Berlin, 19. Oktober 2018. Das Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer & Väter e. V. fordert männlichkeitssensible Flüchtlingsarbeit, um den Potenzialen und Bedürfnissen von geflüchteten Männern und Jungen besser gerecht werden zu können.

„Wenn wir über geflüchtete Männer sprechen, müssen wir auch über Männlichkeit sprechen“, sagt Martin Rosowski, Vorsitzender des Bundesforum Männer, beim heutigen Abschlusskongress des Projektes movemen „Flucht, Migration, Integration – Geschlechterreflektierte Arbeit mit männlichen Flüchtlingen“ des Bundesforum Männer in Richtung von Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey. „Wir brauchen in der Flüchtlingsarbeit eine Gender- und damit auch Männlichkeitskompetenz als Basisqualifikation“, so Rosowski weiter. Hier sei eine Leerstelle in der Arbeit mit Geflüchteten, die geschlossen werden müsse.

Die Verletzbarkeit vieler geflüchteter Männer aufgrund ihrer Erfahrungen mit Krieg, Flucht und Gewalt einerseits und ihre enttäuschten Erwartungen in Deutschland andererseits werden häufig nicht gesehen. Hinzu kommt die Herausforderung, sich an andere Geschlechterrollen anzupassen. „Diesem Spannungsfeld muss durch männlichkeitssensible Arbeit professionell begegnet werden, auch um bestehende individuelle Handlungsunsicherheiten im Umgang mit geflüchteten Männern zu überwinden“, betont Rosowski.

Ein professionell geschulter Blick auf Männer und gelebte Formen von Männlichkeit müsste durchgehend zu den fachlichen Standards gehören, um den Potenzialen und basalen Bedürfnissen von geflüchteten Männern und Jungen gerecht werden zu können, bewertet Rosowski die Anforderungen an männlichkeitssensible Flüchtlingsarbeit.

Seit 2016 realisiert das Bundesforum Männer das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Projekt „Flucht, Migration, Integration – Geschlechterreflektierte Arbeit mit männlichen Flüchtlingen“. Ausgangspunkt dieses bundesweiten Projektes war die Analyse, dass ein Großteil der nach Deutschland flüchtenden Menschen männlich und demnach die Flüchtlingsfrage auch eine Männer- und Gleichstellungsfrage ist. Nach knapp drei Jahren Laufzeit werden am 19. Oktober 2018 im Beisein der Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey die Projektergebnisse im Europahaus in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert und politische Handlungsempfehlungen debattiert.

Mit dem Projekt wurden bundesweit in acht Praxisprojekten Strukturen und Angebote für (junge) männliche Geflüchtete zur Bearbeitung von Lebensgeschichten, Grundwerten und Geschlechterfragen gefördert und Workshops für haupt- und ehrenamtlich Tätige der Flüchtlingshilfe initiiert.

Mit der im Rahmen des Projektes erstellten Studie „Geflüchtete Männer in Deutschland – Bedarfe, Herausforderungen und Ressourcen“, konnte ein zielgerichteter Beitrag für künftige Hilfsangebote und Projekte für insbesondere männliche Geflüchtete geleistet und dabei vor allem auch ein geschlechterreflexiver Blick geschärft werden.

Weitere Informationen zum Projekt unter www.movemen.org.

Der Download der Studie ist unter diesem Link möglich.