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Pflegegeld als Lohnersatz – ein Fortschritt für Gleichstellung und fürsorgliche Männlichkeit

Mit ihrem Vorstoß zur Einführung eines Pflegegelds als Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige hat Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) eine wichtige und überfällige Debatte aufgegriffen. Wie die ZEIT am 20. Mai 2025 berichtet, wird die Initiative von Sozialverbänden begrüßt. Auch aus Sicht des Bundesforum Männer wäre eine solche Leistung erfreulich, nicht zuletzt aus gleichstellungspolitischer Perspektive.

Wer pflegt, darf nicht verlieren – auch nicht finanziell

Pflege ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung. 5,7 Millionen Menschen gelten in Deutschland als pflegebedürftig – Tendenz steigend. Über 80 % der pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause versorgt, meist von Angehörigen. Diese leisten Tag für Tag wertvolle und unsichtbare Arbeit – oft unter enormer zeitlicher, psychischer und wirtschaftlicher Belastung.

Ein Familienpflegegeld, wie es der unabhängige Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf vorschlägt und das analog zum Elterngeld als Lohnersatzleistung ausgestaltet ist, wäre ein wichtiger Schritt, um die Pflege von Angehörigen und anderen nahestehenden Menschen zu erleichtern. Die Pflege von alten und kranken Menschen ist systemrelevant. Wer hier Verantwortung übernimmt, darf nicht in ein Armutsrisiko abrutschen.

Auch Männer profitieren

Für das Bundesforum Männer ist dabei zentral: Auch und gerade Männer würden von einer solchen Reform profitieren. Denn mit einem solchen Pflegegeld wird es für berufstätige Männer – die sich zunehmend als pflegende Angehörige engagieren wollen und müssen – strukturell leichter, Pflegeaufgaben zu übernehmen. Damit würde die Angehörigenpflege ohne Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz erleichtert und für die Wirtschaft bleiben die dringend nötigen Arbeitskräfte erhalten.

Ein Lohnersatzmodell erhöht die Zugänglichkeit zur Sorgearbeit für Männer in mehrfacher Hinsicht:

  • Es reduziert finanzielle Barrieren, insbesondere für Männer in prekären oder mittleren Einkommensverhältnissen.
  • Es signalisiert gesellschaftliche Anerkennung für Care-Arbeit – auch für Männer.
  • Es unterstützt das Leitbild der „Caring Masculinity“ – einer fürsorglichen, zugewandten und verantwortungsvollen Männlichkeit, für die sich das Bundesforum Männer seit vielen Jahren stark macht.
Caring Masculinity – was meint das?

Der Begriff Caring Masculinity beschreibt eine Form von Männlichkeit, die sich nicht über Dominanz, Abgrenzung oder Leistung, sondern über Fürsorge, Beziehung und Verantwortung definiert. Männer, die pflegen, erziehen, begleiten – das ist kein gesellschaftlicher Randbereich, sondern ein zentrales Zukunftsbild gelingender Geschlechterpolitik.

BFM im Bündnis Sorgearbeit fair teilen

Das zivilgesellschaftliche Bündnis Sorgearbeit fair teilen setzt sich für die geschlechtergerechte Verteilung unbezahlter Sorgearbeit im Lebensverlauf ein. Seine 32 Mitgliedsverbände haben sich zum Ziel gesetzt, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft für den Gender Care Gap und seine Auswirkungen zu sensibilisieren und sich für die Schließung der Sorgelücke einzusetzen. Das Bundesforum Männer engagiert sich seit 2020 im Bündnis.

Unsere Position: Sorgearbeit gerecht machen – für alle Geschlechter

Ein Lohnersatz-Pflegegeld ist mehr als eine Sozialleistung. Es ist ein Baustein für eine geschlechtergerechte Sorgeinfrastruktur, in der auch Männer Care-Verantwortung übernehmen können – ohne gesellschaftliche, kulturelle oder ökonomische Hürden.

Das Bundesforum Männer begrüßt den Vorschlag von Ministerin Prien ausdrücklich und fordert die Bundesregierung auf, diesen Impuls aufzugreifen und in den angekündigten Strukturreformen des Pflege- und Gesundheitsbereichs entschlossen umzusetzen.