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Eine Fassade eines alten Gebäudes, man sieht vier Fenster von zwei Stockwerken. Auf einem schmalen Balkon ist eine große Regenbogenflagge befestigt, die im Wind weht.

Antifeministische Angriffe auf Bildung in neoliberalen Zeiten

3. Dezember 17:30 19:00

Teil der Reihe „In gesellschaftlichen Umbrüchen navigieren

Diskriminierung aufgrund der geschlechtlichen Identität und der sexuellen Orientierung ist alltäglich, auch im Bildungssektor. Die GEW setzt sich für geschlechtliche Vielfalt ein und nimmt vielfache Bestrebungen vor, geschlechtliche Vielfalt in Bildungscurricula zu verankern, Diskriminierung vorzubeugen und queere Kolleg*innen zu stärken.  

In der Arbeit „Bildung in Zeiten von Antifeminismus“ untersucht die Erziehungswissenschaftlerin Juno F. Grenz die Debatte um den ‚Bildungsplan 2015‘, die den Beginn der sogenannten ‚Anti-Gender‘-Mobilisierung in Deutschland markiert. Die Debatte begann damit, dass im Herbst 2013 ein Arbeitspapier des baden-württembergischen Kultusministeriums öffentlich wurde, aus dem die Absicht hervorging „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ als Bildungsziel im neuen Bildungsplan zu verankern. Gegen dieses Vorhaben wurde eine Petition eingereicht, die fast 200.000 Menschen unterschrieben. Von Februar 2014 bis Februar 2016 demonstrierten anschließend tausende selbsternannte „besorgte Eltern“ gegen eine angebliche „Gender-Ideologie“ und „Frühsexualisierung per Bildungsplan“.

Die bildungs- und queertheoretische Analyse der Debatte zeigt u. a., dass queere Lebensweisen in den antifeministischen Angriffen auf die baden-württembergische Bildungsplanreform sexualisiert, pathologisiert und kriminalisiert werden. Entgegen der öffentlichen Darstellung zeigt die Analyse aber auch, dass auch im Bildungsplan selbst keineswegs Gleichstellung hergestellt wird, sondern Zweigeschlechtlichkeit (also die angeblich ausschließliche Existenz von zwei und nur zwei Geschlechtern – Männern und Frauen) und Heterosexualität auch hier als Norm und queere Lebensweisen als Abweichung verstanden werden: In einem neoliberalen Verständnis von Bildung wird „Umgang mit (sexueller) Vielfalt“ als individuell zu erwerbende Kompetenz gerahmt. Die ‚Normalen‘ sollen hiernach lernen mit den ‚Anderen‘, den sexuell Vielfältigen umzugehen, da diese Fähigkeit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigere.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse kommt die Arbeit zu dem Schluss, dass queere, machtkritische Bildung in neoliberal-kompetenzorientierten und antifeministisch-autoritären Zeiten keineswegs eine wertvolle Ergänzung für einige wenige Betroffene, sondern eine demokratische Notwendigkeit darstellt.

Juno F. Grenz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaften im Arbeitsbereich Geschlechterforschung, Europa-Universität Flensburg

Anmeldeschluss ist der 2.12.2024

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