
Gleichstellung braucht klare Stimmen – in New York, in Berlin und im Verband
Von New York bis Berlin: In seinem Editorial für den ersten Mitgliedernewsletter des Jahres zieht BFM Geschäftsführer Dr. Dag Schölper eine Linie von der UN-Frauenrechtskommission zur Gleichstellungspolitik im neuen Koalitionsvertrag. Die Botschaft ist klar: Männerpolitik darf nicht beiläufig mitgedacht, sondern muss zielgerichtet gestaltet und politisch gestärkt werden.
Liebe Mitglieder des Bundesforum Männer,
intensive Wochen liegen hinter uns: Am 7. März waren wir zu Gast beim Bundespräsidenten, der anlässlich des Internationalen Frauentags gemeinsam mit dem Deutschen Frauenrat zu einer Matinee ins Schloss Bellevue eingeladen hatte.
Tags darauf reisten unser Fachreferent für Internationales, Marc Gärtner, und ich zur 69. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission (CSW) nach New York. Gemeinsam mit Elli Scambor vom DMÖ richteten wir ein zivilgesellschaftliches Parallel Event zur Bedeutung von Männerarbeit als Teil von Gewaltprävention aus. Bei einem Side Event der OSZE konnte ich zudem unsere politische Arbeit vorstellen. In vielen Gesprächen und als Teil der offiziellen Delegation haben wir zentrale Anliegen unserer gemeinsamen Arbeit sichtbar gemacht und wichtige Impulse gesetzt.
Was sich deutlich zeigte: Geschlechtergerechtigkeit steht international erheblich unter Druck. Rückwärtsgewandte Narrative gewinnen an Einfluss – auch in Ländern, die bis vor kurzem noch als fortschrittlich galten.
Männer müssen Teil der Lösung sein. Das vertreten nicht nur wir als Bundesforum Männer – und damit als gemeinsame Stimme unserer Mitgliedsorganisationen –, sondern das wird auch bei der CSW zunehmend hörbar. Wir tragen unseren Teil dazu bei: Unsere internationale Vernetzung, etwa über das Bündnis MenEngage, verstetigen wir. Und wir freuen uns über unsere Aufnahme als Mitglied bei UN Women Germany. Wir sind in der internationalen Gleichstellungspolitik angekommen – und gestalten sie aktiv mit.

Bei der Matinee des Bundespräsidenten und des Deutschen Frauenrats anlässlich des Internationalen Frauentags war auch BFM Vorsitzender Thomas Altgeld zu Gast.
Koalitionsvertrag: Zu wenig gleichstellungsorientierte Männerpolitik
Gleichzeitig lohnt sich der Blick nach Berlin: Am 09. April 2025 haben CDU, CSU und SPD ihren Koalitionsvertrag unter dem Titel „Verantwortung für Deutschland“ vorgestellt. Eine erste Durchsicht zeigt: Gleichstellungspolitisch ist der Vertrag wenig ambitioniert. Gleichstellungsorientierte Männerpolitik wird gar nicht (mehr) explizit erwähnt, zentrale Anliegen finden sich nur in Spuren. Die Fortführung der Gleichstellungsstrategie und die Stärkung der Bundesstiftung Gleichstellung sind wichtige Signale – aber es bleibt unkonkret, wer hier mitgedacht ist. Ich rechne uns als Bundesforum Männer selbstverständlich zu den gleichstellungspolitischen Akteuren – gewünscht hätte ich mir, dass dies auch benannt wird.
Klar ist: Wir werden uns aktiv in die Weiterentwicklung der Gleichstellungsstrategie einbringen – und darin auch die gleichstellungsorientierte Männerpolitik verankert sehen.
Wir fordern, dass die nationale Politik Männer und Jungen aktiv in Gleichstellungsprogramme einbezieht – wie es auch von der UN-Frauenrechtskommission betont wird. Ziel ist es, strukturelle Ungleichheit abzubauen, stereotype Rollenbilder aufzubrechen und Gewalt gegen Frauen und Mädchen wirksam zu bekämpfen.
Ein Schritt in die richtige Richtung ist die im Koalitionsvertrag angekündigte Elterngeldreform: Durch höhere Lohnersatzraten, flexiblere Bezugsmonate und eine bessere Berücksichtigung von Selbstständigen soll die „Väterbeteiligung in alleiniger Verantwortung“ gestärkt werden.
Insgesamt erwarten wir von der neuen Bundesregierung – gerade angesichts globaler Herausforderungen wie Krieg, Demografie und Klimawandel – verbindliche Konzepte und gleichstellungspolitische Impulse, die Jungen und Männer als Teil der Lösung begreifen.
Danke für euer Vertrauen und eure kontinuierliche Arbeit. Ihr macht diese politische Stimme möglich – in Berlin, in New York und darüber hinaus.
Dag Schölper
Geschäftsführer Bundesforum Männer