heißt es weiter, sollen „Familien Kindererziehung, Pflege und Beruf partnerschaftlich vereinbaren können“. Als Bundesforum Männer begrüßen wir das ausdrücklich. Nun müssen diese Ziele in den weiteren Verhandlungen konkretisiert und mit Leben gefüllt werden. Dazu haben wir eine Auswahl an Forderungen und Maßnahmen zusammengestellt, die aus unserer Sicht in den Koalitionsvertrag gehören. 

1. Gleichstellungspolitik braucht gleichstellungsorientierte Männerpolitik

Jungen, Männer und Väter sind in einer nationalen Gleichstellungstrategie systematisch mit einzubeziehen. Gleichstellungsorientierte Männerpolitik und die sie tragenden zivilgesellschaftlichen Strukturen müssen gestärkt und integraler Bestandteil einer modernen und zukunftsweisenden Gleichstellungspolitik werden.

2. Gewaltprävention und Gewaltschutz ausweiten 

Gewaltschutz muss alle Betroffenengruppen in den Blick nehmen – neben Mädchen und Frauen auch Jungen, Männer und alle weiteren Geschlechter. Das Gewalthilfegesetz bedarf einer Weiterentwicklung, um den Schutz aller von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt betroffenen Menschen sicherzustellen – im Einklang mit der Istanbul-Konvention und der EU-Richtlinie gegen Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Die Gewaltprävention muss gestärkt und neben der tertiärpräventiven Täterarbeit auch Angebote der Primär- und Sekundärprävention einbeziehen. Dazu zählt insbesondere der Auf- und Ausbau geschlechterreflektierter Jungen- und Männerarbeit.

3. Jungen- und Männerarbeit stärken – auch zur Extremismusprävention 

Geschlechterreflektierte Ansätze in Bildung, Beratung und psychosozialer Arbeit mit Jungen und Männern fördern die Gleichstellung, dienen der Gewaltprävention und können wesentlich auch zur Extremismusprävention und Demokratieförderung beitragen. Programme und Angebote zur Förderung einer solchen geschlechterreflektierten Männerarbeit müssen ausgebaut und finanziell besser unterstützt werden, um nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen zu erzielen.

4. Mehr Männer für soziale Berufe gewinnen 

Eine klischeefreie Berufsorientierung und Lebenswegplanung, die Erwerbs- und Sorgearbeit in ihrer Verschränkung in den Blick nimmt, ist ein Schlüssel zu echter Wahlfreiheit. Um Jungen und Männer stärker für soziale Berufe zu gewinnen, fordern wir, diese Berufe aufzuwerten und Programme wie den Boys’Day oder „MEHR Männer in Kitas“ besser auszustatten beziehungsweise neu aufzulegen.

5. Elterngeld reformieren 

Um Erwerbs- und Sorgearbeit fairer zwischen den Geschlechtern aufzuteilen, sind geeignete Rahmenbedingungen und konkrete Anreize für Väter nötig, mehr Sorgearbeit zu übernehmen. Daher braucht es eine Weiterentwicklung des Elterngeldes mit einer dynamischen Anpassung des Mindest- und Höchstbetrages an die Preisentwicklung und einer Ausweitung der Partnermonate.

6. Aktive Vaterschaft von Anfang an stärken 

Um Väter von Anfang an stärker in die Sorgearbeit einzubeziehen und auch gesellschaftlich das Signal zu senden, dass Väter von Beginn an gebraucht werden, muss eine zweiwöchige bezahlte Freistellung für Väter und zweite Elternteile (Familienstartzeit) direkt nach der Geburt als eigenständige Leistung eingeführt und analog zum Mutterschaftsgeld ausgestattet werden.

7. Vielfalt von Familienformen und ihrer Lebensrealitäten im Familienrecht abbilden 

Eine Modernisierung des Familienrechts steht seit vielen Jahren auf der Agenda und muss endlich angegangen werden. Mit Blick auf Nachtrennungsfamilien sollte die Vielfalt möglicher Betreuungsmodelle rechtlich abgebildet werden – vom Residenzmodell bis hin zu gemeinsam geteilter Elternverantwortung nach Trennung. Dies schließt je eine konsistente Regelung von Fragen des Umgangs und Unterhaltes, von Anforderungen und Mehrbedarfen ein und muss die Ausgangssituation vor einer Trennung für Regelungen nach der Trennung angemessen berücksichtigen.

Auch muss Familiengründung unabhängig von geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung rechtlich abgesichert sein. Für schwule Männer, die in Regenbogenkonstellationen mit mehr als zwei beteiligten Erwachsenen ihren Samen zur Verfügung stellen, braucht es die Möglichkeit, bereits im Vorfeld rechtlich verbindliche Vereinbarungen zur Elternschaft zu treffen.

8. Männergesundheit als Teil einer geschlechtersensiblen Gesundheitsstrategie fördern 

Gesundheitsförderung und -versorgung muss alle Geschlechter differenziert und spezifisch in den Blick nehmen. Gesundheitspolitik muss geschlechtersensibel gestaltet sein. Deshalb ist es nötig, eine nationale Männer- und Frauengesundheitsstrategie zu entwickeln und auch die Gesundheitsforschung geschlechtersensibel auszugestalten.

9. Mentale Gesundheit von Männern stärker in den Blick nehmen 

Es ist nötig, männerspezifische Präventions- und Hilfsangebote in den Bereichen Sucht und mentale Gesundheit zu schaffen. Sowohl in den Statistiken zu Alkohol- und Drogenmissbrauch als auch zu Suiziden sind Männer überrepräsentiert. Zugleich nehmen Männer Angebote der psychosozialen Beratung und Psychotherapie seltener wahr als Frauen. Die Stärkung und Förderung geschlechtsspezifischer und -sensibler Angebote kann dazu beitragen, dass sich mehr Männer rechtzeitig Hilfe suchen.

10. Pflege und Beruf durch Einführung einer Lohnersatzleistung besser vereinbaren 

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels braucht es geeignete Maßnahmen, um dem wachsenden Pflegebedarf zu begegnen. Ein wesentlicher Schritt zur Entlastung pflegender Angehöriger ist die Einführung einer Lohnersatzleistung für pflegebedingte Auszeiten sowie die Berücksichtigung dieser Zeiten in der Rentenversicherung. Dies würde auch mehr Männern die Übernahme von Pflegeverantwortung erleichtern.

Gleichstellungsorientierte Männerpolitik muss auf der politischen Agenda bleiben 

Die Bundestagswahl 2025 hat eine neue politische Ausgangslage geschaffen. Nun beginnen herausfordernde Koalitionsverhandlungen zur Regierungsbildung. Für das Bundesforum Männer steht fest: Die Gleichstellung der Geschlechter ist Verfassungsauftrag und muss auch in der nächsten Legislatur weiter vorangebracht werden. Wir werden uns entschieden für Gleichstellung und darin für die Interessen von Jungen, Männern und Vätern einsetzen.

Welche Weichen werden für mehr Zeit in Erziehung und Pflege gestellt? Wie entwickelt sich das Elterngeld? Wird eine Freistellung für Väter anlässlich der Geburt eingeführt? Welche Verbesserungen gibt es für berufstätige Männer in der Angehörigenpflege? Wird das Familienrecht modernisiert, um Partnerschaftlichkeit nach Trennung und Scheidung zu erleichtern? Welche Maßnahmen stärken die Männergesundheit? Welche Schutz- und Unterstützungsangebote gibt es für gewaltbetroffene Jungen und Männer? Und wie wird die Debatte um eine mögliche Rückkehr der Wehrpflicht geführt?

Geschlechtergerechtigkeit erfordert eine Politik, die alle Geschlechter und ihre Bedürfnisse im Blick hat – individuell wie strukturell. Wir gehen davon aus, dass eine gleichstellungsorientierte Jungen- und Männerpolitik weiterhin Teil des Regierungshandelns bleibt. Das Bundesforum Männer wird die Koalitionsverhandlungen kritisch begleiten und erwartet von der künftigen Bundesregierung eine engagierte, partnerschaftlich ausgerichtete Gleichstellungspolitik – gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche und demokratiefeindlicher Bestrebungen.

Auch in der neuen Legislatur bleibt das Bundesforum Männer eine starke Stimme für Geschlechtergerechtigkeit und gleichstellungsorientierte Männerpolitik. Wir stehen bereit für den Dialog mit der Regierung und bringen unsere Expertise aktiv ein.

Gewalt und Männlichkeit: BFM Fokusthema im November

Ob Weltmännertag, Internationaler Männertag, Orange the World oder die Einordnung von Gesetzesentwürfen – Im November haben wir uns intensiv mit dem Thema Gewalt und Männlichkeit:en auseinandergesetzt.

Weltmännertag

Am 3. November haben wir anlässlich des Weltmännertags auf alarmierende Zahlen der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz aufmerksam gemacht: Über 50 Prozent der hilfesuchenden Männer mussten 2023 abgewiesen werden. Mit nur 15 Schutzwohnungen in 5 Bundesländern gibt es zu wenig Plätze. Wir unterstützen die Forderung nach einer flächendeckenden Versorgung, denn häusliche Gewalt gegen Männer ist noch immer ein Tabuthema, das mehr Aufmerksamkeit braucht.

Internationaler Männertag und Orange the World

Zum Internationalen Männertag am 19. November richtete das BFM den Blick auf die Verknüpfung von Geschlechterrollen und Gewalt. In einer Stellungnahme haben wir betont, dass Gewaltprävention nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern mit der kritischen Reflexion von Männlichkeitsbildern einhergehen muss. Am  25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, haben wir die Kampagne „Orange the World“ von UN Women unter anderem über unsere Social-Media-Kanäle unterstützt.  

Gewalthilfegesetz: Ein Schritt nach vorne – aber es braucht mehr 

In unserer Stellungnahme zum geplanten Gewalthilfegesetz, die Ende November veröffentlicht wurde, haben wir den Gesetzentwurf begrüßt. Erstmals könnte damit eine verbindliche Finanzierung für Schutz und Beratung geschaffen werden. Davon würden vor allem die vielen betroffenen Frauen profitieren. Zugleich haben wir deutlich gemacht, dass auch Männer als Betroffene dabei ebenfalls stärker berücksichtigt werden müssen und es insgesamt deutlich mehr Anstrengungen bei der Gewaltprävention braucht. 

Gewaltschutzgesetz: Weitere wichtige Schritte zur Stärkung von Schutz und Prävention

Die vorgeschlagene Novellierung des Gewaltschutzgesetzes haben wir in unserer Stellungnahme vom 13.12.2024 ebenfalls positiv bewertet und dabei zugleich auf Potentiale für Nachbesserungen und Weiterentwicklungen hingewiesen. Insbesondere im Bereich der Prävention braucht es über die Täterarbeit hinaus flächendeckend mehr geschlechterreflektiere Jungen- und Männerarbeit, um Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen.