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„Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“. Das ist nicht nur der Titel des Gutachtens, sondern auch ein politischer Auftrag. Der wichtigen Frage, was dabei zu beachten ist und wo nötige Stellschrauben justiert werden müssen, ging die von Bundesministerin Franziska Giffey berufene Sachverständigenkommission für den Dritten Gleichstellungsbericht nach. Prof. Dr. Stephan Höyng, Mitglied des Vorstands des Bundesforum Männer, gehört zu dem im April 2019 berufenen Gremium. Er macht sich innerhalb der Kommission für die Perspektive von Jungen und Männern stark. Die Vorsitzende der Sachverständigenkommission Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok überreichte der Bundesministerin das Gutachten am 26. Januar 2021.

Männerdomäne Digitalwirtschaft

Handlungsbedarf wird bei einem Blick auf die Zahlen deutlich, die das Gutachten vorlegt: So waren 2018 in IT-Berufen 80.000 Selbstständige Männer und nur 7.000 Selbstständige Frauen beschäftigt. Insgesamt sind fünfmal mehr Männer als Frauen (2018) in der Digitalbranche tätig.

Diese Ungleichverteilung erzeugt, diese Vermutung liegt nahe, auch implizite Normen, die sich in digitalen Technologien wiederspiegeln. Gesichtserkennungssoftware beispielsweise funktioniere am besten bei weißen Männern. Alle Abweichungen von dieser impliziten Norm, sei es im Hinblick auf die Hautfarbe oder Gesichtszüge von Frauen, überforderten die Software. Ähnliches konstatiert das Gutachten für die in digitaler Technologie allgegenwärtigen Algorithmen. Diese würden eine männlich, heterosexuelle, weiße Norm reproduzieren. Die dadurch erzeugte Unterkomplexität öffne einer „geschlechtsbezogenen Diskriminierung durch die Nutzung von Datensätzen Tür und Tor“.

Geschlechterbezogene Diskriminierung

Betroffen sind davon auch Männer, die sich von traditionellen Normen lösen möchten und beispielsweise Erwerbstätigkeit und die Versorgerrolle nicht in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen wollen oder können –  sondern verstärkt Sorgearbeit in der Familie übernehmen möchten.

Das nun vorgelegte Gutachten macht die Komplexität der Herausforderungen deutlich, die eine aktive politische Gestaltung einer geschlechtergerechten Digitalisierung zu bewältigen hat. Das Bundesforum Männer setzt sich dafür ein, dass Politik und Wirtschaft auch für Jungen, Männer und Väter eine gesunde und vielfaltsförderliche Entwicklung in der Digitalisierung gewährleisten.

Über folgenden Link ist das Gutachten abrufbar: https://www.dritter-gleichstellungsbericht.de/