Bfm webbeitrag 2025

Wehrpflicht-Debatte: Gleichstellung ernst nehmen – Jungen und junge Männer nicht alleinlassen

Die Debatte über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht hat in Deutschland an Fahrt aufgenommen – verstärkt durch sicherheitspolitische Herausforderungen in Europa und entsprechende Vorschläge aus der Politik. Für das Bundesforum Männer ist klar: Eine Rückkehr zur alten Logik – Wehrpflicht nur für Männer – ist nicht akzeptabel.  

Wenn Wehrpflicht, dann geschlechtergerecht, demokratisch und zukunftsfähig 

Wenn Wehrpflicht oder ein verpflichtender Gesellschaftsdienst in Betracht gezogen werden müssen, dann nur geschlechtergerecht – für alle Bürger:innen, die in das entsprechende Alters- und Einsatzraster fallen. Im Fokus steht aktuell jedoch nur die junge Generation – und dabei insbesondere Jungen und junge Männer. 

Ein Blick auf die skandinavischen Nachbarn zeigt, dass Gleichberechtigung auch in Fragen von Sicherheit und Verteidigung möglich ist: In Norwegen (seit 2015), Schweden (seit 2017) und ab Juli 2025 auch in Dänemark gilt eine allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen. Diese Länder machen vor, dass Vielfalt und Gleichstellung nicht nur Werte sind, die es zu verteidigen gilt, sondern die auch für funktionierende und glaubwürdig demokratische Streitkräfte relevant sind. 

Junge Männer stärken – nicht zurück in alte Rollen 

Gerade für viele junge Männer bringt die Wehrpflichtdebatte Unsicherheit, Ängste und ein Gefühl von Überforderung mit sich. Sie spüren den Erwartungsdruck, „Verantwortung zu übernehmen“, ohne dass es gleichzeitig Räume für kritische Reflexion gibt. Jungen und junge Männer dürfen mit ihren Sorgen nicht allein gelassen werden – weder mit Ängsten vor einem möglichen Dienst, noch mit überkommenen Vorstellungen von Stärke, Pflicht oder Männlichkeit. 

Ein verpflichtender Dienst – ob militärisch oder zivil – darf nicht zur Reproduktion traditioneller Rollenbilder beitragen, sondern muss eingebettet sein in eine Bildungs- und Aufklärungsarbeit, die reflektiert, ermutigt und neue Männlichkeitsbilder fördert. Solche Bilder betonen demokratische Verantwortung, Solidarität und die Fähigkeit, auch in Ausnahmesituationen als reflektierte Bürger zu handeln. 

Gesellschaftliche Verantwortung braucht politische Unterstützung 

Schulen und andere zivilgesellschaftliche Akteure, nicht zuletzt die Jungenarbeit, spielen eine zentrale Rolle, um insbesondere junge Männer in dieser Debatte zu begleiten. Doch dafür brauchen sie politische Rückendeckung – durch Ressourcen, Qualifizierung und Raum für die Auseinandersetzung.  

Für eine Kultur der freiwilligen Beteiligung  

Die Debatte um Wehrpflicht ist auch eine Debatte über das Selbstverständnis unseres Gemeinwesens und von Demokratie. Statt auf Zwang zu setzen, plädieren wir für eine offene Diskussion über freiwillige Gesellschaftsdienste, die vielfältig sind – sozial, ökologisch, kulturell oder im Bereich des Zivil- und Katastrophenschutzes – und allen Geschlechtern offenstehen.  

Das Bundesforum Männer steht für eine gleichstellungsorientierte Gesellschafts- und damit auch Sicherheitspolitik. Wir setzen uns dafür ein, dass Jungen und Männer als Teil einer pluralen Demokratie Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen (können) – ganz im Sinn nachhaltiger Männlichkeit.