Interview Wellcome

„Gestärkte Eltern-Kind-Beziehungen motivieren uns jeden Tag aufs Neue.“

Das BFM Mitglied „wellcome“ setz͏t ͏sich seit mehr a͏ls 20 Jahren für die Bedürfnisse von Kindern ein. Mit dem Angebot kindwärts (ehemals „Die Familienhandwerker“) werden getrenntlebende Eltern unterstü͏t͏zt und͏ fin͏anziell entlast͏et͏. Wie das genau funktioniert und welche Rolle gleichstellungsorientierte Männerpolitik dabei spielt, haben wir wellcome-Geschäftsführerin Ilsabe von Campenhausen im Mitgliederinterview gefragt.  

Was macht wellcome/kindwärts und wer ist die Zielgruppe?

Ilsabe von Campenhausen: kindwärts ist ein Angebot der wellcome gGmbH, ein breites Netzwerk für Elternunterstützung, das Familien in ihren verschiedenen Lebensphasen begleitet und stärkt. kindwärts hilft getrenntlebenden Eltern, regelmäßig Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, auch wenn sie weit entfernt wohnen. Wir vermitteln Übernachtungsmöglichkeiten bei privaten Gastgebenden in der Nähe des Wohnorts der Kinder, veranstalten digitale Elternsprechstunden, sowie auf Wunsch Coachings und pädagogische Elternberatung.
Ein Beispiel: Thomas aus Hamburg möchte seine 8-jährige Tochter Lisa in Köln regelmäßig sehen, kann sich aber dauerhafte Hotelkosten nicht leisten. kindwärts vermittelt ihm eine Gastfamilie in Köln für seine Besuche und berät Thomas zu „Erziehung auf Distanz“.

Unsere Zielgruppe sind vorwiegend getrenntlebende Väter, die nicht am Wohnort ihrer Kinder leben. Wir möchten ihnen ermöglichen, trotz Distanz eine enge Beziehung zu ihren Kindern zu pflegen, indem wir finanzielle Hürden abbauen und ein Unterstützungsnetzwerk schaffen.

Zu sehen, wie Eltern-Kind-Beziehungen gestärkt werden und wie sich eine Gemeinschaft des gegenseitigen Helfens entwickelt, motiviert uns jeden Tag aufs Neue.

Welche Erfolge, aber auch Herausforderungen haben Sie bei Ihrer Arbeit bisher erlebt?

Eine unserer Herausforderungen ist die geografische Abdeckung. In einigen Regionen haben wir noch zu wenige Gastfamilien, um der Nachfrage gerecht zu werden. Hier arbeiten wir kontinuierlich daran, unser Netzwerk auszubauen. Auch die Koordination und das Matching von Eltern und Gastgebenden kann komplex sein, besonders wenn es um regelmäßige Besuche geht. Wir optimieren unsere Prozesse stetig, aber es bleibt eine anspruchsvolle Aufgabe.

Trotz dieser Herausforderungen überwiegen für uns eindeutig die positiven Erfahrungen. Zu sehen, wie Eltern-Kind-Beziehungen gestärkt werden und wie sich eine Gemeinschaft des gegenseitigen Helfens entwickelt, motiviert uns jeden Tag aufs Neue.

Ziel ist eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter gleichberechtigt ihre Rollen in Familie, Beruf und Gesellschaft wahrnehmen können.

Was bedeutet für Sie gleichstellungsorientierte Männerpolitik und was muss aus Ihrer Sicht auf dem Weg zu umfassender Gleichstellung dringend geschehen?

Gleichstellungsorientierte Männerpolitik bedeutet, Männer als aktive Partner im Gleichstellungsprozess zu sehen und zu fördern. Bei kindwärts unterstützen wir Väter darin, engagierte Elternteile zu sein, auch nach Trennungen. Ziel ist eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter gleichberechtigt ihre Rollen in Familie, Beruf und Gesellschaft wahrnehmen können. Das fördert letztlich das Wohl unserer Kinder.

Für umfassende Gleichstellung müssen wir:

  • Flexible Arbeitsmodelle für Väter fördern
  • Elternzeit für Väter normalisieren
  • Rechtliche Rahmenbedingungen für gleichberechtigte Elternschaft stärken
  • Geschlechterstereotype abbauen
  • Unterstützungsangebote für Väter ausbauen
  • Den Dialog zwischen Geschlechtern fördern

Was ist Ihre Motivation Mitglied im BFM zu sein und was möchten Sie einbringen?

Im Bundesforum Männer möchten wir unsere Erfahrungen mit Trennungsvätern einbringen und von ihren Herausforderungen berichten. Das BFM bietet uns die Möglichkeit, uns mit Gleichgesinnten zu vernetzen und gemeinsam an besseren Bedingungen für engagierte Vaterschaft zu arbeiten. Wir wollen die Stimme für gleichberechtigte Elternschaft verstärken und konkrete Lösungsansätze wie kindwärts vorstellen. Unser Ziel ist es, durch Austausch und Zusammenarbeit einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung und zum Wohl von Familien zu leisten. Wir sehen das BFM als Plattform, um voneinander zu lernen und gemeinsam Veränderungen anzustoßen.