
Nicht zurück zur alten Wehrpflicht
Medienberichten zufolge fordert der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Thomas Röwekamp (CDU), die zügige Wiederherstellung des alten Wehrdienstgesetzes – und damit faktisch die einseitige Reaktivierung der Wehrpflicht nur für Männer. Aus Sicht des Bundesforums Männer ist ein solches Vorhaben gleichstellungspolitisch wie gesellschaftlich problematisch.
BFM gegen geschlechtsbasierte Dienstpflicht
Am 22. Juli 2025 hatte die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE zum geplanten neuen Wehrdienstgesetz klargestellt, dass eine Änderung des Artikels 12a des Grundgesetzes – und damit eine verfassungsrechtliche Öffnung der Wehrpflicht für Frauen – „derzeit nicht geplant“ sei. Das bedeutet im Klartext, wenn die Wehrpflicht kommt, dann ausschließlich für Männer.
Vor einem Jahr (5. Juni 2024) hatte Bundesverteidigungsminister Pistorius im Bundestag gesagt: „Im Ernstfall brauchen wir wehrhafte junge Frauen und Männer, die dieses Land verteidigen können. Wir müssen durchhaltefähig und aufwuchsfähig sein. Ich bin überzeugt: Wir brauchen eine neue Form des Wehrdienstes.“
Eine schnelle Rückkehr zur alten Wehrpflicht, wie von Röwekamp gefordert, wäre jedenfalls keine neue Form des Wehrdienstes, sondern würde die männliche Dominanz in der Bundeswehr – mit aktuell knapp 87 Prozent Männern als Soldaten – zementieren, tradierte Geschlechterrollen verfestigen und unzeitgemäße einseitige Männlichkeitsbilder reproduzieren. Eine Wehrpflicht nur für Männer nährt die überkommene Vorstellung, in der Männlichkeit als wehrhaft, hart und kampfbereit gilt – ein rückwärtsgewandtes Narrativ, das gesellschaftlich längst überwunden sein sollte.
Die Idee, dass alle jungen Männer künftig auf ihre Wehrfähigkeit, körperliche Härte und Tauglichkeit zum Dienst an der Waffe hin überprüft und im Zweifel sogar zwangsverpflichtet werden sollen, widerspricht den Prinzipien einer demokratischen und geschlechtergerechten Gesellschaft, die auf Vielfalt, Gleichberechtigung und individuelle Selbstbestimmung gründet.
Nicht zurück in alte Rollen
Das Bundesforum Männer spricht sich deshalb klar gegen eine geschlechtsbasierte Dienstpflicht aus. Dass über die Hälfte der 18- bis 34jährigen die Wiedereinführung einer Wehrpflicht ablehnt unterstreicht, dass eine offene, zukunftsorientierte Debatte über Formen eines allgemeinen gesellschaftlichen Engagements nötig ist, die alle Geschlechter einbezieht, zivilgesellschaftliches Engagement anerkennt und sich an Prinzipien von Gleichstellung, Teilhabe und demokratischer Verantwortung orientiert.
Wichtig ist, dass diese Debatte gemeinsam mit jungen Menschen geführt wird und nicht über ihre Köpfe hinweg. Bereits im Juni 2025 haben wir uns für eine geschlechtergerechte(re) Neuausrichtung von Wehr- und Gesellschaftsdiensten ausgesprochen. Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen bekräftigen wir diese Position mit Nachdruck.