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Gesundheit

Noch immer haben Männer im Durchschnitt eine um knapp fünf Jahre kürzere Lebenserwartung. Viele Männer haben ein höheres Risikoverhalten, nutzen Angebote zur Prävention oder zur Früherkennung selten bzw. spät und gehen nicht gut mit körperlichen und psychischen Belastungs- und Krisensituationen um.

Männergesundheit ist anders

Die Gesundheit eines Mannes ist nicht nur von der individuellen Lebensführung abhängig. Sie ist zugleich durch weitere Faktoren geprägt, wie beispielsweise sozioökonomische Lage, Milieu, kulturelle Hintergründe oder sexuelle Orientierung. Insofern gilt es, jungen- und männerspezifische Gesundheitsfragen differenziert in den Blick zu nehmen und insgesamt mehr Geschlechtersensibilität in das Thema Gesundheit zu bringen. Eine geschlechtersensible Gesundheitspolitik bezieht Männer und ihre unterschiedlichen Lebenslagen systematisch ein. Geschlechtersensible Präventions- und Gesundheitsstrukturen ermöglichen Jungen und Männern einen niedrigschwelligen Zugang zu Gesundheitsthemen und Selbstsorge. Gesundheitspolitische Ziele, die für Jungen und Männer besonders relevant sind, umfassen die Senkung der vorzeitigen Sterblichkeit, die Förderung psychischer Gesundheit und des Wohlbefindens, die Verstärkung von Prävention und Behandlung bei Drogen- und Alkoholkonsum sowie die Reduzierung von Todesfällen und Verletzungen durch Straßenverkehrsunfälle.

Männer und Depression

Depression wird bei Männern oft nicht erkannt oder behandelt. Gesellschaftliche Erwartungen und Rollenbilder tragen dazu bei, dass Männer seltener über ihre psychischen Probleme sprechen und sich seltener professionelle Hilfe suchen. Zudem kann sich Depression bei Männern anders äußern. Anstatt Traurigkeit oder Rückzug, zeigen Männer oft vermehrt Reizbarkeit, Wut oder riskantes Verhalten wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch, was die Diagnose erschweren kann. Hinzu kommt, dass Männer seltener ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und psychische Probleme eher verschweigen. Dies führt nicht nur zu einer höheren Dunkelziffer von Depressionen bei Männern, sondern kann auch schwerwiegende Folgen wie eine erhöhte Suizidrate haben. Die Kombination aus Stigmatisierung, geschlechtsspezifischen Ausdrucksformen und dem mangelnden Zugang zu passender Unterstützung macht das Thema Depression für Männer besonders herausfordernd.

Männer und Suizid

Männer sind in Bezug auf Suizid besonders gefährdet. Der Anteil der Männer an den Suiziden liegt bei etwa 73 %. Ein Grund dafür ist, dass Männer psychische Probleme seltener ansprechen oder sich Hilfe suchen. Gesellschaftliche Erwartungen, wie Stärke und Unabhängigkeit zu zeigen, hindern viele Männer daran, ihre emotionalen Herausforderungen zuzugeben. Hinzu kommt, dass sie oft impulsivere und tödlichere Methoden wählen, was die Suizidrate bei Männern zusätzlich erhöht. Es ist daher wichtig, gezielte Prävention und offene Gespräche über mentale Gesundheit zu fördern, um dieser Problematik entgegenzuwirken. Familien, Freunde und Gemeinschaften spielen eine entscheidende Rolle dabei, Unterstützung zu bieten und auf Anzeichen von Depressionen und Suizidgedanken zu achten. Die geschlechtersensible Qualifizierung von Fachkräften im Gesundheitssystem ist ein Schlüsselfaktor, um die Relevanz von Männlichkeitsanforderungen zu erkennen und Männer geschlechtersensibel behandeln zu können.

Verbesserung der geschlechtersensiblen Sexualaufklärung

Um die Aufklärung zur sexuellen Gesundheit effektiver zu machen, müssen Angebote zur sexuellen Bildung Jungen und Männer explizit ansprechen. Eine geschlechtersensible Sexualaufklärung für Jungen und Männer kann durch mehrere wichtige Ansätze verbessert werden. Zunächst sollten die emotionalen Aspekte der Sexualität stärker einbezogen werden. Männer brauchen nicht nur Informationen über biologische Prozesse, sondern auch über emotionale Intimität, Beziehungen, Konsens und den Umgang mit Gefühlen. Gleichzeitig ist es wichtig, Geschlechterstereotype aktiv abzubauen. Männer sollten vermittelt bekommen, dass sie nicht bestimmten Rollenbildern oder Erwartungen, wie frühzeitiger sexueller Aktivität, entsprechen müssen, sondern individuelle Bedürfnisse und Grenzen haben dürfen.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist der kritische Umgang mit Medien und Pornografie. Da Jungen oft früh mit sexualisierten Inhalten konfrontiert werden, sollte die Aufklärung realistische Darstellungen von Sexualität fördern und ein Bewusstsein für die problematischen Aspekte von pornografischen Inhalten schaffen. Hier ist auch das Thema Einvernehmlichkeit und Respekt von großer Bedeutung. Jungen sollten von Anfang an lernen, dass gesunde Sexualität auf gegenseitigem Respekt, Kommunikation und Einvernehmlichkeit basiert.

Zudem muss die Vielfalt von Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten thematisiert werden. Eine moderne Sexualaufklärung sollte die Akzeptanz und Wertschätzung verschiedener Lebensweisen fördern, sodass Männer ein offenes und tolerantes Verständnis entwickeln. Schließlich ist es entscheidend, dass Sexualaufklärung Männer Raum bietet, ihre Fragen und Unsicherheiten zu äußern. In einer vertrauensvollen Atmosphäre sollten sie die Möglichkeit haben, ohne Angst vor Verurteilung über ihre Sorgen und Erfahrungen zu sprechen.

Regelmäßiger „Männergesundheitsbericht“ – Geschlechtersensible Gesundheitsberichterstattung

Für passförmige Angebote in Diagnostik, Prävention und Therapie braucht es belastbares und nach Geschlecht und weiteren Kriterien differenziertes Wissen. Durch eine geschlechtersensible Gesundheitsberichterstattung, die alle Geschlechter gleichermaßen und differenziert in den Blick nimmt, können die wissenschaftliche Datenlage und Datenqualität verbessert, geschlechtsspezifische Besonderheiten im Gesundheitsbereich besser beschrieben und Forschungslücken geschlossen werden. Dies gilt insbesondere auch für die Erforschung männerspezifischer Gesundheitsressourcen und für den Einfluss von Geschlechterbildern und Identitätsstrukturen auf die individuelle Gesundheit.

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