Am 24. und 25. Juni 2023 fand im japanischen Nikko das Treffen der G7-Gleichstellungsminister:innen statt, an dem auch Bundesministerin Lisa Paus teilgenommen hat. Im Mittelpunkt standen die Folgen der Corona-Pandemie für die Gleichstellung sowie Fragen der wirtschaftlichen Gleichstellung von Frauen. 

Worum geht es?

Die Abschlusserklärung der G7-Minister:innen erläutert, auf welchen unterschiedlichen Ebenen es weiterer Anstrengungen Bedarf, um die Gleichstellung der Geschlechter voranzubringen und Mädchen und Frauen zu stärken. Zugleich wird in dem Papier deutlich, dass dazu auch Jungen und Männer in ihrer Vielfalt in den Blick genommen und als Verbündete („allies“), als Agenten des Wandels („agents of change“) und als Mit-Begünstigte („co-beneficiaries“) gewonnen werden müssen. Als Bundesforum Männer begrüßen wir dies ausdrücklich! Wir sind der festen Überzeugung, dass wir eine gleichstellungsorientierte Männerpolitik als Teil einer nachhaltigen Gleichstellungspolitik brauchen. Jungen, Männer und Väter müssen für Gleichstellung gewonnen werden, um auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Welt voranzuschreiten.

Mit Blick auf das Thema Sorgearbeit heißt es in der Abschlusserklärung, dass hier neben der Verbesserung struktureller Rahmenbedingungen das Engagement aller gefordert sei, auch das Engagement von Jungen, Männer und Vätern:

recognizing, reducing, and redistributing unpaid care and domestic work requires commitment from everyone, including men and boys in all their diversity. We should work on improving flexible working time and leave systems, and enabling and promoting their use by men. Besides that, to ensure that men and boys in all their diversity participate more in unpaid care and domestic work, measures to break down gender roles, stereotypes, and biases are needed.“(S.4)
Ein wichtiger Schritt in Deutschland ist hier die geplante Einführung der bezahlten zweiwöchigen Freistellung für Väter nach Geburt (Familienstartzeit). Als Bundesforum Männer dringen wir darauf, dass dieses zentrale Vorhaben nun zügig umgesetzt wird! 

In Bezug auf das drängende Thema der Eindämmung von sexueller und geschlechtsbezogener Gewalt betont die Abschlusserklärung die Notwendigkeit der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit zur Prävention und zum Schutz der von Gewalt Betroffenen:

To eliminate all forms of gender-based violence, we must establish seamless multi-sectoral systems with focus on preventing violence, supporting and protecting survivors and victims, and ensuring access to justice and accountability of perpetrators. Effective cooperation among relevant agencies and entities, based on a trauma-sensitive and survivor/victim-centered approach, is essential.“ (S.5)

Aus Sicht des Bundesforum Männer sollte hier noch stärker darauf gesetzt werden, Gewalt von Beginn an zu bekämpfen und Jungen und Männer bei der Täterarbeit wie beim Thema Gewaltprävention angemessen in den Blick zu nehmen.

Unter der Überschrift „Das Mindset der Gesellschaft verändern“ geht die Abschlusserklärung auf die zentrale Frage ein, wie gesellschaftliche Normen und Geschlechterbilder hin zu mehr Geschlechtergleichstellung und Vielfalt verändert werden können – insbesondere auch mit Blick auf das Gewaltthema:

Challenging harmful stereotypes and biases that perpetuate gender inequalities demands that everyone irrespective of their gender be involved in advancing gender equality, and addressing and preventing gender-based violence. We will strive toward engaging all men and boys as allies, agents of change, and co-beneficiaries. These efforts include promoting healthy attitudes and behaviors, and encouraging all men and boys to free themselves from harmful gender stereotypes and biases, such as toxic masculinity, to challenge and change norms, attitudes, and behaviors that perpetuate gender inequality, and to understand and take action against gender-based violence.“ (S.6)

Dies erfordert dauerhafte Anstrengungen und geschlechterreflektierte Ansätze in Bildung, Beratung und psychosozialer Arbeit mit Blick auf Jungen, Männer und Väter.

Um Jungen und Männer für diesen wichtigen Veränderungsprozess zu gewinnen, müssen wir differenziert ansetzen:

  • Jungen und Männer dort begrenzen, wo sie toxischen Männlichkeitsbildern folgen
  • Jungen und Männer ernst nehmen bei Verunsicherung und einladende Angebote für Veränderung machen

  • Jungen und Männer dort ermutigen und bestärken, wo bereits progressive Bilder von Männlichkeit (und Vaterschaft) bestehen

Gleichstellungsorientierte Männerpolitik als wichtige gleichstellungspolitische Perspektive

Das Bundesforum Männer tritt für eine Gleichstellungspolitik ein, in der die Anliegen und Bedürfnisse von Frauen, Männern und allen Geschlechtern nicht gegeneinander ausgespielt werden. Denn selbst, wenn die Ziele und Maßnahmen zum Teil unterschiedlich sind, stehen Frauen und Männer, Mütter und Väter, Mädchen und Jungen nicht gegeneinander, sondern können zusammen mehr für die Gleichstellung der Geschlechter erreichen, als alleine.

Wir sind überzeugt: Es geht nur gemeinsam! Dazu brauchen wir starke Partner:innen in Politik und Gesellschaft und den politischen Willen, gleichstellungsorientierte Männerpolitik weiter voranzubringen und als wichtige gleichstellungspolitische Perspektive dauerhaft zu verankern!