Chronik & Grundsatzposition
Geschichte des Bundesforum Männer
Jungen-, Männer- und Väterarbeit und -politik sind in Deutschland nicht neu. Die zivilgesellschaftliche Landschaft der Jungen-, Männer- und Väterpolitik in Deutschland ist bzw. war schon immer äußerst vielfältig: bundesweite Männertreffen, die Männerarbeit der christlichen Kirchen, die Arbeit der Gewerkschaften, Landes- und Bundesarbeitsgemeinschaften, Vereine und Netzwerke oder lokale Arbeitsgruppen – beispielsweise im Feld der Jungenarbeit.
Ab 2008 kamen bundesweit tätige Organisationen der Männer-, Jungen- und Väterarbeit in Deutschland zusammen und diskutierten über den Bedarf und mögliche Formen einer Zusammenarbeit auf Bundesebene. Aus den zunächst sporadisch stattfindenden Treffen und den dort ausgetauschten Erfahrungen wurde zunehmend deutlich, dass es verlässlicher Vernetzung und eine politische Interessenvertretung für Jungen, Männer und Väter braucht.
Die Akteure aber blieben lange Zeit eher vereinzelt. Hier und dort entstanden lose Netzwerke, die zwar gute und wichtige Arbeit leisteten, aber organisatorisch und strukturell wenig bekannt und sichbar waren.
Daraus entstand schließlich das im November 2010 gegründete Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer und Väter e. V. mit zunächst 24 Mitgliedsorganisationen.
Heute zählt der Verband 38 Mitgliedsorganisationen aus den Feldern der Jungen-, Männer- und Väterarbeit und den unterschiedlichsten Bereichen wie Bildung, Gewalt, Gesundheit, Sexualität, Kirchen, Gewerkschaften und Sozialverbände etc.
Politische Plattform des BFM
Eine verbindliche Plattform zu Selbstverständnis und Zielvorstellung
Die gemeinsame Arbeit im Verband basiert auf einer politischen Plattform, in der Selbstverständnis und Zielvorstellung des Bundesforum Männer zum Ausdruck kommen und auf die sich alle Mitglieder verpflichtet haben.
Grundprinzip der gemeinsamen Arbeit ist die Geschlechtergerechtigkeit. Die Arbeit des BFM ist am Prinzip umfassender gesellschaftlicher Gleichstellung orientiert und geschieht in konstruktivem Dialog. Das Bundesforum weiß sich der Solidarität unter Männern und Jungen und mit allen Geschlechtern verpflichtet.
Am 04. November 2010 beschloss die Gründungsversammlung des BFM einstimmig folgende Plattform:
Das BFM versteht sich als Arbeitsgemeinschaft für Jungen-, Väter- und Männerarbeit. Es ist offen für Akteure aus Politik, Wirtschaft, Sozialsystemen, Kirche, Religionsgemeinschaften, Rechtswesen, Wissenschaft und sonstigen gesellschaftlichen Bereichen.
Die Mitglieder des BFM bekennen sich zur Geschlechtergerechtigkeit als Grundprinzip ihrer gemeinsamen Arbeit. In diesem Sinne setzen sie sich dafür ein, dass alle Geschlechter gleichberechtigt im Fokus der politischen und gesellschaftlichen Gestaltung stehen. Damit wenden sie sich gegen jegliche geschlechtliche Diskriminierung.
Am Prinzip umfassender gesellschaftlicher Gleichstellung orientiert, wirken sie mit, die Geschlechter in ihren jeweiligen Entwicklungen, Identitäten und der Vielfalt ihrer Lebensentwürfe zu fördern. Die Arbeit des BFM geschieht in konstruktivem Dialog zwischen den Geschlechtern. Das Forum weiß sich der Solidarität unter Männern und Jungen und mit Frauen und Mädchen verpflichtet.
Daher verständigen sich die Mitglieder des BFM in ihrem Selbstverständnis auf folgende Grundsätze:
Gleichberechtigung
Das BFM sieht in der ressourcenorientierten Förderung von Jungen und Vätern sowie von Männern in Erziehung, Arbeitswelt, sozialem Engagement, Gesundheit und Bildung eine unverzichtbare Voraussetzung für geschlechtergerechte Verhältnisse in unserer Gesellschaft. Das BFM sieht in der geschlechtlich gleichberechtigten Verteilung von gesellschaftlichen Aufgaben und Tätigkeiten im Produktions- und Reproduktionsbereich eine unverzichtbare Voraussetzung für geschlechtergerechte Verhältnisse in unserer Gesellschaft.
Aktive Väter
Das BFM ermutigt und unterstützt Männer, ihre Rolle als aktive Väter wahrzunehmen und als positive Vorbilder und verlässliche Bezugspersonen für Jungen und Mädchen zur Verfügung zu stehen. Es tritt für die nachhaltige Balance von Arbeits- und Privatleben ein.
Engagement
Das BFM begrüßt den aktiven Beitrag von Männern in allen Bereichen der Care-Arbeit, z. B. als aktive Großväter, pflegende Männer oder Jungen und Männer im bürgerschaftlichen Engagement. Das BFM fördert die Kommunikation und Kooperation von Männern in unterschiedlichen Generationen und Funktionen.
Vernetzung
Das BFM trägt zur Vernetzung einer Arbeit mit Jungen bei, die Jungen Handlungsoptionen und Zukunftsperspektiven jenseits patriarchaler und einengender Rollenvorstellungen ermöglichen. Jungen werden bei der Entwicklung von Lebensentwürfen gefördert, die ihnen Perspektiven auf eine mündige, verantwortliche und geschlechtergerechte Teilhabe an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen eröffnen.
Opferschutz
Das BFM steht für die Überwindung von Gewalt als Instrument der Konfliktlösung und der Etablierung von Hierarchien und Dominanzen, namentlich in Beziehungen und Familienkonstellationen. Es fordert eine nachhaltige systemische Vernetzung von Opferschutz und Präventionsarbeit.
Opfer von Gewalt
Das BFM setzt sich für die Überwindung des Tabus des Mannes als Opfer von Gewalt ein. Geschlechterstereotype, die einseitige kollektive Rollenzuschreibungen bei Opfern und Tätern zementieren, werden aufgedeckt und verändert.
Respekt
Das BFM tritt für den Respekt vor der Vielfalt sexueller Identitäten und dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung sowie auf Familiengründung unabhängig von den sexuellen oder geschlechtlichen Identitäten der Partner und Partnerinnen ein. Es fördert die faire Diskussion um die reproduktiven und Eltern-Rechte aller.
Gesundheit
Das BFM setzt sich für die körperliche, seelische und soziale Gesundheit von Männern und Jungen ein und unterstützt sie in ihrer Selbstsorge und sexuellen Verantwortung. Es tritt bei Politik und Verwaltung, Forschung und Gesundheitswesen dafür ein, männer- und geschlechterspezifische Gesundheit differenziert in den Blick zu nehmen und aktiv zu fördern.
Rollenperspektiven
Ziel des BFM ist es, einengende und dominante Männlichkeitsstrukturen und Rollenbilder zu überwinden. Es trägt aktiv zur Entwicklung vorurteilsfreier, reflektierender, solidarischer und befreiender Rollenperspektiven bei.
Diskurs
Das BFM vernetzt Erfahrungen aus der Praxis der Männer-, Jungen- und Väterarbeit, der Männer- und Geschlechterforschung sowie der Politik. Die Mitglieder des Forums verpflichten sich zu gegenseitiger Transparenz, Information und Diskurs.
Auf der Grundlage dieser Positionen ruft das Bundesforum Männer zu einem umfassenden Bündnis für die Schaffung nachhaltiger Beziehungen und Strukturen in unserer Gesellschaft auf, die der Lebensqualität aller Menschen dienen.
Berlin, 04.11.2010 die Gründungsversammlung