Männer erreichen, beraten und begleiten

Gemeinsame Erklärung der nationalen Dachverbände, vorgestellt auf der internationalen Konferenz «Männerarbeit wirkt, stärkt, spart» am 16. und 17. September 2024 in Wien.

  • Bundesforum Männer (Deutschland)
  • Dachverband für Burschen,- Männer und Väterarbeit (Österreich)
  • infoMann (Luxemburg)
  • männer.ch (Schweiz)

Um die Gleichstellung der Geschlechter umfassend zu verwirklichen, müssen Jungen und Männer gleichstellungspolitisch stärker in den Blick genommen und traditionelle Männlichkeitsanforderungen kritisch hinterfragt werden.

Geschlechterreflektierte Männerarbeit trägt auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene dazu bei, vorherrschende Geschlechterbilder und Strukturen zu verändern, toxische Verhaltensweisen einzudämmen und damit verbundene Folgekosten zu reduzieren. Sie macht erfahrbar, dass Gleichstellung sozial, wirtschaftlich und ökologisch umfassenden Mehrwert schafft –  und auch Jungen, Männer und Väter davon profitieren.

Um dies leisten zu können, muss geschlechterreflektierte Männerarbeit als selbstverständlicher Infrastrukturstandard begriffen und flächendeckend als Bestandteil der psychosozialen Grundversorgung etabliert werden.

Männer gut beraten

Der Leitfaden »Männer gut beraten« hat einführenden Charakter und regt an, sich intensiver mit Fragen rund um Männlichkeit im Kontext der Beratung von Männern zu befassen.

Ein Leitfaden zur geschlechterreflektierten Beratung von Jungen, Männern und Vätern.

Mit Geschlechterbildern – ihrer Pluralisierung, aber auch ihrer beharrlichen Wirkung – haben wir alle jeden Tag zu tun. Dies gilt auch für die Beratung – für die Person, die Beratung nachfragt, wie für die Person, die beratend tätig ist. Unser Leitfafen gibt einen Überblick zum Thema »Männerberatung«, liefert praktische Beispiele und enthält Expert:innen-Interviews. Der Leitfaden kann kostenlos beim Bundesforum Männer e.V. bestellt werden. Die Versandkosten trägt das Bundesforum Männer. Bestellungen werden gesammelt und monatlich versendet.

Instagram-Clips hinterfragen Stereotype

Männer sind hart. Männer machen Karriere. Männer kommen allein klar. Müssen sie aber nicht! Viele Männer haben verinnerlicht, dass sie Probleme allein lösen müssen.

Wir finden es ist an der Zeit, dass wir solche veralteten Rollenanforderungen hinter uns lassen. Mit Animationsclips für Instagram zeigen wir eine Auswahl von Stereotypen und ermutigen dazu, sie zu hinterfragen.

„Bin ich feministisch?“

Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesforum Männer den Selbsttest „Bin ich feministisch?“ entwickelt, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre Einstellungen zu Gleichstellung und Geschlechterrollen zu reflektieren.

Dieser interaktive Test bietet eine einfache Möglichkeit, sich kritisch mit der eigenen Haltung auseinanderzusetzen und festgefahrene Denkmuster und Stereotype zu hinterfragen.

Ob Sie schon viel über Feminismus wissen oder gerade erst anfangen, sich damit zu beschäftigen – der Selbsttest hilft Ihnen dabei, Ihre Position zu finden und aktiv zu einer gerechteren Gesellschaft beizutragen. Machen Sie mit! Das Projekt ist gefördert durch das BMFSFJ.

Männer online beraten

Beratung in Präsenz gilt für viele Fachkräfte immer noch als Goldstandard. Online-Beratung ist dabei durchaus ein eigenständiges Beratungsformat, dessen Effektivität durch Studien belegt ist.

Online-Beratung bietet spezifische Vorteile für Ratsuchende, insbesondere Anonymität, Niedrigschwelligkeit und eine verbesserte zeitliche und örtliche Zugänglichkeit. Online-Beratung kann damit auch Menschen erreichen, denen aus unterschiedlichen Gründen der Zugang zu Hilfsangeboten erschwert ist oder in deren Wohnort kein geeignetes Präsenz-Angebot vorhanden ist – zum Beispiel kein Männerberatungsangebot mit geschlechterreflektiertem und männlichkeitsorientiertem Ansatz.

Fachleute der Männerberatung sind daher gut beraten, sich mit den Vorteilen, aber auch mit den Voraussetzungen und Herausforderungen von Online-Beratung auseinanderzusetzen.

Das Sonderheft »Männer online beraten« ergänzt unseren Leitfaden »Männer gut beraten«. Beide Publikationen regen dazu an, sich intensiver mit Fragen rund um Männlichkeit im Beratungskontext zu befassen, gehen auf konzeptionelle und methodische Fragen ein, liefert praktische Beispiele und geben weiterführende Hinweise.

Men well advised

The interest in gender-reflective counseling abroad and a growing number of multilingual counseling services in Germany have created demand for an English translation of the guide since its publication in 2022.

A guide to gender-reflective counselling for boys, men and fathers

As part of the project „Greater involvement of men in gender equality policy – networking, counselling, addressing and support“ funded by the Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth, the Federal Forum for Men has republished the guide to gender-reflective counseling for boys, men and fathers in an English translation. With the English translation, the guide now also gives professionals without knowledge of the German language an overview of the topic of »men’s counselling«.

This guide has an introductory nature and aims to encourage people to deal more intensively with questions about masculinity in the context of men’s counselling. To this end, the guide addresses conceptual and methodological questions, provides pracitcal examples and offers further advice.

The guide is available free of charge. The Federal Forum for Men covers the shipping costs.

Männerperspektiven. Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik

Wie denken Männer über die berufliche Eigenständigkeit ihrer Partnerin? Wie sind die Einstellungen zu Erwerbstätigkeit und Teilzeit? Wie sehen Männer ihre Rolle bei der Kindererziehung? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert die repräsentative Studie des Bundesforum Männer aus dem Jahr 2023.

Rollenbilder im Wandel 

Die Studie zeigt, wie Männer heute auf Gleichstellung und Gleichstellungspolitik blicken und wie sich ihre Einstellungen und Sichtweisen in den letzten Jahren verändert haben. 84% der Männer teilen die Auffassung, dass Gleichstellung wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist.  

Mit Blick auf zentrale gleichstellungsrelevante Einstellungen von Männern zeigt die Studie im Vergleich zu 2015 positive Entwicklungen. Teilzeit wird für Männer normaler. Männer erwarten von Unternehmen, dass sie Vereinbarkeit von Familie und Beruf gleichermaßen für Männer wie für Frauen ermöglichen. Männer finden, dass mehr verbindliche Partnermonate beim Elterngeld die Gleichstellung voranbringen würden. Für mehr Männer wird es selbstverständlich, dass nicht nur Mütter, sondern auch Väter nach der Geburt die Erwerbstätigkeit unterbrechen und bei ihrem Kind zuhause bleiben. 

Studie offenbart gleichstellungspolitischen Handlungsbedarf 

Trotz dieser aus Sicht des Bundesforum Männer insgesamt erfreulichen Tendenzen belegen die Ergebnisse aber auch dringenden gleichstellungspolitischen Handlungsbedarf.  

2015 zählten noch 35 % zu den Befürwortern einer aktiven, offensiven Gleichstellungspolitik, heute sind es nur noch 23 %. Auf der anderen Seite wuchs im gleichen Zeitraum der Anteil der Gegner einer weiter gehenden Gleichstellungspolitik auf 22 %, gegenüber 13 % im Jahr 2015. Hinsichtlich des sprachlichen Genderns und seiner Nützlichkeit für die Gleichstellung ist die Gruppe der Männer gespalten. 

Studie „Geflüchtete Männer in Deutschland – Bedarfe, Herausforderungen und Ressourcen“

Von 2016 bis 2018 realisierte das Bundesforum Männer das vomBundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Projekt „Flucht, Migration, Integration – Geschlechterreflektierte Arbeit mit männlichen Flüchtlingen“.

Mit der im Rahmen des Projektes erstellten Studie „Geflüchtete Männer in Deutschland – Bedarfe, Herausforderungen und Ressourcen“ konnte ein zielgerichteter Beitrag für künftige Hilfsangebote und Projekte für insbesondere männliche Geflüchtete geleistet und dabei vor allem auch ein geschlechterreflexiver Blick geschärft werden.

Soziale Beziehungen

(Jungen) geflüchteten Männern fehlen Zugänge zur Aufnahmegesellschaft, weswegen Angestellte im Supermarkt etc. häufig zu Ersatzkontakten werden. Rassistische Diskurse wirken sich auf das Selbstwertgefühl junger Männer im Verhältnis zur Aufnahmegesellschaft aus und stehen dadurch offenen und optimistischen Annäherungen entgegen. Außerdem fühlen sich Geflüchtete von verschiedenen Seiten häufig nicht als Individuum wahrgenommen.

Hier braucht es soziale Zugänge zur Aufnahmegesellschaft und den Ausbau sexualpädagogischer Angebote, die eine generelle Öffnung ermöglichen. Außerdem muss rassistischen Diskursen entschieden entgegengetreten werden, um ein sicheres Ankommen zu ermöglichen.

Bildung und Arbeit

Das Bedürfnis, in Deutschland zu arbeiten und dabei an die bisherige Bildungsbiographie anzuknüpfen kann über zweckgebundene Interaktionen hinausgehen und einen günstigen Rahmen bieten, um Mitgliedern der Aufnahmegesellschaft auf Augenhöhe zu begegnen. Gleichzeitig fehlt jugendlichen Geflüchteten der Zugang zum regulären Schulunterricht und der Umgang mit Gleichaltrigen. Sprachkurse sind mit langen Wartezeiten und Zugangsbeschränkungen verknüpft. Auch beim Zugang zu Arbeitsmarkt, Ausbildungen und Praktika braucht es dringend mehr Flexibilität der zuständigen Behörden. Ausländerbehörden der Länder erteilen teilweise kaum Genehmigungen für weiterführende Studiengänge. Hier braucht es eine stärkere Berücksichtigung individueller Interessen und Fähigkeiten und kürzere Wartezeiten.

Unterbringung

Gemeinsam reisende Freunde werden durch die Transfers voneinander getrennt und unterschiedliche Regionen zugewiesen. In dieser Phase fehlen ihnen Beratungsmöglichkeiten ebenso wie Optionen, ihre Situation beeinflussen zu können, was zu Gefühlen von Ohnmacht, Autonomie- und Kontrollverlust führt. Gefühle, die den Ansprüchen junger Männer und Väter entgegenstehen, Verantwortung und Handlungsfähigkeit beweisen zu können. Ganz konkret bedeuten die aktuellen Unterbringungsbedingungen außerdem Hygienemissstände, Diebstähle, Drogenkonsum, Gewalt und einen Mangel an Privatsphäre, was sich nicht zuletzt auf den Schlaf auswirkt. Schlafentzug führt zu einem Mangel an Konzentrationsfähigkeit, beeinträchtigt z.B. schulische Leistungen und die Fähigkeit zum Deutschlernen. Das von vielen Praktiker*innen beschriebene erniedrigende und traumatisierende Potenzial solcher Bedingungen verhindert aktiv jede Form des Ankommens in der Aufnahmegesellschaft.

Um existentielle Befürnisse nach sicherem Wohnen zu erfüllen, braucht es zwingend (Mindest-)Standards für Unterbringungen deutschlandweit. Es ist notwendig, die Schutzbedürftigkeit von Jungen, Männern und Vätern in der weiteren Entwicklung von Gewaltschutzkonzepten für Gemeinschaftsunterkünfte zu integrieren. Außerdem muss die Ausbeutung von Geflüchteten auf dem anschließenden Wohnungsmarkt gestoppt werden.

Ressourcenstärkende Angebote

Betroffene bringen häufig ein hohes Maß an Resilienz mit. Die Aufnahmegesellschaft sollte stressfreie Räume schaffen und so die Selbstheilung fördern, die bei vielen bereits angelegt ist. Beispiele aus der Praxis für solche Orte sind öffentliche Bibliotheken, in denen persönliche Ansprechpartner ein Näheverhältnis aufbauten, Kirchen- und Moscheegemeinden, Angebote der Jugendmigrationsdienste, Angebote der offenen Jugendarbeit, Jugendfreizeiten und Theatergruppen sowie Schul-, Vereins- und Gemeindefeste. Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit erlebten befragte junge Männer ebenfalls durch eigenes ehrenamtliches Engagement, etwa Dolmetschen oder das Teilen von Wissen bei behördlichen Anliegen.

Abschließendes aus der Perspektive des BFM

Die diffizilen Lebenssituationen der geflüchteten Menschen machen insgesamt die Zerbrechlichkeit sozialer Sicherheiten in Deutschland sichtbar. Vor dem Hintergrund rassistischer Diskurse sind Geflüchtete dieser Zerbrechlichkeit in besonderer Härte ausgesetzt. Umso mehr ist Politik auf allen Ebenen gefordert, gleichstellungspolitische Entwicklungen aktiv mitzugestalten. Eine Perspektive, die geflüchtete Männer überwiegend als Problemfälle im Sinne der Kriminalstatistik thematisiert, kann in der Praxis dazu beitragen, dass die Vulnerabilität von geflüchteten (jungen) Männern strukturell zu wenig gesehen wird. Aus belastenden, mitunter traumatisierenden Erlebnissen vor, während und nach der Flucht entsteht ein besonderer Bedarf, nicht für alle, aber für viele der geflüchteten Jungen und Männer. Mit dieser besonderen Schutzbedürftigkeit muss gendersensibel umgegangen werden. Für geflüchtete Männer, egal ob mit Bleibeperspektive oder ohne, muss es das Ziel sein, sie nicht nur notdürftig und unter menschenunwürdigen Bedingungen in zentralisierten Einrichtungen zu verwahren, sondern ihnen zu ermöglichen „Agenten des Wandels“ zu werden.

Eigenen und von außen wirksamen Anforderungen nicht gerecht zu werden, trifft Männer oft im Kern ihres „männlichen Selbstbildes“ und mindert ihr Selbstwertgefühl durch das geringe Maß an erlebter Selbstwirksamkeit. Genderkompetente Begleitung ist notwendig, gerade mit Blick auf die Anforderungen, bestimmten Männlichkeitsbildern zu entsprechen. Mentoring-Programme müssen unterstützt werden, durch die junge Geflüchtete von den Erfahrungen (auch älterer) Einheimischer profitieren können. Proaktiv müssen Impulse zur Gründung von Männergruppen (Peer-to-Peer) gesetzt und Unterstützungsangebote, die auch Familienangehörige einbeziehen, geschaffen werden.

Animationsfilm für das Männerberatungsnetz

Beratung sollte für Männer kein „No-Go“ sein. Mit einem Animationsfilm sensibilisieren wir dafür, dass selbstverständlich auch Männer Beratungsanlässe und Beratungsbedarfe haben. Vielen Männern fällt es nicht leicht, Unterstützung anzunehmen.

Hier aktiv gegenzusteuern ist das Ziel unseres Films. Beratung zu suchen und in Anspruch zu nehmen, kann hilfreich und entlastend sein. Beratung kann verhindern, dass kleine Probleme groß werden. Sie kann Orientierung geben und zu einem gesünderen Leben beitragen.
Das Filmprojekt ist in Zusammenarbeit mit dem Berliner Studio für Animation, Illustration und Design Ernst 3000 entstanden.

BFM Tasche: Gemeinsam für Gleichstellung

Entdecke unsere nachhaltige Baumwolltasche aus 100% Bio-Baumwolle, liebevoll in einer kleinen Siebdruckwerkstatt mitten in Berlin hergestellt. Jeder Druck ist ein Unikat und wird vor Ort von Hand gefertigt. Unsere Taschen sind auf Anfrage und als Give-Away bei Veranstaltungen erhältlich.