Zum Vatertag am 13.05.2021 fordert das Bundesforum Männer: Bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach Geburt des Kindes muss in neuer Legislatur umgesetzt werden!

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Eigentlich sind sich fast alle einig. Eine zweiwöchige Vaterschaftsfreistellung nach Geburt des Kindes mit Lohnersatz ist ein wichtiger und vor allem auch geeigneter Schritt, eine frühe Vater-Kind-Bindung und eine stärkere Beteiligung von Vätern an der Sorgearbeit in der Familie zu fördern.

2019 wurde die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie beschlossen, um EU-weit Mindeststandards der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und pflegende Angehörige festzusetzen. Bis August 2022 muss diese in nationales Recht umgesetzt werden. Ein wesentlicher Bestandteil der Richtlinie ist eine Vaterschaftsfreistellung von zwei Wochen nach Geburt mit Lohnersatz in Höhe des Krankengeldes.

Männer und Sorgearbeit

Das Bundesforum Männer fordert seit langem eine solche Freistellung als eigenständige familien- und gleichstellungspolitische Leistung, zusätzlich zu Elterngeld und Elternzeit. Dies ist wichtig, um einen klaren rechtlichen Rahmen auch gegenüber Arbeitgeber:innen zu schaffen, damit Väter sich in dieser wichtigen ersten Phase voll und ganz auf ihre Kinder und die Unterstützung ihrer Partnerinnen konzentrieren können.

Deutschland ist durch die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie verpflichtet, eine entsprechende Vaterschaftsfreistellung einzuführen. Das unterstreicht auch ein kürzlich vom DGB vorgelegtes Gutachten zur Umsetzung der EU-Vereinbarkeitsrichtlinie. Die Bundesregierung vertritt allerdings bislang den Standpunkt, dass die Vaterschaftsfreistellung nicht in nationales Recht überführt werden müsse, weil mit Elterngeld und Elternzeit bereits weitreichendere Regelungen umgesetzt sind. Dafür haben wir als Bundesforum Männer kein Verständnis.

Der internationale Vergleich zeigt, dass in vielen europäischen Nachbarländern eine Vaterschaftsfreistellung bereits existiert, oft parallel zu Elternzeit- und Elterngeldregelungen, unter anderem in Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Portugal, Schweden oder Slowenien. In den betreffenden Ländern findet die Vaterschaftsfreistellung positive Resonanz.

Väter wollen Zeit für Familie

Auch die Forschung macht deutlich: Väter wollen gerne mehr Zeit für Familie. Laut Väterreport des BMFSFJ geben über 50 Prozent der Väter an, sich die Kinderbetreuung gerne hälftig mit ihrer Partnerin aufteilen zu wollen, aber nur 18 Prozent tun dies auch tatsächlich. Ein weiterer Befund: Je weniger Stunden Väter pro Woche erwerbstätig sind, desto mehr Zeit übernehmen sie faktisch bei der Kinderbetreuung. Das heißt, es braucht geeignete Rahmenbedingungen und Anreize, damit mehr Väter von Beginn an Verantwortung in der Familie übernehmen. In einer aktuellen repräsentativen Bevölkerungsumfrage zur Gleichstellung sagen über 80 Prozent der Befragten, dass der größte Nutzen, den Männer von Gleichstellung hätten, mehr Zeit mit Familie und Kindern wäre. Und eine durch den DGB in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass knapp Zweidrittel der Befragten eine bezahlte Vaterschaftsfreistellung von zwei Wochen nach Geburt des Kindes positiv bewerten.

Insofern begrüßt das Bundesforum Männer ausdrücklich, dass die Forderung nach einer (bezahlten) Vaterschaftsfreistellung in mehrere der bislang vorliegenden Wahlprogramme zur Bundestagswahl aufgenommen wurde; so zum Beispiel in die Entwürfe der Grünen, der SPD und der Linken. Die Einführung einer Vaterschaftsfreistellung als neuer familien- und gleichstellungspolitischer Leistung in der nächsten Legislatur würde – davon sind wir überzeugt – die Väterbeteiligung an Sorgearbeit und auch am Elterngeld weiter erhöhen und ein deutliches Zeichen setzen: Eltern sind in der gemeinsamen Verantwortung für Kinder – und Väter sind von Anfang an wichtig!