Anstoss Demokratie 2022
Die drei Fachverbände für geschlechterreflektierte Jungen- und Männerarbeit im deutschsprachigen Raum – das Bundesforum Männer, der Dachverband für Männer-, Burschen-, und Väterarbeit in Österreich (DMÖ) und männer.ch – haben unter dem Dach der Initiative ANSTOSS DEMOKRATIE ein Verbundsprojekt durchgeführt. Die Leitfragen lauteten: Was macht antidemokratische Strömungen für Männer so attraktiv? Und was lässt sich dagegen tun?
Was macht antidemokratische Strömungen für Männer so attraktiv? Und was lässt sich dagegen tun?
Ausgangslage ist die Beobachtung, dass Männer in allen bekannten Gruppierungen mit demokratiefeindlicher und/oder extremistischer Tendenz klar übervertreten sind. In der Reichsbürger-Szene sind beispielsweise 75% Männer, in der salafistischen Szene 87%. Auch unter Verschwörungstheoretiker:innen und Impfskeptiker:innen sind Männer klar in der Überzahl. 69% der AfD-Wähler:innen sind Männer.
Problematisch erscheint dabei der Umstand, dass die Zusammenhänge zwischen Männlichkeit, Radikalisierung und antidemokratischer Orientierung noch wenig bearbeitet und institutionell kaum berücksichtigt werden. Ein interdisziplinärer und interinstitutioneller Dialog mit dem Ziel, die hier für Prävention und Intervention verborgenen Potenziale zu erschliessen, steht noch ganz am Anfag.
Das Projekt
Ziel des Projekts war es, einen Beitrag zum Schließen dieser Leerstellen zu leisten und Potenziale geschlechterreflektierter Jungen- und Männerarbeit im Dienst von Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung zu identifizieren, nutzbar zu machen und institutionell zu verankern.
Im ersten Schritt hat das Projektteam dafür die fachlichen Grundlagen erarbeitet:
- ein Discussion Paper bildet den aktuellen Stand der Diskussion in verschiedenen Fachdisziplinen kompakt ab (z.B. kriminalpräventiv, sozialwissenschaftlich, geschlechtertheoretisch etc.) und formuliert auf dieser Basis 13 Schlussfolgerungen / Thesen.
- Eine systematische Bestandsaufnahme identifiziert bestehende Präventions- und Interventionsprojekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Im zweiten Schritt wurden diese Grundlagen im Rahmen der interinstitutionellen Impulstagung «Radikalisierung, Demokratiegefährdung und Männlichkeit – der aktuelle Stand der Diskussion» am 18. März 2022 vorgestellt. Im Anschluss wurde zur Vertiefung in Workshops diskutiert. Die Ergebnisse dieser Diskussionen fliessen in die Erarbeitung einer Roadmap ein.