Das Bundesforum Männer setzt sich ein für Equal Pay. Weil es um eine gerechte Bezahlung von Frauen geht und um eine bessere Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit, damit andere Lebensentwürfe für Männer und Frauen möglich werden.
Sorge- und Pflegearbeit nimmt einen Großteil unserer Lebenszeit ein
Putzen, waschen, kochen und essen, Gesundheitsfürsorge, Pflege von Haus, Garten und Geräten, Verwalten von Finanzen und Verträgen, Beziehungen zu Familie, Freunden und Freundinnen, gesellschaftliches Engagement und nicht zuletzt ausruhen und regenerieren der eigenen Kräfte. Sind Kinder zu versorgen oder Angehörige zu pflegen, werden diese Aufgaben und ihre Verteilung noch dringlicher.
Der Gender Pay Gap verstärkt den Gender Care Gap – und umgekehrt!
Solange Männer/Väter systematisch mehr verdienen als Frauen/Mütter, werden Männer, insbesondere wenn junge Kinder im Haushalt sind, stärker die Ernährer-Rolle wahrnehmen. Männer intensivieren dann ihre Erwerbstätigkeit, während Frauen diese reduzieren.[1]
Viele Eltern – Frauen wie Männer – finden dieses traditionelle Ernährermodell oder Zuverdienermodell weder zeitgemäß noch erstrebenswert. Auch die Bundesregierung empfiehlt, dass Erwerbsarbeit so gestaltet sein muss, „dass Sorgearbeit aller Beschäftigten mitgedacht ist – auch und gerade der männlichen Beschäftigten. Familiäre Verpflichtungen dürfen nicht länger als Sonder- bzw. Störfall betrieblicher Abläufe aufgefasst werden.“[2]
Neben der solidarischen Unterstützung von Frauen gibt es für Männer durchaus auch ein eigenes Interesse an der Schließung der Verdienstlücke. Wenn sich die Lohnungleichheiten von Männern und Frauen endlich verringern und sich ihre Erwerbsverläufe angleichen, eröffnen sich auch für Männer mehr Möglichkeiten für eine bessere Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit und eine intensivere Beziehung zu ihren Kindern. Die Anerkennung des Vereinbarkeitsbedarfes von Männern über den Lebensverlauf hinweg ist aber im Alltag, insbesondere im beruflichen Alltag, immer noch keine Selbstverständlichkeit. Verantwortungsübernahme für Kinder und Familie bedeutet für viele Väter im eigenen Selbstbild und in den Botschaften von Freunden und Familie zuerst für die finanzielle Sicherheit der Familie zu sorgen.
Es braucht starke Maßnahmen, um Erwerbs- und Sorgearbeit besser miteinander zu verbinden
In vielen Unternehmen klafft eine große Lücke zwischen den familienfreundlichen Verlautbarungen in bunten Broschüren und den Realitäten der informellen Unternehmenskulturen. Der Verfügbarkeitsanspruch der Unternehmen an Männer ist stark und eine Anerkennung des Vereinbarkeitsbedarfes noch gering. Werdende Väter werden noch oft nicht ausreichend über ihre Rechte und Möglichkeiten informiert. Die Hürden für Erziehungszeit über die zwei „Papamonate“ hinaus sind eher hoch, die Angst vieler Männer vor einem Karriereknick groß. Es braucht starke Maßnahmen und proaktive Angebote für Männer – innerhalb und außerhalb der Unternehmen – um die tiefverwurzelten Rollenbilder zu brechen und Männer dabei zu unterstützen, Erwerbs- und Sorgearbeit besser miteinander zu verbinden.
[1] Realisierte Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Matthias Keller, Dr. Irene Kahle, Statistisches Bundesamt, WISTA – Wirtschaft und Statistik“, 3/2018, S.71
[2] Stellungnahme der Bundesregierung zum Gutachten der Sachverständigenkommission für den Zweiten Gleichstellungsbericht in: Bundesregierung (2017): Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. BT-Drucksache 18/2840, Berlin, S.20f