Am 21. Mai ist Christi Himmelfahrt. An diesem gesetzlichen Feiertag wird traditionell der Vatertag – auch Herren- oder Männertag genannt – gefeiert.
In diesem Jahr ist aber vieles anders, als wir es gewohnt sind. Durch die Corona-Pandemie hat sich beispielsweise das Familienleben von Vätern drastisch verändert. Für viele verursacht die gegenwärtige Situation zusätzliche Belastungen, Schwierigkeiten und Ängste – nicht zuletzt, wenn durch Kurzarbeit das Familieneinkommen nicht mehr gesichert ist. Andere freuen sich, dass sie im Homeoffice mehr Zeit mit ihren Familien verbringen können. Viele Männer werden den Ausfall der geplanten Bollerwagen-Tour mit den dicksten Freunden bedauern. Auch andere Treffen mit Familie und Freunden werden dieses Jahr mindestens kleiner ausfallen, um diesen freien Tag zu genießen.
Man darf gespannt sein, was sich Familien, Väter und Männer in diesem Jahr einfallen lassen, um den 21. Mai feierlich zu begehen.
#Spaßbremse?
Wie ist es überhaupt aus männer- und väterpolitischer Sicht um den Vatertag bestellt? Der Geschäftsführer des Bundesforum Männer, Dag Schölper, hat sich dazu einige persönlich gefärbte Gedanken gemacht, die es hier zum Nachlesen gibt.
#Männer in Zeiten von Corona
möglichkeiten?
Fragen und Antworten zu einigen wichtigen Aspekten haben wir hier zusammengefasst.
#Pressemitteilung zum Vatertag 2020
Das Bundesforum Männer veröffentlicht an dieser Stelle eine Pressemitteilung zum Vatertag 2020 – in Zeiten von Corona.
Das aktuelle Projekt des Bundesforum Männer „Männer stärker in die Gleichstellungspolitik – Vernetzung, Beratung, Ansprache und Unterstützung“ wird gefördert vom
#Vaterschaft istMehr
Unter dem Hashtag #VaterschaftIstMehr kannst Du am 21.05.2020 Deine Geschichte teilen! Was hat Deine Vaterrolle und Dein Vaterbild geprägt? Was machst Du anders? Welcher Vater möchtest Du sein? Mach mit – auf Twitter! Eine Aktion von vaterwelten.de
#Filmtipps zum Vatertag
Wer am 21. Mai lieber zu Hause bleiben möchte und noch nicht weiß, welcher Film zur Feier des Tages in Frage kommt, kann sich bei unseren Filmtipps – rund ums Thema Männlichkeit – inspirieren lassen.
#Männerberatung
Weil sich viele Männer noch immer schwer damit tun, bei Problemen oder Krisen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, setzen wir uns mit der Webseite männerberatungsnetz.de dafür ein, dass Beratung speziell für Männer sichtbarer, zugänglicher und gleichzeitig selbstverständlicher wird. Die Beratungsplattform hilft Jungen, Männern und Vätern schnell und unkompliziert bei der Suche nach Beratung und Unterstützung.

Spaßbremse?
Gedanken zum Vatertag
von Dag Schölper, Geschäftsführer des Bundesforum Männer
Berlin | 19.05.2020. Ich sitze zuhause mit meinem Dienstlaptop am Tisch in unserem Schlafzimmer und denke über den anstehenden „Vatertag“ nach. Wegen der Corona-Krise tue ich das nicht im Büro. Die Kinder sitzen nebenan, über ihre Home-Schooling-Aufgaben gebeugt. Meine Partnerin versucht sich, parallel zu uns dreien, auf die jetzt wieder anlaufende Arbeit als Erzieherin in der Kita vorzubereiten. Das dreckige Geschirr von Frühstück und Mittag stapelt sich in der Küche. Infolge des Corona-Shut-Downs hat sich unser Alltag erheblich verändert. Auch der diesjährige Vatertag wird sicher anders werden als sonst. So ist nicht zu erwarten, dass Männer wie gewohnt in größeren Gruppen ins Grüne zuckeln, um gemeinsam die ein oder andere Kiste Bier zu leeren. Massenhaft in die Kirchen strömen werden sie wohl auch nicht, auch wenn ihnen die Teilnahme am Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt nach dem harten Corona-Shutdown der letzten Wochen und Monate nun wieder möglich wäre.
Rückblickend fällt mir auf, dass ich selbst am Donnerstag, 40 Tage nach Ostern noch nie in der Kirche war, um Christi Himmelfahrt zu feiern. Ich kann mich nicht erinnern, an diesem von Gesetzes wegen freien Tag irgendetwas besonderes erlebt zu haben, weil der Herr Jesus Christus vor rund 2000 Jahren aufgehoben wurde gen Himmel und sich zur Rechten Gottes setzte. Als Stadtkind habe ich auch nicht für eine gute Ernte gebetet, wie man es wohl früher gerade in ländlichen Gegenden getan hat und womöglich noch immer tut.
Andererseits war ich am Vater-, Herren- oder Männertag auch noch nie mit Kumpels auf Sauftour. Dabei wird dieses Brauchtum seit mindestens dem 19. Jahrhundert in deutschen Landen gepflegt, auch damit Jungs lernen, zu saufen wie ein „richtiger Mann“. An die Kremser und offenen Planwagen, die vormittags durch die West-Berliner Straßen meiner Kindheit trabten und tuckerten, voll mit besoffenen Männern, die lauthals lallten und grölten, erinnere ich mich allerdings. Auch an den Pulk vor den Kiez-Kneipen, wo es irgendwann immer Streit und Kloppereien gab. Als Kind blieb ich an diesem Vormittag zum Spielen lieber drinnen. Gegen Mittag war der Spuk vorbei. Vor dem ein oder anderen Hauseingang saß noch einer völlig abgedichtet und döste vollgekotzt seinen Rausch aus, was seither mein Bild von „Frühschoppen“ prägt. Die sogenannten Bierbikes, die in den Nullerjahren aufkamen, wirkten wie ein modernisiertes Echo darauf.
Etwas verwundert war ich darüber, dass die Soziologie den „Vatertag“ zu den „institutionalisierten Anlässen des Schenkens“ [1] zählt. Ich selbst bin seit 2009 Vater, habe jedoch noch nie erwartet, an diesem Tage etwas geschenkt zu bekommen. Auch in der Kita meiner Kinder kam niemand auf diese Idee; anders als zum Muttertag wurde nichts unter Hochdruck gebastelt und gepinselt. (Lieber Papa, tatsächlich kam auch mir der Gedanke noch nie, Dir an Himmelfahrt etwas zu schenken…) Allerdings fragen sich meine Kinder, warum das eigentlich so ist.

Erinnert sich noch jemand daran: Letztes Jahr köchelte ein Werbe-Eklat rund um den Muttertags-Spot von EDEKA wegen der dümmlich-stereotypen Darstellung von Vätern (und der fragwürdigen Überhöhung von Müttern). [2] Der Spot wurde letztlich sogar vom Werberat gerügt. [3] Zum „Vatertag“ kam dann eine laue Retourkutsche, bei der Mütter von der Supermarkt-Kette aufs Korn genommen wurden. Viel unmittelbarer beschäftigt uns in diesem Jahr nun alle die völlig veränderte soziale Wirklichkeit aufgrund der Maßnahmen zum Schutz vor der unkontrollierbaren Verbreitung des Corona-Virus‘. Die gleichermaßen erzwungene Nähe in der „Kernfamilie“ und die erzwungene Distanz zu allen anderen Menschen, führen zu einer notwendigen Auseinandersetzung mit sich selbst und dem eigenen sozialen Umfeld.
So gesehen wäre jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Relaunch des „Vatertags“. Lassen wir die Problematisierung der Binarität von Mutter und Vater einmal außen vor. Dann könnte an diesem Tag ein empathischer und einladender Blick auf Väterlichkeit gerichtet werden. Anerkennung für die Väter, die sich aktiv in die Kindererziehung und Hausarbeit einbringen, indem das öffentlich sichtbar mal richtig gefeiert wird. Wir waren ja eben schon bei Werbung. Man(n) hat allzu oft noch den Eindruck, dass Abwaschen, Staub saugen, Windeln wechseln, Kochen und jetzt ganz aktuell: home schooling peinlich versteckt und verheimlicht werden müssten, um nicht als Mann und Vater für einen warmduschenden Pantoffelhelden gehalten und verlacht zu werden. Mein Opa hat das alles schon gemacht und ich hatte nie einen Zweifel an seinem Mann-Sein. Küchenarbeit und Freiwillige Feuerwehr passten bei ihm problemlos zusammen. Ich finde, dass der Vatertag (oder wahlweise auch Herren- bzw. Männertag) ein guter Anlass wäre, um Selbstsorge und Fürsorge von Männern zu feiern. Eine ultimative Lobhudelei für Väter und ihr einfühlsames Vorlesen am Abend (auch wenn der Tag im Job stressig war), für alltägliches Hausarbeiterledigen, dafür, das Handy regelmäßig einfach mal aus zu lassen, um ganz bei Kindern und Partner_in zu sein. Das wäre vielleicht auch eine überraschende Maßnahme gegen den Rückfall ins alte Ernährer-Hausfrauen-Modell, dass nun durch die Corona-Krise fröhliche Urständ zu feiern scheint.
Und nicht zuletzt könnte das auch ein Tag werden, wo Medien und Politik innehalten und überlegen, was eigentlich noch zu tun wäre, um die Gleichstellung der Geschlechter zu befördern, zum Beispiel die Normalerwartung des „männlichen Alleinernährers“ nachhaltig zu überwinden. Das Statistische Bundesamt schreibt ganz trocken: „Im Jahr 2018 waren fast ein Viertel aller Mütter, deren jüngstes Kind unter 6 Jahren ist, in Elternzeit. Unter den Vätern traf dies nur auf 1,6 % zu.“ [4] Auch wenn Mutter und Vater mit einem kleinen Kind erwerbstätig sind, sind es ganz überwiegend die Väter, die in Vollzeit arbeiten. Für die Vater-Kind-Beziehung kann das nicht gut sein – und für die zwischen Mann und Frau auch nicht. Eine Zementierung ungleicher Rollen ist die zu erwartende Konsequenz, wenn im ersten Lebensjahr ihres Kindes 78 % der Väter die Alleinverdiener-Rolle einnehmen; bei Kindern unter 3 Jahren sind es immer noch 54 %. [5] Übrigens ist das Alleinverdiener-Modell in West-Deutschland wesentlich weiter verbreitet, als in Ost-Deutschland. An diesem Tag darf ich dazu wohl sagen: Jesus, hilf!

Auf ein höheres Wesen will ich mich aber nicht verlassen. Von daher wünsche ich mir zum Vatertag von der Bundesregierung keine Geschenke, sondern dass sie für den Einstieg in den Ausstieg aus diesen Konstellationen sorgt, in denen sich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern festschreibt. Dazu wäre zunächst einmal die 14tägige Freistellung mit Lohnersatz für Väter aus Anlass der Geburt ihres Kindes umzusetzen, die von der im letzten Jahr verabschiedeten EU-Vereinbarkeitsrichtlinie vorgesehen ist. Gerade in der aktuellen Situation zeigt sich, dass Mütter im Wochenbett sonst völlig auf sich allein gestellt sind. Ferner erwarte ich von der Politik, dass Väter ein klar geregeltes individuelles Anrecht auf eine längere Phase von Elternzeit mit Elterngeld zuerkannt bekommen (mindestens vier Monate, besser die Hälfte) – und dabei sollte auch konstruktiv an diejenigen Väter gedacht werden, die nicht mit der Mutter des Kindes in einem Haushalt leben. Flankierend wünsche ich mir von den Gewerkschaften, dass sie sich in den Betrieben für die bessere Vereinbarkeit von Familie, aber auch von Pflegeverantwortung und Beruf für Männer und Väter einsetzen, und von Arbeitgebern, dass sie dies von sich aus proaktiv angehen. Der Gesetzgeber kann hier gerne unterstützend tätig werden und auch pflegebedingte Auszeiten und Arbeitszeitreduktionen durch Lohnersatzleistungen erleichtern. Diese Fragen sollten nicht dem individuellen Verhandlungsgeschick gegenüber Arbeitgebern überlassen bleiben, hier braucht es klare Regelungen. Wenn der Druck, der auf vielen erwerbstätigen Männern lastet, abnähme, dann müssten sich vielleicht am Vater-, Herren- oder Männertag nicht mehr ganz so viele von ihnen exzessiv einen ansaufen.
Aber jetzt freue ich mich erst einmal auf einen hoffentlich sonnigen Vatertag, an dem sich die Familienarbeit auf die Zubereitung der Mahlzeiten, eine Diskussion über ein geeignetes, den gebotenen Sicherheitsabstand wahrendes Ausflugsziel und vielleicht noch über den gemeinsam zu sehenden Film beschränkt. Und ein kühles Bier zum Abschluss eines schönen Feiertags würde ich auch nehmen.
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[1] Kai-Olaf Maiwald, Inken Sürig, 2018, Mikrosoziologie: Eine Einführung, Wiesbaden, S. 80
[2] https://bundesforum-maenner.de/2019/05/13/edeka-wir-sind-entsetzt/
[3] https://www.werberat.de/edeka-verletzt-branchenstandards-werberat-rugt-muttertagsspot
[4] https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-3/elternzeit.html
[5] Siehe hierzu: DESTATIS Pressemitteilung Nr. 473 vom 11. Dezember 2019, online: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/12/PD19_473_122.html

Männer und Väter in Zeiten von Corona
Männer wie Frauen sind von dem Corona Virus und der Gefahr an COVID-19 zu erkranken gleichermaßen betroffen. Allerdings weisen erste Untersuchungen darauf hin, dass der Anteil der Männer bei schweren Krankheitsverläufen und den Sterbefällen höher liegt. Das wird bisher auf sowohl unterschiedliche hormonelle Ursachen als auch auf unterschiedliche Lebensstile und Vorerkrankungen zurückgeführt. Die Global Action on Men’s Health (GAMH) ruft aktuell in einer Erklärung zum Thema „Covid-19 und Männer“ dazu auf, dementsprechend geschlechtersensible Maßnahmen für alle Geschlechter zu ergreifen.
Eine besondere Herausforderung in der Corona-Krise ist die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Noch immer nehmen in der Regel Männer die Hauptverdienerrolle ein, Frauen hingegen verdienen weniger, arbeiten eher in Teilzeit und tragen die Hauptlast der familialen Sorgearbeit. Mit teilweisem Shutdown, Kontaktbeschränkungen und Kindern, die zuhause von den Eltern beschult werden müssen, verstärkt sich diese Arbeitsteilung – mit der Gefahr einer Retraditionalisierung. Der Druck auf Frauen und Mütter steigt, beruflich zurückzustecken und sich vornehmlich um Kinder und Haushalt zu kümmern je länger Kitas und Schulen im Notbetrieb laufen. Doch auch der Druck auf Männer steigt, einerseits trotz Shutdown und Kurzarbeit die finanziellen Erfordernisse der Familien zu sichern, andererseits zuhause ihre Partnerinnen zu entlasten und ihren Anteil der Sorge- und Hausarbeit zu übernehmen. Viele Väter machen dies auch und bringen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein, um den veränderten Familienalltag in Corona-Zeiten am Laufen zu halten. Insofern kann die Corona-Krise auch ein Lernfeld sein für mehr Partnerschaftlichkeit und Väterlichkeit: Einerseits unmittelbarer zu erfahren, wie viel Arbeit in Sorge- und Hausarbeit steckt, andererseits aber auch mehr teilzuhaben am Leben ihrer Kinder und neue wertvolle Erfahrungen zu machen.
Home Office, Home Schooling, Kontaktbeschränkungen und die Reduktion auf die Kernfamilie führen oft aber auch zu mehr Stress, mehr Konflikten und im schlimmsten Fall auch zu Gewalt: gegen Frauen, gegen Kinder; aber auch gegen Männer. Notwendig ist es, öffentlich darauf aufmerksam zu machen und Hilfe und Unterstützung anzubieten, sei es für Männer die in Gefahr geraten, die Beherrschung zu verlieren, sei es für Frauen, Kinder und Männer als Betroffene von Gewalt.
Viele Männer und Väter übernehmen bereits mit großer Selbstverständlichkeit Anteile der Haus- und Sorgearbeit – auch schon vor Corona. Die Verantwortung für Familie und Beruf ist dabei zwischen den Geschlechtern ohne Frage nicht gleich verteilt, aber auch Väter haben ein Vereinbarkeitsproblem. Oft strampeln sie sich zwischen beiden Lebensbereichen ab und haben am Ende des Tages doch das Gefühl, keiner Seite wirklich gerecht zu werden. Viele Männer und Väter wünschen sich, mehr Zeit für Familie und Sorgearbeit zu haben, sind oft aber in einer Situation, die dies nur unzureichend zulässt.
Die Corona-Krise zeigt insgesamt, wie systemrelevant Care-Arbeit ist: Als gesellschaftliche Notwendigkeit, sich miteinander und umeinander zu kümmern, aber auch als ökonomisches Thema bei der unbezahlten private wie bei der bezahlten erwerbsförmigen Sorge- und Pflegearbeit. Es zeigt sich zugleich, dass Sorge auch ein zentrales Thema der Veränderung von Männern und Männlichkeitsbildern ist, sei es mit Blick auf die Selbstsorge und das auf sich Achtgeben, sei es die Sorge um andere. Das Bundesforum Männer setzt sich dafür ein, dass diese Perspektive auf Männer und Männlichkeiten – das Leitbild von „Caring Masculinities“, von „Für-/Sorgenden Männlichkeiten“ – verstärkt in die gleichstellungspolitische Diskussionen um den Wandel von Geschlechterverhältnissen eingeht, auch nach Corona.
Die gegenwärtige Situation erfordert Maßnahmen, die auch jenseits der Corona-Krise bereits wichtig waren, jetzt aber umso dringlicher sind. Eine verstärkte Anerkennung und Unterstützung der Vereinbarkeitsbedarfe von Männern (und von Frauen), gerade auch von Unternehmen und Organisationen, sowie Maßnahmen zur vermehrten und erweiterten Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter gehören ganz vorne mit dazu.
Für das Bundesforum Männer sind viele frauenpolitische Forderungen, wie die Schließung des Gender Pay Gap und des Gender Care Gap, keine Gegensätze zu einer gleichstellungsorientierten Männerpolitik, sondern auch für Männer wichtige Forderungen. Denn erst wenn Frauen wie Männer gleichermaßen erwerbstätig sein können, Verdienstmöglichkeiten nicht mehr auseinanderklaffen und flächendeckend ausreichende und bezahlbare Kinderbetreuungsmöglichkeiten vorhanden sind, gibt es für beide eine echte Wahl- und Gestaltungsfreiheit, wie sie ihr Leben oder ihre Partnerschaft führen möchten. Dazu gehört für uns auch die Anerkennung und finanzielle Aufwertung von Sorge- und Pflegeberufen und Anstrengungen, mehr Männer für diese Berufsfelder zu interessieren. Insgesamt muss in und nach Corona dem Thema Care mehr Bedeutung zugemessen und eine Neu- und Umverteilung der privat geleisteten Care-Arbeit stärker in den Blick genommen werden.
Sowohl in der derzeitigen Situation mit Corona als auch danach brauchen wir Beratungsangebote, die sich explizit an Männer richten und männersensibel und männlichkeitsreflektiert ausgerichtet sind. Das Bundesforum Männer bündelt mit dem Webportal männerberatungsnetz.de bestehende Beratungsangebote, um diese bekannter und zugänglicher zu machen. Zugleich dokumentieren wir damit, wie wenig männerspezifische Angebote es bisher gibt. In unserem Webportal finden sich bspw. Angebote für Väter, die Hilfe und Beratung bei der der Umsetzung ihrer Vereinbarkeitsbedarfe suchen, bei Erziehungsfragen und Problemen mit ihren Kindern, in Partnerschaftsfragen oder die nach einer Trennung den Kontakt zu ihren Kindern halten möchten. Aber auch in anderen Bereichen, wie etwa in der Täter-/Opferberatung von Gewalttaten, der Obdachlosenberatung oder der allgemeinen Männerberatung, sind männersensible Beratungsangebote unumgänglich.
Weitere Angebote für Männer und Väter in Zeiten von Corona finden sich auch in unserem Sondernewsletter „Männer in Zeiten von Corona“.