Homepage bfm 2025 beitragsbilder(koalitionsvertrag)

Unser erster Eindruck: Koalitionsvertrag aus Sicht gleichstellungsorientierter Männerpolitik enttäuschend!

Damit die Gleichstellung der Geschlechter gelingt und nachhaltig vorangebracht wird, sind auch Jungen, Männer und Väter systematisch mit einzubeziehen. Als Unterstützer und Verbündete, als eigenständige Agenten des Wandels und in ihrer Vielfalt mit je eigenen Interessen und Bedarfen. 

Gleichstellung braucht alle – auch Männer

Der nun vorliegende Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD lässt diese Perspektive leider vermissen. Zwar wird in der Präambel als Ziel ausgegeben: „Die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft und deren Durchsetzung ist zentrales Anliegen unserer gesamten Regierungsarbeit.“ Gleichstellungsorientierte Männerpolitik als wichtiger Bestandteil auf dem Weg dahin wird aber mit keinem Wort erwähnt. Dies zeigt sich auch beim Blick in zentrale Themenfelder und Vorhaben.

Gewaltschutz braucht umfassende Perspektiven

Beim Thema Gewaltschutz ist es richtig und notwendig, dass auch stärker auf Prävention geschaut wird. Zugleich dürfen neben Frauen auch Männer und weitere Geschlechter als Betroffenengruppen nicht aus dem Blick geraten. Täterarbeit ist ein wichtiger Bestandteil von Gewaltprävention, aber diese muss sehr viel mehr auch Angebote der Primär- und Sekundärprävention einbeziehen.  

Jungen- und Männerarbeit als Baustein für Extremismusprävention und Demokratieförderung

Dazu wäre es zentral, geschlechterreflektierte Ansätze in Bildung, Beratung und psychosozialer Arbeit mit Jungen und Männern verstärkt auf- und auszubauen. Nicht nur zur Gewaltprävention und Förderung von Gleichstellung, sondern auch, um Antifeminismus und Extremismus zu begegnen und Demokratie zu stärken. 

Gesundheitsförderung für Männer mitdenken

Richtig ist das Vorhaben im Gesundheitsbereich, Vorsorge, Behandlung und Forschung geschlechts- und diversitätssensibel auszugestalten. Dabei müssen Jungen und Männer dann aber auch in ihrer Vielfalt explizit angesprochen und einbezogen werden. Gerade mit Blick auf Suchtprävention und mentale Gesundheit wäre dies wichtig. Denn sowohl in den Statistiken zu Alkohol- und Drogenmissbrauch als auch zu Suiziden sind Männer überrepräsentiert und nehmen zugleich Angebote der psychosozialen Beratung und Psychotherapie seltener wahr als Frauen.  

Aktive Vaterschaft braucht klare politische Signale

Die Förderung aktiver Vaterschaft und einer gerechteren Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit ist im Koalitionsvertrag immerhin mit konkreten Maßnahmen hinterlegt. Das ist aus unserer Sicht zentral, weil der Anfang hier den Unterschied macht! Das Elterngeld soll in wichtigen Punkten reformiert und Partnerschaftlichkeit und mehr Väterbeteiligung in alleiniger Verantwortung gestärkt werden. Hier wird abzuwarten sein, wie genau dies umgesetzt werden soll. Bedauerlich ist, dass eine bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach Geburt nicht mehr vorgesehen ist, so wie dies in der letzten Legislatur noch mit der Familienstartzeit geplant war. 

Finanzierung offen – Umsetzung fraglich

Grundsätzlich gilt: Alle vorgesehenen Vorhaben und Maßnahmen stehen bis auf weiteres erst mal unter Finanzierungsvorbehalt. Eine Ankündigungspolitik ohne substantielle Umsetzung hatten wir im Bereich der Gleichstellungspolitik allerdings schon in der letzten Legislatur.
So kommt die Gleichstellung der Geschlechter nicht voran!