Laut unserer jüngsten Einstellungsumfrage »Männerperspektiven« findet die Mehrheit der befragten Männer (84 Prozent) Gleichstellung wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Allerdings arbeiten Frauen noch immer fast dreimal so häufig in Teilzeit wie Männer, da meist Frauen den Großteil der Care-Arbeit übernehmen. Diese Diskrepanz bei der Arbeitszeit ist mitverantwortlich für den Gender Pay Gap von 18 Prozent.

Der Gender Pay Gap verstärkt den Gender Care Gap – und umgekehrt!

Solange Männer/Väter systematisch mehr verdienen als Frauen/Mütter, werden Männer, insbesondere wenn junge Kinder im Haushalt sind, stärker die Ernährer-Rolle wahrnehmen. Männer intensivieren dann ihre Erwerbstätigkeit, während Frauen diese reduzieren.
Viele Eltern – Frauen wie Männer – finden dieses traditionelle Ernährermodell oder Zuverdienermodell weder zeitgemäß noch erstrebenswert. Auch die Bundesregierung empfiehlt im zweiten Gleichstellungsbericht, dass Erwerbsarbeit so gestaltet sein muss, „dass Sorgearbeit aller Beschäftigten mitgedacht ist – auch und gerade der männlichen Beschäftigten. Familiäre Verpflichtungen dürfen nicht länger als Sonder- bzw. Störfall betrieblicher Abläufe aufgefasst werden.“ (S. 20f).

Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen bringt auch Männern viele Chancen

Die diesjährige Equal Pay Day Kampagne 2024 zeigt, wie die Verwendung von Zeit mit dem Gender Pay Gap zusammenhängt und welche Lösungsansätze es für eine gerechte Zeitverteilung gibt. Neben der solidarischen Unterstützung von Frauen gibt es für Männer auch ein eigenes Interesse an der Schließung der Verdienstlücke. Wenn sich die Lohnungleichheiten von Männern und Frauen endlich verringern und sich ihre Erwerbsverläufe angleichen, eröffnen sich auch für Männer mehr Möglichkeiten für eine bessere Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit und eine intensivere Beziehung zu ihren Kindern. Die Anerkennung des Vereinbarkeitsbedarfes von Männern über den Lebensverlauf hinweg ist aber im Alltag, insbesondere im beruflichen Alltag, immer noch keine Selbstverständlichkeit.

Mehr Partnerschaftlichkeit

Die Schließung des Gender Pay Gap ist notwendig, um Männer von der gesellschaftlich zugewiesenen Haupternährerrolle zu entlasten. Gleiche Verwirklichungschancen für alle Geschlechter erfordern den Abbau von strukturellen Benachteiligungen. Erst gleiche Einkommensverhältnisse von Frauen und Männern eröffnen die Chance, sich auf Augenhöhe und partnerschaftlich über die Arbeitsteilung in der Partnerschaft und Familie zu verständigen.

Mehr Zeit für Kinder und Familie

Viele Väter wollen nicht mehr ausschließlich „Familienernährer“ sein, sondern aktiv ihre Kinder begleiten. Equal Pay ermöglicht Männern, mehr Sorgearbeit zu übernehmen und die Verantwortung für Familieneinkommen und Familienarbeit aufzuteilen. Sorgearbeit kann so zu einem selbstverständlichen Element in weiblichen wie männlichen Lebens- und Erwerbsverläufen werden.

Mehr Selbstverwirklichung

Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen ist auch die Chance, tradierte Rollenbilder und Erwartungen hinter sich zu lassen – sei es beruflich oder privat. Mit Equal Pay können unterschiedliche Lebensentwürfe und Familienmodelle entstehen und gelebt werden. Für Jungen und Männer eröffnet sich die Möglichkeit, ihre Berufswahl und ihr Berufsleben jenseits von Rollenklischees und „typischen“ Männer- oder Frauenberufen zu gestalten.

Mehr Unabhängigkeit

Finanzielle Unabhängigkeit von Frauen bis in die Alterssicherung hinein wirkt sich auch auf Männer aus, denn sie sind weniger als „Versorger“ gefordert. Damit diese Unabhängigkeit für beide Geschlechter aber auch tatsächlich funktioniert, ist es notwendig, dass sich die Erwerbsarbeitszeiten von Männern und Frauen angleichen sowie gesellschaftlich relevante Berufe in Erziehung und Pflege finanziell aufgewertet und unbezahlte Sorgearbeit in der Alterssicherung systematischer honoriert werden.