Männerberatung

Die Verletzlichkeit von Männern wird immer noch tabuisiert, sowohl individuell als auch in der Gesellschaft insgesamt. Männerberatung nimmt Jungen, Männer und Väter mit ihren Anliegen ernst und unterstützt bei der Problemlösung. Männerberatung macht deutlich: Beratung von Männern ist weder geschlechtsneutral noch sollte sie Geschlechterklischees bedienen. Sie ist vielmehr ein praktischer Beitrag zu mehr Gleichstellung.

Geschlechterreflektierte Beratung

Männerberatung umfasst Beratungsangebote, die Männer als Zielgruppe ansprechen, auf Männerbelange spezialisiert sind oder die ein professioneller Umgang mit männlichen Rollenbildern und Stereotypen auszeichnet. Männersensible und männlichkeitsreflektierende Beratung berücksichtigt dabei das Spannungsfeld, in dem sich Männer bewegen. Sie basiert auf einer geschlechterreflektierten Analyse von gesellschaftlichen, strukturellen und kulturellen Männerbildern und Männlichkeitsanforderungen. Alle Jungen und Männer stehen vor der Herausforderung, sich zu diesen Anforderungen verhalten zu müssen – zustimmend, ablehnend oder neu interpretierend. Männerberatung bezieht die Wirkung solcher Stereotypen und Männlichkeitsanforderungen aktiv in die Beratungsarbeit ein. Sie bietet Unterstützung für Jungen, Männer und Väter in Krisen und in herausfordernden Lebenssituationen.

Interessiert an einer Weiterbildung? Der Lehrgang «Geschlechterreflektiert mit Jungen, Männern und Vätern arbeiten» legt ein solides Fundament für die psychosoziale Arbeit mit Jungen, Männern und Vätern. Der Lehrgang ist als Basisqualifizierung für Fachleute konzipiert, die sich in ihrer Arbeit mit Jungen, Männern und Vätern weiterentwickeln wollen. Ausgerichtet wird der Lehrgang vom BFM und männer.ch

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Wir bringen Männerberatung voran

Der im Jahr 2022 vom BFM veröffentlichte Leitfaden „Männer gut beraten“ zur geschlechterreflektierten und männlichkeitsorientierten Beratung von Männern lädt dazu ein zu fragen, 1) ob und wie Geschlechterbilder und Männlichkeitsanforderungen in Beratungskontexten Wirkung entfalten, 2) selbst im Fokus der Beratung sind oder 3) zumindest mit in den Blick genommen werden sollten. Der Leitfaden will dazu ermuntern, die »Geschlechterbrille« aufzusetzen und in Beratungsprozessen sensibel zu sein für die Wirksamkeit von Männlichkeitsbildern und -anforderungen: im Denken, Sprechen und Handeln sowohl der männlichen Klienten als auch in der eigenen Rolle als professionelle Fachkraft. Einmal jährlich lädt das BFM zum Netzwerktreffen Männerberatung ein. Die Netzwerktreffen bieten Fachkräften eine Plattform für Austausch und geben den Teilnehmer:innen neue Impulse für ihre Arbeit.

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Mehr Beiträge zum Thema Männerberatung

Was sind aktuelle Themen und was ist besonders wichtig? Hier finden Sie eine Auswahl an Beiträgen und gleichstellungspolitische Perspektiven zum Thema Männerberatung.

Vielfalt

Vielfältige Männlichkeitsentwürfe und Lebensweisen zu fördern, ist Teil der BFM Gründungsgeschichte und elementarer Baustein gleichstellungsorientierter Männerpolitik.

Starre Rollenbilder hemmen Entwicklung

Männer sind stark, rational, karriereorientiert, heterosexuell und zeigen keine Emotionen. Auch heute noch folgen weite Teile der Gesellschaft solchen und ähnlichen Geschlechterstereotypen – bewusst oder unbewusst. Die schädlichen Auswirkungen sind groß: Starre Rollenbilder hemmen zum einen die persönliche Entwicklung von Männern und wirken sich dazu negativ auf ihre (mentale) Gesundheit aus. Zum anderen werten solche vermeintlich idealtypischen Vorstellungen von Männlichkeit alle Männer, aber auch alle anderen Menschen als „schwach“ und „verletzlich“ ab, die diesem Bild nicht entsprechen wollen oder können. Verachtende Diskurse werden so verstärkt, Diskriminierung und reaktionäre Positionen befördert.

BFM setzt sich für Vielfalt ein

Für uns ist deshalb klar: Wir müssen rückwärtsgewandte Geschlechterbilder aktiv hinterfragen und immer wieder deutlich machen, wie sehr Männer von Vielfalt und Gleichstellung profitieren. Darum setzt sich unser Verband nach innen wie nach außen für Akzeptanz und Förderung von Vielfalt ein: Wir engagieren uns in Bündnissen und Netzwerken wie „Gemeinsam gegen Sexismus“ und der „Initiative Klischeefrei“ oder starten gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen eigene Initiativen wie „Männer gegen Rechts“. Unser Ziel ist auch hier die Repräsentanz vielfältiger Männlichkeitsperspektiven.

Vielfalt gesetzlich verankern

Als BFM setzen wir uns auf allen politischen Ebenen für die Akzeptanz und Förderung vielfältiger Lebensentwürfe ein. So haben wir beispielsweise Gesetzgebungsverfahren und Eckpunktpapiere zum Selbstbestimmungsgesetz, zur Reform des Abstammungsrechts oder der Einführung von Verantwortungsgemeinschaften kritisch begleitet und kommentiert. Damit wollen wir insbesondere auch queere bzw. schwule Lebensentwürfe unterstützen und fördern.

Initiative Männer gegen Rechts

Gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen und dem SKM Bundesverband gründete das BFM im September 2024 die Initiative „Männer gegen Rechts“. Die drei Verbände rufen Männer dazu auf, sich für die Wahrung der Demokratie und eine pluralistische Gesellschaft einzusetzen. Auf der Webseite der Initiative und auf Instagram besteht die Möglichkeit, die Initiative zu unterstützen.

movemen – empowering male refugees

Von 2016 bis 2018 realisierte das Bundesforum Männer das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Projekt „Flucht, Migration, Integration – Geschlechterreflektierte Arbeit mit männlichen Flüchtlingen“. Mit der im Rahmen des Projektes erstellten Studie „Geflüchtete Männer in Deutschland – Bedarfe, Herausforderungen und Ressourcen“ konnte ein zielgerichteter Beitrag für künftige Hilfsangebote und Projekte für insbesondere männliche Geflüchtete geleistet und dabei vor allem auch ein geschlechterreflexiver Blick geschärft werden.

BFM unterzeichnet Charta der Vielfalt

Anlässlich des Deutschen Diversity-Tages am 28. Mai 2024 hat das Bundesforum Männer die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet. Mit diesem Schritt setzt der Verband ein deutliches Signal für die Anerkennung und Förderung von Vielfalt und gegen Diskriminierung in der eigenen Organisation.

Vielfalt in unserem Verband

Schon seit der Gründung des BFM im Jahr 2010 gehört der Einsatz für Vielfalt und gegen Diskriminierung auch innerhalb des Verbands zu unserem Selbstverständnis. Grundlage dafür ist eine politische Plattform, zu der sich alle Mitgliedsorganisationen bekannt haben. Die Plattform war auch Grundlage für einen Beschluss der BFM Mitgliederversammlung, eine Zusammenarbeit mit der AfD auszuschließen. Um die Repräsentanz vielfältiger Perspektiven weiter auszubauen, haben wir einen Prozess der strategischen Mitgliederentwicklung gestartet.

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Mehr Beiträge zum Thema Vielfalt

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Alter

Älter werdende Männer haben besondere Herausforderungen, von gesundheitlichen Risiken bis hin zu veränderten Rollenbildern. Es gilt, neue Wege zu finden, um Wohlbefinden, soziale Teilhabe und ein aktives Leben im Alter zu fördern.

Übergänge geschlechtersensibel gestalten

Für viele Männer ist ihre Berufstätigkeit enorm prägend und mit dem Berufsausstieg endet ein zentraler Lebensabschnitt. Für manchen Mann ist es schwierig, den Übergang in die nachberufliche Lebensphase aktiv zu gestalten und einen neuen Alltag zu entwickeln. Eine geschlechtersensible Altenpolitik schafft Voraussetzungen und Strukturen für ein gutes Leben in der nachberuflichen Phase. Gerade Männer, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, brauchen Unterstützung und Ermutigung, um neue Perspektiven zu enwickeln und aktiv zu bleiben.

Mehr ältere Männer ins Ehrenamt

Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben ist individuell und gesellschaftlich wertvoll, nicht zuletzt um Wissen und Kompetenzen weiterzugeben. Ältere Männer brauchen hierzu adäquate Gelegenheitsstrukturen. Neben passgenauen Freizeit- und Bildungsangeboten können dies ehrenamtliche Tätigkeiten sein, die spezifisch auf die Interessen, Bedarfe und Kompetenzen älterer Männer zugeschnitten sind.

Fürsorglichkeit als Verantwortung

Älterer Männer haben vieles zu geben. Zum Beispiel können sie als aktive Großväter für die Enkelgeneration wichtige fürsorgliche Bezugspersonen sein. Damit übernehmen sie zugleich Vorbildfunktion gegenüber der jüngeren Männer- und Vätergeneration.

Pflege geschlechtergerecht gestalten

Männersensible und geschlechtergerechte Pflege bedeutet, das Geschlecht der zu pflegenden Menschen zu beachten und Wünsche und Bedarfe älterer Männer zu berücksichtigen. Dazu gehört auch, die Themen Abhängigkeit und Autonomieverlust im Zusammenhang mit Pflegebedürftigkeit geschlechtersensibel zu begleiten.

Gleichzeitig sind immer mehr Männer aktiv in der (häuslichen) Angehörigenpflege – vor allem in der nachberuflichen Phase und in langjährigen Ehen oder Partnerschaften. Aber auch berufstätige Männer übernehmen zunehmend mehr Verantwortung in der Pflege von Angehörigen.

Mehr Geschlechtersensibilität und mehr Männer in der Alten- und Pflegearbeit

Die Genderkompetenz der Fachkräfte im Feld muss gestärkt werden. Zugleich müssen mehr Männer für eine Tätigkeit in der Alten- und Pflegearbeit interessiert und qualifiziert werden. Insgesamt braucht es Versorgungs- und Pflegeeinrichtungen, welche die spezifischen Bedarfe von Männern (auch kultursensibel) berücksichtigen.

Mehr Schutz und Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt in der Pflege

In Pflegeheimen oder in der häuslichen Pflege werden auch ältere Männer Opfer von Gewalt. Das muss aufgedeckt und effektiv verhindert werden.

Stärkung männlicher Pflegender

Männliche Pflegende können in ihrem Alltag gestärkt werden, indem bereits vorhandene Informations- und Beratungsangebote, wie bspw. Pflegekurse, Pflegeberatungen der Pflegekassen oder Gesprächsgruppen, zielgruppenspezifisch stärker auch auf Männer ausgerichtet und insgesamt gendersensibel ausgestaltet werden. Insgesamt müssen Sozialberatungsstellen und Pflegeverbände stärker für das Thema Männer in der Angehörigenpflege sensibilisiert werden und dies auch in ihren Angeboten angemessenen berücksichtigen.

Pflegesensible Unternehmenskultur

Erwerbstätige pflegende Männer brauchen betriebliche Rahmenbedingungen, die ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ermöglichen. Dies bedeutet vor allem verlässliche und flexible Zeitstrukturen am Arbeitsplatz und die Möglichkeit eines befristeten Ausstiegs oder von Teilzeitarbeit. Über die bisher geltenden Leistungen Pflegezeit, Familienpflegezeit und Pflegeunterstützungsgeld hinaus, braucht es eine reformierte Pflegezeit mit Lohnersatzleistung (analog zum Elterngeld).

BFM engagiert sich in der BAGSO

Das BFM ist Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), um eine gleichstellungsorientierte Männerperspektive in die Arbeit der BAGSO einzubringen und zu stärken. Die Mitgliedschaft ermöglicht es uns, die Lebensumstände und Anliegen von älteren Männern (und Frauen) in den Fokus zu rücken und in den Dialog über Geschlechtergerechtigkeit einzubringen. Wir beteiligen uns regelmäßig an dem Deutschen Seniorentag mit einem Informationsstand und thematischen Workshops.

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Jungen

Eine gleichstellungsorientierte Jungenarbeit und Jungenpolitik nimmt Jungen sowohl in ihrer individuellen Entwicklung wie auch in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit in den Blick. Jungen dürfen Jungen sein ohne Geschlechterklischees.

Klischefreie Entwicklungschancen

Geschlechtersensible Bildungs- und Beratungsarbeit in Kita, Schule und Freizeit, die Jungen (und Mädchen) in ihrer Vielfalt adressiert, ermöglicht es allen Geschlechtern, ihre Potenziale frei von Klischees zu entfalten und herkömmliche Geschlechterbilder und Männlichkeitsanforderungen hinter sich zu lassen. Weder gibt es „die“ Jungen noch ein „einziges und richtiges“ Jungenbild. Geschlechterbilder sind im Wandel. Geschlechterstereotype Vorstellungen sind nach wie vor da und brechen zugleich auf. Das bedeutet neue und erweiterte Optionen, führt aber auch zu Verunsicherung. Hier brauchen Jungen und junge Männer Begleitung und Unterstützung, um mit ihren eigenen Fragen und Bedarfen gesehen zu werden und sich in ihrem Junge- und Mannsein selbständig orientieren und positionieren zu können. Nötig dafür sind verlässliche Angebote, Strukturen, Orte und Personen, die ihnen Perspektiven fürsorglicher Männlichkeit als Option jenseits tradierter Männerbilder anbieten, aber auch Vorbilder für persönliche Selbstsorge und Entwicklung sind.

Aufbau von Genderkompetenz bei Fachkräften und Ausbau von Jungenarbeit

Notwendig sind jungen- UND geschlechterbezogene Vermittlungs- und Vielfalts-Kompetenzen bei Fachkräften in der Arbeit mit Jungen und jungen Männern. Geschlechterreflektierte Perspektiven müssen in der Aus- und Weiterbildung von Kita- und Schulpersonal einen größeren Stellenwert finden, ebenso wie bei Projekten und Programmen im primären und sekundären Bildungsbereich. Angebote der Bildungs- und Beratungsarbeit (analog und digital) mit Jungen im außerschulischen Kontext müssen gestärkt und ausgebaut werden.

Männer in sozialen Berufen und im Bildungs- und Erziehungsbereich

Notwendig sind mehr männliche Fachkräfte in SAGE-berufen. Dazu braucht es die Neuauflage von Förderprogrammen wie „Mehr Männer in Kitas“ und die Ausweitung auf andere Bereiche, bspw. durch ein Programm „Mehr Lehrer in Grundschulen“. Insgesamt müssen diese Berufsfelder finanziell aufgewertet und mit mehr beruflichen Entwicklungs- und Karriereoptionen versehen werden.

Geschlechterperspektive bei Bildung und Berufsorientierung

Die Auseinandersetzung mit Geschlechterklischees und dem Wandel von Geschlechterbildern müssen als Lerninhalte ebenso stärker in schulische Rahmenlehrpläne integriert werden, wie eine geschlechtersensible Berufs- und Lebensplanung. Berufswahlentscheidungen sind nicht nur im Hinblick auf „typische“ Männer- und Frauenberufe zu betrachten, sondern auch hinsichtlich ihrer Verdienst- und Karrieremöglichkeiten sowie Vereinbarkeitsoptionen nach einer Familiengründung. Aktivitäten rund um die Initiative Klischeefrei sowie „Girls‘ Day“ und „Boys’ Day“ müssen fortgeführt und noch stärker mit solchen Perspektiven verknüpft werden.

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Vaterschaft

Aktive Vaterschaft zu stärken und fürsorgliche Männlichkeit (Caring Masculinities) zu fördern ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zu mehr Gleichstellung. In allen Lebenslagen und für alle Familienformen.

Gute Rahmenbedingungen für aktive Väter

Für viele Väter ist es heute wichtig, die Entwicklung ihrer Kinder von Anfang an aktiv zu begleiten und nicht mehr ausschließlich „Familienernährer“ zu sein. Erwerbs- und Sorgearbeit sind zwischen den Geschlechtern aber nach wie vor ungleich verteilt. Kulturelle Normen und Geschlechterbilder, staatliche Rahmenbedingungen und betriebliche Strukturen haben daran ihren Anteil. Männer nehmen heute häufiger als früher eine berufliche Auszeit, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Die Väterbeteiligung beim Elterngeld ist seit der Einführung stetig gewachsen und ermöglicht Männern, eigenständige Erfahrungen zu machen und von Beginn an eine enge Vater-Kind-Beziehung aufzubauen. Knapp die Hälfte der Väter nutzt die Elternzeit mit Entgeltersatz – wenn auch überwiegend kurz. Die Hauptverantwortung mit all den Nachteilen für eine eingeständige ökonomische Absicherung liegt weiterhin bei den Müttern.

Nötig sind familien- und gleichstellungspolitische Rahmenbedingungen und Anreizstrukturen, die Väter proaktiv adressieren und dabei unterstützen, eine engagierte und gleichberechtigte Vaterschaft leben zu können. Dies gilt für heterosexuelle Paarbeziehungen ebenso wie für schwule Vaterschaft in Regenbogen- und Mehrelternfamilien. Und auch im Trennungsfall ist es wünschenswert, dass Väter wie Mütter die Möglichkeit haben, ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Kinder nachkommen zu können. Ein modernes Familienrecht muss alle unterstützen, die dauerhaft Verantwortung für Kinder übernehmen wollen.

Aktive Vaterschaft von Anfang an

Steuer- und sozialrechtliche Anreizstrukturen für ein einseitiges (männliches) Ernährermodell müssen zugunsten einer gleichberechtigten Förderung unterschiedlicher Familien- und Lebensmodelle modernisiert werden. Aktive Vaterschaft muss von Beginn an gefördert werden. Instrumente dafür sind u.a. die Einführung einer bezahlten Vaterschaftsfreistellung nach Geburt, eine stärker paritätisch ausgerichtete Ausgestaltung der Elterngeldmonate und eine Dynamisierung der damit verbundenen Lohnersatzleistung. Zudem muss der Mindest- und Höchstbetrag beim Elterngeld dauerhaft an die Preisentwicklung angepasst werden. Darüber hinaus braucht es geeignete (monetäre) Anreiz- und Unterstützungsstrukturen, um über den gesamten Lebensverlauf hinweg Erwerbs- und Sorgeverantwortung besser miteinander verbinden zu können.

Gemeinsame Verantwortung der Eltern nach Trennung

Die Vielfalt von Betreuungsformen nach einer Trennung sollte über das Residenzmodell hinaus gesetzlich stärker abgebildet und gestärkt werden. Dort, wo beide Eltern nach einer Trennung substantiell Betreuungsverantwortung im Alltag übernehmen, sollte sich dies auch beim Kindesunterhalt niederschlagen, sowohl in der Verantwortlichkeit für den Unterhalt als auch in dessen Höhe. Die Situation vor einer Trennung ist dabei in ihren Folgen für die Zeit nach der Trennung adäquat zu berücksichtigen. Insgesamt sind das Familienrecht und angrenzende Rechtsgebiete der Lebenswirklichkeit und Pluralität von Familienformen heute anzupassen. Geeignete Beratungs- und Unterstützungsstrukturen für getrennte Eltern und deren Kinder müssen ausgebaut und dabei auch stärker auf die Situation allein- bzw. getrennterziehender Väter ausgerichtet werden.

Rechtliche Stärkung schwuler Vaterschaft

Familiengründung und Familienleben muss unabhängig von geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung möglich sein. Legale Wege zur Elternschaft schwuler Paare über die Adoption hinaus sind weiter zu prüfen. Für schwule Männer, die in Regenbogenkonstellationen mit mehr als zwei beteiligten Erwachsenen ihren Samen spenden, braucht es die Möglichkeit, bereits im Vorfeld rechtlich verbindliche Vereinbarungen zur Elternschaft zu treffen. Auch steht das BFM einer Prüfung positiv gegenüber, das gemeinsame Sorgerecht auf mehr als zwei sorgeberechtigte Personen auszuweiten. Zumindest sollte die Möglichkeit eingeräumt werden, sorgerechtliche Befugnisse auf weitere Erwachsene auszuweiten, um „Mehrelternschaftskonstellationen“ stärker rechtlich abzusichern.

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Gewalt

Männlichkeit und Gewalt waren und sind historisch und kulturell eng miteinander verknüpft. Viele Jungen, Männer und Väter haben Erfahrungen damit, gewalttätig geworden zu sein oder selber Gewalt erfahren zu haben. Gewalt ist vielgestaltig: physisch, psychisch, sexuell oder ökonomisch. Gewalt passiert im öffentlichen oder digitalem Raum, auf der Straße, im Park oder Klub, im persönlichen Nahraum, in der eigenen Familie und Partnerschaft. Dabei sind Männer und Jungen meistens Täter aber oft auch Opfer der Gewalt.

Gewaltprävention und Gewaltschutz

Ziel einer gleichstellungsorientierten Männerpolitik ist es, dazu beizutragen, gewalttätige Männer zu stoppen, Präventionsmaßnahmen zu stärken und gewaltbetroffenen Frauen, Männern und Menschen anderer geschlechtlicher Identitäten Hilfe zu bieten. Die Auseinandersetzung mit und Öffnung von traditionellen Männlichkeitswertevorstellungen und Rollenbildern hilft Männern beim Weg aus der Gewalt und eröffnet ihnen andere Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Aggressionen, Angst und Scham zu finden. Ebenso hilft diese Öffnung auch – gesellschaftlich und individuell – die Verletzlichkeit von Jungen und Männern anzuerkennen, hinzuschauen und ihnen Hilfe zuteilwerden zu lassen, wenn sie von Gewalt betroffen sind, sei es in der Familie, Partnerschaft oder im öffentlichen Raum.

Gewalt trifft auch Männer

Von sexualisierter Gewalt, von Partnerschaftsgewalt und von häuslicher Gewalt sind ganz überwiegend Frauen betroffen – in der Regel sind Männer die Täter. Dennoch ist es verkürzt, Männer per se und ausschließlich als (potentielle) Täter zu begreifen. Die Verletzbarkeit (Vulnerabilität) von Männern – die Tatsache, dass auch Männer Opfer von (sexualisierter) Gewalt werden können – muss anerkannt und enttabuisiert werden.

Männer als Täter von Gewalt

Männer stellen bei etwa 75% aller erfassten Straftaten die Tatverdächtigen, wobei der Anteil bei Gewaltdelikten sogar auf 83% ansteigt. Besonders im Bereich der häuslichen Gewalt sind Männer die Haupttäter: 75,6% der Tatverdächtigen sind männlich, und bei Partnerschaftsgewalt liegt der Anteil bei 78,8%. Auch bei sexueller Gewalt sind Männer häufiger als Täter von Übergriffen und Vergewaltigungen involviert. Bei kriminellen Aktivitäten, die mit Gewalt einhergehen, wie Raubüberfällen, dominieren Männer ebenfalls als Haupttäter. Zudem sind sie oft in gewalttätige Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum, wie Schlägereien, verwickelt.

Männer als Betroffene von Gewalt

Auch Männer können Opfer von häuslicher Gewalt werden, auch wenn diese Fälle seltener gemeldet werden. Ebenso sind sie von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen betroffen, ein Thema, das oft tabuisiert wird. Im öffentlichen Raum sind Männer häufiger Opfer von gewalttätigen Übergriffen, und auch Mobbing sowie psychische Gewalt am Arbeitsplatz oder in sozialen Umfeldern treffen sie. Viele Männer, die Gewalt erleben, befürchten Stigmatisierung und Scham, was dazu führt, dass sie seltener Hilfe suchen. Dies trägt zur Unterberichterstattung bei, wodurch Gewalt gegen Männer in Statistiken oft unterrepräsentiert ist. Traditionelle Geschlechterrollen verstärken zudem das Bild, dass Männer eher als Täter und weniger als Opfer wahrgenommen werden.

Wissenschaftliche Studie zu Gewaltausübung und Gewaltbetroffenheit

Für eine nachhaltige Qualitätssicherung dieser Arbeit braucht es belastbare Daten über die Gewaltbetroffenheit von Jungen und Männern, ebenso wie ihre Gewaltausübung, ihre Verarbeitungsstrategien und ihren konkreten Unterstützungsbedarf. Der Bedarf einer Dunkelfeldstudie zu Gewalt ist groß, denn nur mit den Daten aus dem sog. Hellfeld, also den angezeigten Straftaten aus der Polizeistatistik lassen sich nur ungenügend wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt entwickeln. Die geschlechterübergreifende Befragung „Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag (LeSuBiA)“ konzentriert sich insbesondere auf den Bereich von partnerschaftlicher Gewalt, sexualisierter Gewalt sowie Gewalt im digitalen Raum. Die Untersuchung verfolgt das Ziel, einen direkten Vergleich zwischen Geschlechtern zu ermöglichen und auch Auskunft über das Verhältnis zwischen angezeigter und nicht angezeigter Gewalt zu geben. Ergebnisse werden in 2025 erwartet.

Gewaltschutz und Präventionsmaßnahmen

Eine flächendeckende geschlechterreflektierte Jungen- und Männerarbeit ist entscheidend, um die primäre Gewaltprävention zu fördern. Gleichzeitig muss der Ausbau von Krisen- und Gewaltberatungen für Männer sowie der Tätervorangetrieben werden, um die sekundäre und tertiäre Gewaltprävention zu unterstützen. Besonders wichtig ist die Ausweitung niedrigschwelliger und multilingualer Hilfs- und Beratungsangebote für Männer, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Das „Hilfetelefon Gewalt an Männern“ sollte zu einem bundesweiten, rund um die Uhr erreichbaren Angebot ausgebaut werden. Auch die Absicherung bestehender Gewaltschutzwohnungen für Männer und die Schaffung von mindestens drei bis fünf weiteren Schutzwohnungen pro Bundesland sind dringend notwendig. Zudem ist es entscheidend, die Perspektiven gewaltbetroffener Jungen und Männer in bundesweite, landesweite und kommunale Gewaltschutzrichtlinien und Fördermaßnahmen zu integrieren. Eine stärkere Vernetzung von Einrichtungen, die Täter- und Opferarbeit mit Männern leisten, würde den fachlichen Austausch fördern und Qualitätsstandards sichern. Schließlich ist die finanzielle Absicherung bestehender Beratungseinrichtungen und Frauenhäuser ein weiterer zentraler Schritt.

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Inhalte zum Thema Gewalt

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Gesundheit

Noch immer haben Männer im Durchschnitt eine um knapp fünf Jahre kürzere Lebenserwartung. Viele Männer haben ein höheres Risikoverhalten, nutzen Angebote zur Prävention oder zur Früherkennung selten bzw. spät und gehen nicht gut mit körperlichen und psychischen Belastungs- und Krisensituationen um.

Männergesundheit ist anders

Die Gesundheit eines Mannes ist nicht nur von der individuellen Lebensführung abhängig. Sie ist zugleich durch weitere Faktoren geprägt, wie beispielsweise sozioökonomische Lage, Milieu, kulturelle Hintergründe oder sexuelle Orientierung. Insofern gilt es, jungen- und männerspezifische Gesundheitsfragen differenziert in den Blick zu nehmen und insgesamt mehr Geschlechtersensibilität in das Thema Gesundheit zu bringen. Eine geschlechtersensible Gesundheitspolitik bezieht Männer und ihre unterschiedlichen Lebenslagen systematisch ein. Geschlechtersensible Präventions- und Gesundheitsstrukturen ermöglichen Jungen und Männern einen niedrigschwelligen Zugang zu Gesundheitsthemen und Selbstsorge. Gesundheitspolitische Ziele, die für Jungen und Männer besonders relevant sind, umfassen die Senkung der vorzeitigen Sterblichkeit, die Förderung psychischer Gesundheit und des Wohlbefindens, die Verstärkung von Prävention und Behandlung bei Drogen- und Alkoholkonsum sowie die Reduzierung von Todesfällen und Verletzungen durch Straßenverkehrsunfälle.

Männer und Depression

Depression wird bei Männern oft nicht erkannt oder behandelt. Gesellschaftliche Erwartungen und Rollenbilder tragen dazu bei, dass Männer seltener über ihre psychischen Probleme sprechen und sich seltener professionelle Hilfe suchen. Zudem kann sich Depression bei Männern anders äußern. Anstatt Traurigkeit oder Rückzug, zeigen Männer oft vermehrt Reizbarkeit, Wut oder riskantes Verhalten wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch, was die Diagnose erschweren kann. Hinzu kommt, dass Männer seltener ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und psychische Probleme eher verschweigen. Dies führt nicht nur zu einer höheren Dunkelziffer von Depressionen bei Männern, sondern kann auch schwerwiegende Folgen wie eine erhöhte Suizidrate haben. Die Kombination aus Stigmatisierung, geschlechtsspezifischen Ausdrucksformen und dem mangelnden Zugang zu passender Unterstützung macht das Thema Depression für Männer besonders herausfordernd.

Männer und Suizid

Männer sind in Bezug auf Suizid besonders gefährdet. Der Anteil der Männer an den Suiziden liegt bei etwa 73 %. Ein Grund dafür ist, dass Männer psychische Probleme seltener ansprechen oder sich Hilfe suchen. Gesellschaftliche Erwartungen, wie Stärke und Unabhängigkeit zu zeigen, hindern viele Männer daran, ihre emotionalen Herausforderungen zuzugeben. Hinzu kommt, dass sie oft impulsivere und tödlichere Methoden wählen, was die Suizidrate bei Männern zusätzlich erhöht. Es ist daher wichtig, gezielte Prävention und offene Gespräche über mentale Gesundheit zu fördern, um dieser Problematik entgegenzuwirken. Familien, Freunde und Gemeinschaften spielen eine entscheidende Rolle dabei, Unterstützung zu bieten und auf Anzeichen von Depressionen und Suizidgedanken zu achten. Die geschlechtersensible Qualifizierung von Fachkräften im Gesundheitssystem ist ein Schlüsselfaktor, um die Relevanz von Männlichkeitsanforderungen zu erkennen und Männer geschlechtersensibel behandeln zu können.

Verbesserung der geschlechtersensiblen Sexualaufklärung

Um die Aufklärung zur sexuellen Gesundheit effektiver zu machen, müssen Angebote zur sexuellen Bildung Jungen und Männer explizit ansprechen. Eine geschlechtersensible Sexualaufklärung für Jungen und Männer kann durch mehrere wichtige Ansätze verbessert werden. Zunächst sollten die emotionalen Aspekte der Sexualität stärker einbezogen werden. Männer brauchen nicht nur Informationen über biologische Prozesse, sondern auch über emotionale Intimität, Beziehungen, Konsens und den Umgang mit Gefühlen. Gleichzeitig ist es wichtig, Geschlechterstereotype aktiv abzubauen. Männer sollten vermittelt bekommen, dass sie nicht bestimmten Rollenbildern oder Erwartungen, wie frühzeitiger sexueller Aktivität, entsprechen müssen, sondern individuelle Bedürfnisse und Grenzen haben dürfen.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist der kritische Umgang mit Medien und Pornografie. Da Jungen oft früh mit sexualisierten Inhalten konfrontiert werden, sollte die Aufklärung realistische Darstellungen von Sexualität fördern und ein Bewusstsein für die problematischen Aspekte von pornografischen Inhalten schaffen. Hier ist auch das Thema Einvernehmlichkeit und Respekt von großer Bedeutung. Jungen sollten von Anfang an lernen, dass gesunde Sexualität auf gegenseitigem Respekt, Kommunikation und Einvernehmlichkeit basiert.

Zudem muss die Vielfalt von Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten thematisiert werden. Eine moderne Sexualaufklärung sollte die Akzeptanz und Wertschätzung verschiedener Lebensweisen fördern, sodass Männer ein offenes und tolerantes Verständnis entwickeln. Schließlich ist es entscheidend, dass Sexualaufklärung Männer Raum bietet, ihre Fragen und Unsicherheiten zu äußern. In einer vertrauensvollen Atmosphäre sollten sie die Möglichkeit haben, ohne Angst vor Verurteilung über ihre Sorgen und Erfahrungen zu sprechen.

Regelmäßiger „Männergesundheitsbericht“ – Geschlechtersensible Gesundheitsberichterstattung

Für passförmige Angebote in Diagnostik, Prävention und Therapie braucht es belastbares und nach Geschlecht und weiteren Kriterien differenziertes Wissen. Durch eine geschlechtersensible Gesundheitsberichterstattung, die alle Geschlechter gleichermaßen und differenziert in den Blick nimmt, können die wissenschaftliche Datenlage und Datenqualität verbessert, geschlechtsspezifische Besonderheiten im Gesundheitsbereich besser beschrieben und Forschungslücken geschlossen werden. Dies gilt insbesondere auch für die Erforschung männerspezifischer Gesundheitsressourcen und für den Einfluss von Geschlechterbildern und Identitätsstrukturen auf die individuelle Gesundheit.

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Mehr Beiträge zum Thema Gesundheit

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Arbeit

Männer stehen im Berufsleben häufifg unter dem Druck. Traditionelle Rollenbilder führen dazu, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer weniger unterstützt wird, etwa durch fehlende Akzeptanz für Teilzeitarbeit oder Elternzeit. Zudem setzen hohe Leistungs- und Erwartungsansprüche viele Männer unter erheblichen psychischen Druck, besonders wenn familiäre und berufliche Pflichten kollidieren. Diese Herausforderungen erfordern eine Neuverteilung der Verantwortungen und den Abbau gesellschaftlicher Stereotype.

Arbeit neu denken – mehr Balance für Männer zwischen Beruf und Privatleben

Erwerbs- und Sorgearbeit sind noch immer ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt. Der Begriff „Arbeit“ bezieht sich meist auf Erwerbstätigkeit, während Sorgearbeit – wie Kinderbetreuung, Haushalt oder Pflege – oft weniger Beachtung findet, obwohl sie für die Gesellschaft essenziell ist.

Der Ausweg aus der „Ernährer-Falle“ fordert neue Rollenbilder und ein gleichwertiges Zusammenspiel von Beruf und Sorgearbeit. Um Chancengleichheit zu schaffen, braucht es die Überwindung struktureller Benachteiligungen und geschlechtsbezogener Stereotype.

Vereinbarkeitsbedarfe und Freistellungsoptionen für Beschäftigte

Sorgearbeit ist ein Vereinbarkeitsthema. Männer sind für die Erziehung und Betreuung ihrer Kinder oder die Pflege von Angehörigen verantwortlich. Das muss gesellschaftlich und politisch anerkannt und klar erwünscht sein. Eltern minderjähriger Kinder und pflegende Angehörige brauchen erweiterte Freistellungsoptionen mit Lohnersatzleistungen.

Wandel der Unternehmenskultur

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch für Männer zunehmend wichtig. Traditionelle Rollenbilder wandeln sich, und immer mehr Männer wollen sich stärker in die Familienarbeit einbringen. Unternehmen, welche die Vereinbarkeitsbedarfe ihrer Beschäftigten anerkennen, reagieren darauf mit einer Kultur des Vertrauens und mehr Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung, fördern Väterzeiten und bieten Programme zur Work-Life-Balance an. Dieser Wandel stärkt die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter:innen.

Flexible Arbeitszeitmuster je nach Lebensphase

Seit Anfang 2019 gibt es eine Brückenteilzeit (Gesetz zur Weiterentwicklung des Teilzeitrechts). Das ermöglicht befristet auf Teilzeit zu reduzieren und auf Vollzeit zurückzukehren. Die Brückenteilzeit ist nur für Betriebe mit mehr als 45 Beschäftigten geregelt. Teilzeit mit Rückkehrrecht muss aber für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelten. Zudem müssen die Normalarbeitszeit verkürzt, eine vollzeitnahe Teilzeitkultur aufgewertet und flexible Arbeitszeitmuster je nach Lebensphase ermöglicht werden.

BFM Betriebsbefragung „Männer und Gleichstellung“

Männer, Arbeit, Gleichstellung – was interessiert Führungskräfte, Personaler:innen und Betriebsangehörige? Welche Maßnahmen sind wichtig? Im EU-Projekt „Fostering Sustainable Masculinities“ haben wir eine Betriebsbefragung erstellt, um Antworten zu erhalten.
Ziel war es, den Bedarf an Maßnahmen in der Arbeitswelt zu erheben, die Männer im Kontext von Gleichstellung und Genderfragen adressieren. Welche Branchen äußern welche Bedarfe? Welche Themen und Maßnahmen werden nachgefragt? Gibt es Auffälligkeiten in den Antworten? Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Etwa 300 Personen nahmen zwischen November und Dezember 2023 teil.
Die Antworten zeigen, dass Vaterschaft, Gesundheit und Kommunikation in Betrieben als besonders wichtig gelten. Es gibt Unterschiede zwischen Frauen und Männern.

Bündnis Sorgearbeit fair teilen

Das Bundesforum Männer ist Mitglied im “Bündnis Sorgearbeit fair teilen”. Das Bündnis setzt sich für die gerechte und partnerschaftliche Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern ein. Das Bündnis zielt darauf ab, vorhandene Ungleichheiten in der Verteilung der Sorgearbeit zu reduzieren, strukturelle Benachteiligungen abzubauen und geschlechterstereotype Vorstellungen aufzubrechen. Es fördert die gleiche Verwirklichungschancen für alle Geschlechter und sensibilisiert Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für die gerechte Verteilung von Sorgearbeit. Dadurch öffnen sich auch für Männer neue Räume, mehr Verantwortung für Partnerschaft und Familie zu übernehmen, unabhängig von geschlechtlichen Arbeitsaufteilungen und Rollenzuschreibungen.

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Gleichstellungspolitik

Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein elementares Menschenrecht. Gleichstellungspolitik betrifft alle Geschlechter. Daher sind das Engagement und die aktive Beteiligung von Jungen und Männern notwendig. Jungen und Männer sind nicht nur als Unterstützer von Frauenrechten relevant, sondern auch als Akteure mit eigenen Anliegen und Unterstützungsbedarfen. 

Gleichstellung geht alle an 

Eine zukunftsfähige Gleichstellungspolitik sorgt dafür, dass wir den aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen für alle Geschlechter gerecht werden. Dazu gehören nicht nur gesetzliche Regelungen, wie im Familienrecht, sondern auch konkrete Unterstützungsangebote für Jungen, Männer und Väter. 

Um die Sichtweisen und Erfahrungen von Männern dauerhaft in die Gleichstellungspolitik einzubeziehen, brauchen wir stabile zivilgesellschaftliche Strukturen und politische Repräsentation. Das BFM übernimmt diese Aufgabe und wird mit seinen Projekten vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Ein wichtiger Schritt ist der flächendeckende Aufbau von Angeboten, die auf die Bedürfnisse von Jungen und Männern eingehen und damit auch zur Prävention von Gewalt beitragen. 

Gemeinsam gegen Rollenzwänge 

Die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter ist nicht nur Aufgabe von Mädchen und Frauen, sondern ebenso von Jungen und Männern. Auch sie profitieren davon, wenn einengende Rollenanforderungen überwunden werden. Das gehört zu einer nachhaltigen Entwicklung, die nicht nur ökologische Aspekte umfasst, sondern auch soziale und geschlechtsspezifische Dimensionen. Mit unserer Arbeit leisten wir einen Beitrag dazu, die Auswirkungen von Männlichkeitsnormen auf individueller, sozialer und ökologischer Ebene zu beleuchten und nachhaltige Alternativen zu fördern. Wir vertreten ein partnerschaftlich orientiertes Leitbild. Dazu gehört Fürsorgliche Männlichkeit – Caring Masculinities umfasst die Sorge für sich selbst, andere und die Gesellschaft. 

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