Aktuell laufen im internationalen Raum und deutschlandweit zwei Aktionswochen, die thematisch eng miteinander verbunden sind: die Männergesundheitswoche und die Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“

Einsamkeit –  ein ernstes Problem, das sich auf unsere Gesundheit auswirken kann. Laut dem Statistischen Bundesamt (2022) fühlen sich 41 Prozent der Männer manchmal oder häufig einsam. Die Einsamkeit kann zu Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen führen. Darüber hinaus kann sie auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. 

Es gibt viele Gründe, warum Männer einsam sein können. Nicht wenigen fällt es schwer, Freundschaften zu schließen und aufrechtzuerhalten. Dies kann auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen sein, wie z.B. den Arbeitsplatz, den Wohnort oder die Familie. Darüber hinaus können auch gesellschaftliche Normen und Erwartungen dazu beitragen, dass Männer sich isoliert fühlen. Ernährer- und Karrieredruck führen nicht selten dazu, Emotionen und tiefere Bindungen zu vernachlässigen. „Männer weinen nicht“, heißt es, oder: „Probleme löse ich am besten alleine“, Männlichkeits-Stereotype und -Anforderungen sind also Teil des Problems.

Die Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ findet vom 12. bis 16. Juni statt. Die erste Aktionswoche dieser Art möchte für das Thema Einsamkeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sensibilisieren und Unterstützungsangebote in ganz Deutschland sichtbar machen. Sie startete mit einer Konferenz des Kompetenznetzes Einsamkeit (KNE) in Kooperation mit dem BMFSFJ am 12. Juni in Berlin und Online. Zudem ist in der Woche eine medial begleitete Aktion mit Ministerin Lisa Paus geplant.

„Die“ Männergesundheit – die gibt es nicht. Das Gesundheitsverhalten von Männern unterscheidet sich gegenüber dem von Frauen: Viele Männer haben ein anderes Risikoverhalten, nutzen Angebote zur Prävention oder zur Früherkennung seltener bzw. später und gehen anders mit körperlichen und psychischen Belastungs- und Krisensituationen um.

Die Gesundheit eines Mannes ist aber nicht nur durch den individuellen Umgang damit bestimmt. Sie ist zugleich durch vielfältige weitere Faktoren geprägt, wie beispielsweise sozioökonomische Lage, Milieu, kulturelle Hintergründe oder sexuelle Orientierung. Insofern gilt es, jungen- und männerspezifische Gesundheitsfragen differenziert in den Blick zu nehmen und insgesamt mehr Geschlechtersensibilität in das Thema Gesundheit zu bringen.

Die Internationale Männergesundheitswoche findet jährlich statt – im Jahr 2023 vom 12. bis 18. Juni. Unser Verbandsmitglied, die Stiftung Männergesundheit, gibt zu diesem Anlass Empfehlungen heraus, wie verschiedene Einrichtungen mit Aktionen auf Themen der Männergesundheit aufmerksam machen und Männer aller Altersgruppen zu einem gesundheitsbewussteren Leben bewegen können. In diesem Jahr richten wir den Fokus auf die Bewegung der „Men´s Sheds“, Männer-Treffpunkte als Alternativen gegen die Einsamkeit von älteren Männern.

Uns scheint es wichtig, über Einsamkeit mehr miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Aktionswochen bietet einen guten Anlass dafür. Wir verweisen aus Anlass der beiden Aktionswochen auf zwei unterschiedliche Texte, die sich dem Thema Männer und Einsamkeit widmen:

Der Journalist Stefan Boes nimmt die Begegnung mit einem älteren Mann auf einer Parkbank zum Anlass, sich grundlegende Gedanke hierzu zu machen. Er erzählt „die Geschichte unzähliger anderer Männer: Ein Leben lang gearbeitet, zu wenig verdient, wenig Freizeit, wenige Gelegenheiten, intensive soziale Beziehungen zu pflegen. Nach dem Arbeitsleben fehlen deshalb sinnstiftende Tätigkeiten und Beziehungen über die eigene Partnerschaft hinaus.“ 

Der Transmann James Barnes berichtet in einem oft geteilten, bewegenden Video von seinen eigenen Erlebnissen: Nie habe er sich einsamer gefühlt als seit seiner Transition. Der Grund sei dabei allerdings weniger die Transition, sondern eher die Realität des Mannseins und der gesellschaftliche Umgang damit.