
Gleichstellung ist kein Selbstläufer: BFM bei der 69. Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen
Seit dem 10. März ist das Bundesforum Männer mit Dr. Dag Schölper als Mitglied der deutschen Regierungsdelegation bei der 69. Sitzung der Frauenrechtskommission (CSW) der Vereinten Nationen in New York vertreten. Die erste Woche war geprägt von intensiven Debatten, internationalen Begegnungen und wichtigen Impulsen für die Gleichstellungsarbeit weltweit.
Auftakt: Politische Erklärung und eigenes Parallel-Event
Am Montag, den 10. März 2025, wurde die CSW wurde durch den saudischen Vorsitzenden Abdulaziz M. Alwasil eröffnet. UN-Generalsekretär António Guterres stellte in seiner Rede klar, dass die Gleichstellung der Geschlechter ein zentrales Ziel bleiben müsse. Sima Bahous, die Leiterin von UN Women, warnte, dass Frauenfeindlichkeit weltweit auf dem Vormarsch sei. Die Mitgliedsstaaten verabschiedeten eine gemeinsame Politische Erklärung. Diese Erklärung war in den Wochen vor der CSW von den Kommissionsmitgliedern in intensiven Verhandlungen erarbeitet worden. In Zeiten, in denen die Gleichstellung der Geschlechter weltweit unter erheblichem Druck steht, kann das Zustandekommen dieser gemeinsamen Erklärung bereits als große Leistung gesehen werden.
Parallel dazu organisierte das Bundesforum Männer gemeinsam mit dem Dachverband für Männer-, Burschen- und Väterarbeit Österreich (DMÖ) ein eigenes Event: Mit über 60 Teilnehmenden diskutierten wir die Rolle von Jungen und Männern bei der Prävention geschlechtsbasierter Gewalt.
Vernetzung im Kontext der MenEngageAlliance
Auch beim Netzwerktreffen der MenEngageAlliance wurde deutlich, wie wichtig die gleichstellungsorientierte Arbeit mit Jungen und Männern ist – und unter welchem politischen Druck diese Arbeit weltweit steht. Vertreter:innen aus Südafrika, Jemen, Kenia, Nepal, USA, Ruanda und Deutschland tauschten ihre Erfahrungen aus.
Austausch mit UN-Generalsekretär und Schwerpunkte künftiger Arbeit
Ein inspirierender Moment war das Townhall-Meeting, bei dem zivilgesellschaftliche Akteur:innen ihre Anliegen direkt an Generalsekretär Guterres richten konnten – von Mädchenrechten über Frauengesundheit bis hin zu Menschenhandel und moderner Sklaverei. Eine der letzten Fragen war, wann endlich eine Frau Generalsekretärin der UN würde. Guterres unterstrich, dass in Leitungsfunktionen der UN bereits heute viele hochkompetente Frauen tätig seien. Vor diesem Hintergrund gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass bei seiner Nachfolge eine weise Entscheidung getroffen werde.
Beim Delegationsbriefing mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Ekin Deligöz wurden zukünftige Schwerpunkte für die kommenden Kommissionssitzungen vorgestellt, darunter:
• Zugang zu Justiz (Access to Justice)
• Agenda 2030
• Humanitäre Notlagen (Humanitarian emergencies)
• Care- und Unterstützungssysteme (Care and support systems)
Digitalisierung und Gender Gaps: Erkenntnisse aus Estland
Ein Side Event thematisierte den Digital Gender Gap: Estland präsentierte seine digitale Vorreiterrolle, zeigte aber auch, dass Programme wie die e-Residency bislang vor allem von Männern genutzt werden. Die Verschränkungen mit anderen Gender Gaps, z.B. bei Care-Arbeit, blieben jedoch weitgehend unberücksichtigt.
Fokus auf Arbeitsmarkt, Solidarität und Männer als Verbündete
Im Rahmen eines Side Events des Deutschen Juristinnenbundes (DJB) und UN Women Germany diskutierten internationale Expertinnen über Geschlechterungleichheiten am Arbeitsmarkt. Einkommensunterschiede, unbezahlte Care-Arbeit und Rentenlücken blieben zentrale Themen. Verena Haisch, die Vizepräsidentin des DJB und Uta Hergenröther von UN Women National Committee Germany eröffneten die Veranstaltung. Dr. Petra Follmar-Otto, Leiterin der Abteilung Gleichstellung im BMFSFJ, gab in ihrem Vortrag einen Überblick zum aktuellen Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Sie betonte für den deutschen Kontext, dass trotz aller Fortschritte noch immer erhebliche Gaps zwischen den Geschlechtern bestünden, etwa beim Einkommen, bei der unbezahlten Care-Arbeit, bei den Pensionen.
Weitere Höhepunkte: MenEngageAlliance & Film-Screening
Ein weiteres Highlight war das Parallel-Event der MenEngageAlliance: „Bridging the Divide: Men and boys as allies and agents of change to feminism“. Den Tagesabschluss bildete die bewegende Filmvorführung von „To Kill a Tiger“, gefolgt von einer Diskussion mit den Mitwirkenden.
Männer als Akteure für Frieden und Gleichstellung
Ein wichtiges Thema war die Rolle von Männern in Friedensprozessen. Beim Event „Engaging Men Towards Feminist Peace and Demilitarization“ analysierten hochrangige Vertreter:innen die strukturellen Ursachen militarisierter Männlichkeit. Besonders eindrucksvoll: Der Kurzfilm „The Lullaby of Bombs and Sonic Booms“.
Im von Deutschland und der OSZE organisierten Side Event am 13. März diskutierte Dr. Dag Schölper vom Bundesforum Männer mit internationalen Gästen zum Thema zum Thema „Men Politicians as Transformative Actors for Gender Equality in Politics“ über Männer in politischen Führungsrollen als Akteure für Gleichstellung.
Beim abendlichen Vernetzungstreffen der Heinrich-Böll-Stiftung und Rosa-Luxemburg-Stiftung kamen Akteur:innen der internationalen Zivilgesellschaft zusammen.
Frauenorganisationen stärken, Männerarbeit fördern
Zum Abschluss der Woche stand die Unterstützung von Frauenorganisationen im Fokus. Beim Event „Amplifying voices and leadership of Women-led organisations in humanitarian GBV-response“ wurde deutlich, wie prekär die Finanzierung vieler engagierter Organisationen ist. Für die MenEngageAlliance sprach Festus Kisa Ibanda (Kenia) in der Generalaussprache der CSW: Er betonte die Notwendigkeit, Jungen und Männer stärker in Gleichstellungsarbeit einzubeziehen.
Zwischenfazit: Gleichstellung braucht Engagement
Gleichstellung ist kein Selbstläufer. Sie muss weltweit täglich verteidigt und aktiv gestaltet werden. Das Bundesforum Männer trägt dazu bei, indem es die Perspektiven von Jungen und Männern in die internationale Gleichstellungsdebatte einbringt.
Genau deshalb sind wir hier – um zuzuhören, voneinander zu lernen und um Perspektiven von Jungen und Männern in die globale Gleichstellungsdebatte einzubringen.
Dr. Dag Schölper



